W. K. H. Praxmarer, Steinlechners Leute - Ein Mitsommernachtsalbtraum

Buch-CoverIn Shakespeares Sommernachtstraum geht es letztlich darum, die eben gesehene Darbietung für das eigene Leben zu inventarisieren: Bei Gefallen klatschen, bei Missfallen soll man es als Traum abtun.

Walter Steinlechner ist in Wien hoher Kriminalbeamter, der in der internationalen Kriminal-Liga spielt. Er kann sich seine Fälle nicht aussuchen und oft erscheinen ihm die dargebotenen Ereignisse wie ein Albtraum.

Eben steht er knapp vor der Lösung eins mysteriösen Mordfalles in Wien, da wird er vom Innenminister spontan nach Johannesburg geschickt. Auf der Konferenz der Interpol trifft Steinlechner lauter Bekannte, und jeder knabbert zu Hause gerade an einem delikaten Fall herum.

So sitzen also die Kommissare auf höchstem Niveau zusammen und verspeisen Krokodil und Ziege, während sie über die internationale Lage räsonieren.

Aber vergesst nicht meine Freunde, hinter all dem stehen Individuen und wie wir alle nur zu gut aus eigener Erfahrung wissen, ist Irren menschlich. Und diesen Faktor können wir nicht zur Gänze eliminieren. Aber ich gebe euch recht. Allein die Tatsache, dass wir die Gelegenheit hatten unsere Kollegen aus so vielen Staaten persönlich kennenzulernen, gibt der internationalen Zusammenarbeit für die Zukunft eine mehr individuelle und daher persönliche Note, oder etwa nicht? (162)

In Wirklichkeit lassen sich Fälle natürlich nicht auf Kongressen lösen, sondern in mühsamer Kleinarbeit mit "persönlichen" Verhörmethoden. Während in Prag, Wien, Südafrika und Leeds kriminelle Handlungen passieren, wobei bei den Opfern oft nicht einmal die Identität klar ist, scheint der eigentliche Feind die globale Vernetzung zu sein. Ist es möglich, dass sich Kriminalfälle selbständig vernetzen, ohne dass deren Aufklärer etwas dagegen tun können?

Walter Steinlechner nützt in Johannesburg einen Ausflug in das Elendsviertel, um dort die Eltern eines Verdächtigen zu seinem offenen Fall in Wien zu befragen. Alles auf dieser Welt scheint mit allem zusammenzuhängen. Im offiziellen Teil seiner Mission hört er sich tapfer Referate an und pflegt kollegiale Kontakte.

Als Walter Steinlechner wieder nach Wien zurückkommt, steht als erstes ein Bericht an den Innenminister an. Bei dieser Gelegenheit klärt der erfahrene Abteilungsleiter gleich seinen Fall, idem er einen Erpresser mit einem sexuellen Delikt drankriegt. Oft besteht die Arbeit eines guten Abteilungsleiters einfach darin, die falschen Fährten außer Acht zu lassen und die schlechte Arbeit seiner Untergebenen zu korrigieren.

Wolfgang Praxmarer hat seinem Steinlechner nach seinem ersten Fall Endstation March auch dieses mal wieder ein internationales Profil verschafft. Dieser Kommissar agiert auf höchster Beamtenebene, während seine internationale "Kundschaft" sich mit Drogenhandel und Erpressung quasi wie von selbst vernetzt. Mit diesem Krimi werden zwei Lese-Lüste gestillt: Einmal geht es um das Thema Globalisierung und Verbrechen, das oft ironisch auf Tagungen ausgesessen werden muss, zum anderen um handfeste Kriminalität an allen Ecken und Enden. Dazwischen mühen sich mehr oder minder geeignete Beamte ab, diesen "Mitsommernachtsalbtraum" so halbwegs in der Zeit zu lösen.

Wolfgang K. H. Praxmarer, Steinlechners Leute. Ein Mitsommernachtsalbtraum. Ein Steinlechner Kriminalroman.
Norderstedt: Books on Demand 2007. 222 Seiten. EUR 15,40. ISBN 978-3-8334-7818-5.

 

Weiterführende Links:
Books on Demand: Wolfgang K. H. Praxmarer: Steinlechners Leute. Ein Mitsommernachtsalbtraum

 

Helmuth Schönauer, 27-11-2008

Bibliographie

AutorIn

Wolfgang K. H. Praxmarer

Buchtitel

Steinlechners Leute - Ein Mitsommernachtsalbtraum

Erscheinungsort

Norderstedt

Erscheinungsjahr

2007

Verlag

Books on Demand

Reihe

Steinlechner Kriminalroman

Seitenzahl

222

Preis in EUR

15,40

ISBN

978-3-8334-7818-5

Kurzbiographie AutorIn

Wolfgang Karl-Heinz Praxmarer, geb. 1956 in Tirol, lebt derzeit in Leeds.