Das Leben gleicht in seiner physikalischen Unermesslichkeit tatsächlich einem Kometen, der einer geheimen Flugbahn folgend jäh am Firmament aufleuchtet und als helles Gas-Gebilde verschwindet.

Elisabeth R. Hager nimmt dieses kometenhafte Aufblitzen und Verschwinden zum Anlass, um ihre Heldin zum Leuchten zu bringen, ehe sie verglüht. Klara Bergerer, die rundherum Bubi genannt wird, erwischt in Berlin eine Droge, die sie aus den Socken wirft. Ein gewisser Hans hat ihr das Zeug eingeflößt und Bubi erfährt daraufhin einen Filmriss, in der Literatur wunderschön dargestellt mit jeweils ein paar leeren Seiten.

Wenn man das Leben ernsthaft genug betreibt, hat man auf jeden Fall genug Stoff für seine Memoiren.

Harald Gordon lässt seinen dreizehnjährigen Fredi mit kühner Miene aufmarschieren, ähnlich dem Oskar in der Blechtrommel ist er irgendwie fertig auf die Welt gekommen und hat auch schon als Schüler einen ziemlichen Überblick über die Welt.

Auszählreime sind oft die beste Struktur, um ein raffiniertes Menschenschicksal darzustellen.

Renate Scrinzi stellt ihrem Roman „Und Emilio lächelt“ eine markante Faustformel des legendären tschechischen Langstreckenläufers Emil Zátopek voran: „Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft.“ (5)

Im Jahrhundertbestseller „Sternstunden der Menschheit“ von Stefan Zweig geht es um vierzehn historische Höhepunkte, welche angeblich die Menschheit verändert haben sollen.

Florian Gantner nimmt diese hehre Vorlage zum Anlass, um über die Menschheit etwas ganz Irdisches, Gewöhnliches und Unscheinbares zu erzählen. In einer Rahmensituation packt ein schwadronierender Naturwissenschaftler seine ungelegten Erzähl-Eier aus, um einer Frau zu imponieren. Dabei erfindet er eine kosmische Konstellation, in deren Sternschnuppen sich die trivialsten Geschehnisse entwickeln.

In der Literatur gibt es oft ein strenges Ranking verschiedener Nachrichten. So muss fallweise eine Verwandtschaftsbeziehung einem Text vorausgestellt werden, damit sich die Leserschaft anschließend voll auf den Text konzentrieren kann.

Im Falle von Marlene Schwarz muss man einfach wissen, dass sie die Schwester von Herbert Rosendorfer ist, und dieser beschreibt jene in einem Vorwort als die Strukturierteste und Emsigste unter den Geschwistern.

Eine gute Geschichte ist letztlich wie die Geschichte überhaupt nichts anderes als der Wechsel von Zeit.

In Andrej Kurkows skurrilem Roman über den permanenten Zeitenwechsel taucht allmählich das wahre ukrainische Untergrundleben glasklar hervor wie in einem Geschichtsbuch voller Verständnis und Augenzwinkern.

Pubertät und Sex bis zum Anschlag, Partys und Drogen bis zum Abwinken, Poesie und Hilflosigkeit bis zum Umfallen der Seele, das alles aufgesplittet in eine Handvoll Kurzgeschichten. - So kann nur ein Meister des cineastischen Wahnsinns mit dem Stoff umgehen.

Tatsächlich nennt der Hollywood-Schauspieler James Franco seine Geschichten Lehrstücke einer extremen Jugend. Er stillt dabei diese von uns Lesern gerne unterdrückte Lust, eine Story vielleicht einmal ohne Moral und mit fatalem Ausgang lesen zu dürfen.

Der Vinschgau, diese bemerkenswerte Kulturlandschaft zwischen Reschen und Meran, besitzt an seinem westlichen Ende lauter Ausstülpungen, mit denen der wandernde Mensch geradezu ins Innere gezogen wird.

Ein vernünftiger Mensch kann gar nicht anders, als der Neugierde nachzugeben und sich dem Vinschgau in die Arme zu werfen.

Im Idealfall verläuft das Leben wie ein Roman und seine Bilanzierung nimmt es mit einer korrekten Buchhaltung auf.

Bernd Cailloux nennt die Bilanz seiner fiktionalen Figuren „Gutgeschriebene Verluste“. In der Spannung dieses Begriffes steckt augenzwinkernd der Wahrheitsgehalt der Bilanz, selbst aus Verlusten lässt sich noch immer etwas Brauchbares herauslesen.

Die Pyrenäen gelten als sagenhaftes Gebirge zwischen Spanien und Frankreich gelegen, worin sich allerhand seltsame Gestalten tummeln und wohin sich oft alte Geschichten zurückgezogen haben, um zu überleben.

Susanne Schaber stellt in ihrer Lesereise einige dieser unverwechselbaren Eigentümlichkeiten vor und beginnt diese mit dem Mythos um den Schriftsteller Walter Benjamin. Von ihm wird ja immer zuerst sein Ende erzählt, ehe man überlegt, wer er vorher gewesen ist.