Erzählen heißt normalerweise, dass etwas in einem Zeitablauf von früher in einen Zeitablauf der Gegenwart gebracht wird. Wie bei einer Sanduhr gibt es ein Stoffdepot, das über die Engstelle in die Gegenwart rinnt.

Martin Kolozs Erzählung Die Geschichte geht so ist eine Erzählung über das Erzählen. Dabei wird so gut wie alles verrückt, die Spielregeln werden ununterbrochen verändert, Vergangenheit kann Zukunft sein, die Gegenwart ein Stoffuniversum an Gleichzeitigkeit.

Buch-CoverDiese kleinen Filialleiter, die immer wieder auf der Kriminalseite der Tagespresse auftauchen, sind die Idealen Helden, um große Systeme zu sprengen. Angetrieben von der Geilheit des Geldes sind sie so gut wie zu jedem Verbrechen fähig und immer wieder haben sie die Moral auf ihrer Seite, denn sie haben ja nichts anderes im Sinn, als ein freches unmenschliches System ordentlich auszureizen.

Robert Prokop ist Leiter einer lokalen Versicherung, die irgendwie heimlich an eine größere Gesellschaft verkauft werden soll. Um diesen Verkauf etwas spannender und schwieriger zu gestalten, wagt sich der Direktor in virtuelle Gefilde vor, die sich bald nicht mehr steuern lassen. Zufällig und vage zapft er ein südamerikanisches Gangsternetz an und gerät in die Fänge der internationalen Kriminalität.

Buch-CoverAuf der ganzen Welt kennt man dieses Riesenrad, das bei günstiger Optik genau hinter dem Stefansdom aufgestellt ist, während in der Tiefe dieser Installation vielleicht ein Fiakerpferd im rosaroten Mannerschnitten-Look furzt.

Der Tiroler Sprachartist Markus Köhle ist ohne Frust nach Wien übersiedelt und liebt uns Hinterbliebene, indem er uns manchmal Briefe schickt, ein Mittelding zwischen Artistik und Ratgeber.

Buch-CoverNicht umsonst hat diese wundersame Biographie einer literarischen Nichterscheinung der Mosaikkünstler Hans Pfefferle illustriert. Das einzelne Mosaiksteinchen nämlich ist ein Augenblick aus Stein, völlig unscheinbar und alltäglich.

Gewöhnliche Alltagskörner sammelt auch Elias Schneitter für seine Augenblicke zusammen, die dann insgesamt so etwas wie eine Biographie ergeben. Der im Titel zitierte Schriftsteller Giorgio Voghera gilt als der große verschollene Schriftsteller Triests, der so gut wie seine ganze Lebensenergie damit zugebracht hat, seine eigene Biographie hinter seinem großen Roman Das Geheimnis zu verstecken.

Buch-CoverOffensichtlich gibt es eine Literatur, die nicht für unkompliziertes Lesen gedacht ist. Der Reiz dieser Geschichten besteht oft darin, wie bei einem Rodeo-Ritt möglichst lange im Sattel zu bleiben, ehe man verlässlich abgeworfen wird.

Manfred Schullian fordert in seinen drei Erzählungen vom Leser eine gewisse Geduld. Fast jeder Satz wird ausgewalzt, bis auch der letzte denkbare Begriff darin untergebracht ist. Immer wieder hört man den Rechtsanwalt aus diesen Texten, unendliche Plädoyers für einen Helden, dessen juristische Vertretung der Autor übernommen hat.

Während sich Münchhausen angeblich mit dem eigenen Zopf aus dem Sumpf gezogen hat, zieht sich in Martin Kolozs Gedichtband das lyrische Ich mit dem Liebeszopf in den Sumpf der Gefühle hinein.

Schon der Titel, der im Bandinneren auch als aphoristisches Einzelgedicht ausgeführt ist, zeigt diese dramatische Verbindung zwischen dem Alles oder Nichts, der Gewöhnlichkeit und der Ungeheuerlichkeit, der physiologischen Normalfrequenz und dem Desaster.

Buch-CoverWenn du geil ins Leben gehst, springt dich dieses ebenso geil an. – So etwa lautet die lebensfreche Grundbotschaft in Anne Marie Pirchers Haupterzählung „Rosenquarz“.

Der Plot ist geradezu eine Rakete voller Abenteuerkraft. Die Friseurin Paula kann am Gemüse-Standl nicht bezahlen, ein Unbekannter hilft ihr mit zehn Euro aus, es macht klacks und Paula ist nicht mehr von dieser Welt.

Die ersten Nachtöne beginnen zu schwingen, wenn man diesen Lyrikband wie im Daumenkino rasch durch die Finger flirren lässt. Es bleibt der Eindruck von Harmonie, die Texte sind in gesunden Portionen abgedreht, alle Gedichte haben einen kurzen Titel, so dass man fast von lyrischen Wikipedia-Einträgen zu angenehm Begriffen sprechen kann.

Die lyrischen Ausfugungen ziehen sich durch den Jahreslauf, markieren biographische Wartepunkte oder federn harte Gedankengänge in kurzen Stößen auf ein eindringliches Bild zusammen. Aurelia Seidl-Todt hat ihre über hundert Gedichte aufgefädelt nach den Kapiteln: Nachtöne - Übers Jahr – Aussichten.

Buch-CoverDas Sinnvollste von Graz ist der Droschl-Verlag. Er gibt unter anderem die Serie „Dossier“ heraus, worin versucht wird, österreichische Schriftstellerinnen und Schriftsteller in ihrer Wahrnehmung je nach Notwendigkeit ins rotieren zu bringen oder zu stabilisieren.

Der Band 26 gilt dem Tiroler Norbert Gstrein und ist ein nicht ganz einfaches Unterfangen. Denn Norbert Gstrein weigert sich mit Händen und Füssen, vom Literaturbetrieb gefesselt zu werden.

Buch-CoverIn manchen Gegenden des Gebirgslandes Tirol gilt der Seemannsgruß „Ahoi“ als Seufzer der Anerkennung und des fröhlichen Hoppalas. Wenn sich zwei Gebirgler unerwartet treffen, fassen sie ihre lyrischen Spontaneindrücke von der Welt durchaus mit der Fügung „oha“ oder „ahoi“ zusammen.

Christoph W. Bauer erzählt im Vorwort zur Geburtstagsgabe des Haymon Verlags, wie er einst vor einem Lyrikregal gestanden ist und ihn das Gefühl von Meer, Schiff und Welle umspült hat, ein typisches Ahoi-Erlebnis also.