Martin Kolozs, Jason Crane, der Tod und das Mädchen

Buch-CoverEine gute Crimestory zielt vor allem darauf ab, den Leser mit einer ausgewiesenen Crime-Sprache bei Laune zu halten. Während sich der Leser an der gelungenen Erzählung erfreut, lassen sich allerhand lebensanschauliche und alltagsphilosophische Gedanken einträufeln.

So ist auch in Martin Kolozs Erzählung vom dienst-abgehangenen Lieutenant Jason Crane das Erzählen selbst das Hauptthema. Es geht dabei nicht um authentisch aufgemachtes Kriminalmaterial sondern um dessen Bearbeitung in Erinnerung, Literaturtheorie, Leseerfahrung und Klischeehaftigkeit.

Anhand dieses Krimis wird ein heroisches Alltagsleben erzählt, bei dem sich die Figuren wie Serienstars der Anonymität bewegen dürfen.

Die Sprache ist kunstvoll auf amerikanische Übersetzung getrimmt, immer wieder tauchen diese leichten Verunreinigungen auf, die suggerieren sollen, hier handle es sich um eine Übersetzung.

Lieutenant Crane setzte sich an seinen Schreibtisch und durchblätterte nochmals das Protokoll. (27)

Er sah den Mann sich gegenüber an und war mit einem Mal sicher, dass er nichts mit dem Mord an dem jungen Mädchen zu tun hatte. (24)

Was wie eine Entgleisung a la "low lectured edition" klingt, verschafft der Sprach-Wirklichkeit diese Alltagseintrübung, in welcher die Dinge so geschehen, wie sie jemand erlebt, der durchaus einen ökonomischen Zugang zur Sprache hat und nicht jede Formulierung für die Literaturgeschichte ausspuckt.

Immer wieder fasst der Ermittler die Sachlage sauber für den Leser zusammen und treibt dadurch die Handlung voran.

Was wusste er bisher? Es gab ein totes unbekanntes Mädchen; einen Zeugen, der es in den frühen Morgenstunden gefunden und sofort die Polizei verständigt hatte; und eine neugierige, alte Schabracke, die sich gerne wichtig machte, aber im Grunde keine wertvollen Anhaltspunkte gab. (16)

Soweit der erzählerische Kriminalteil.

Von der Motivlage her handelt es sich um vollkommen danebengegangene Liebesgeschichten, denen sowohl die Guten wie auch die Bösen ausgesetzt sind. Und für ein Mädchen endet es gar letal. Ein echter Mörder, ein falsch Verdächtigter und der Ermittler stehen unter dem Schock ihrer jeweils kaputten Lieben. Zwischen Liebe und verdroschener Sehnsucht sitzt oft nur ein Würgegriff oder ein Messerstich. Das weiß vor allem der Held Jason Crane, dem aus nichtigem Anlass einst die Frau abgehauen ist.

Nach der Klärung des Falles, die alle als Reinigung empfinden, geht der Alltagstrott voller Fallstricke weiter. Der Täter ist überführt, der falsch Verdächtigte frei gelassen, und Jason Crane versucht seine verlorene Frau Linda anzurufen. "Machte er sich lächerlich? Vielleicht. Aber was war schon die Alternative?" (63)

Jason Crane ist eine lustvoll durchkomponierte Erzählung, in der wir Leser alle vorkommen, obwohl wir natürlich nie einen handfesten Mord begehen. Höchstens in Gedanken, aber das ist ja der Sinn der Literatur.

Martin Kolozs, Jason Crane, der Tod und das Mädchen. Crimestory.
Klagenfurt: Kitab 2009. 63 Seiten. EUR 7,50-. ISBN 978-3-902585-39-4.

 

Weiterführende Links:
Kitab-Verlag: Martin Kolozs, Jason Crane, der Tod und das Mädchen
Wikipedia: Martin Kolozs

 

Helmuth Schönauer, 20-10-2009

Bibliographie

AutorIn

Martin Kolozs

Buchtitel

Jason Crane, der Tod und das Mädchen

Erscheinungsort

Klagenfurt

Erscheinungsjahr

2009

Verlag

Kitab

Seitenzahl

63

Preis in EUR

7,50

ISBN

978-3-902585-39-4

Kurzbiographie AutorIn

Martin Kolozs, geb. 1978, lebt in Innsbruck.