Saskia Hula, Attila - König der Angeber
Der französische Philosoph und Romancier Honorè de Balzac bemerkte einmal etwas wehmütig: "So ist die Welt! Wer sich zur Schau stellt, über den wird geredet.'
Was soll man machen, wenn jemand einfach alles besser kann und besser weiß als man selbst, wenn jemand auf alles was man erzählt, immer noch eine Steigerung drauf zu setzen weiß und damit bei anderen scheinbar noch Erfolg hat?
Leo ist ein richtiger netter Schüler, der immer freundlich ist und grüßt, der sich um alle kümmert und sorgt und selbst Spinnen rettet, wenn sie sich in die Badewanne verirrt haben.
Leo ist eigentlich zu jedem nett. Am liebsten allerdings ist er nett zu Nina. Für Nina macht Leo fast alles. Er fährt ihr die Schultasche mit dem Roller nach Hause. Er schreibt ihr vom Urlaub eine Karte. Er denkt an ihren Geburtstag. (9)
Leo ist mit seinem Leben richtig zufrieden, bis zu dem Tag, als Attila in Klasse kommt und seine Freundin Nina zu Veronika versetzt wird, um den Platz neben Leo für den neuen Schüler frei zu machen. Was Leo aber noch nicht weiß, ist dass es sich bei Attila um einen notorischen Angeber handelt, der immer einen lockeren Spruch auf der Lippe trägt.
Alles Rodscha in Kambodscha? (16)
Alles in Butter in Kalkutta? (29)
Na, alles prima in Lima? (36)
... das Leben ist hart für Frauen mit Bart. (41)
Leo erinnert sich, wie er selbst in einem Fußballcamp niemanden gekannt hatte und wie ihm Clemens damals geholfen und seinen Freunden vorgestellt hatte. So nimmt sich Leo vor wie Clemens zu sein, um Attila den Wechsel an die neue Schule zu erleichtern.
"Ich könnte dir unseren neuen Turnsaal zeigen. Der ist echt gut." Attila schnaubt. "Lieber nicht", sagt er. "In meiner alten Schule hatten wir fünf Turnsäle. Und einen Gymnastikraum, ein Fitnesscenter und ein Schwimmbad. Da wird mich euer Miniturnsaal kaum vom Hocker reißen." (21)
Die Angeberei von Attila wäre für Leo ja noch zu ertragen, wenn dieser nicht die freundschaftlichen Gefühle Leos für Nina bemerken und beginnen würde, sich ganz Nina zu widmen. Leo fühlt sich bei Nina zunehmend in die hintere Reihe versetzt, ganz besonders als Attila erzählt, dass Ninas Geburtstagsparty bei ihm zuhause stattfinden soll. Leo ist traurig, dass ihm Nina nichts davon erzählt hat und als ihr Geburtstag immer näher rückt und er noch immer keine Einladung für die Party erhalten, befindet sich Leo und seine Freundschaft zu Nina in einer tiefen Krise.
Die österreichische Autorin Saskia Hula setzt sich in ihrem Kinderbuch Attila - König der Angeber auf überaus witzige, unterhaltsame und kindergerechte Weise mit den Themen Angeberei und Aufschneiden aber auch Eifersucht und Missverständnis auseinander. Dabei wirkt auch der notorische Angeber Attila durchaus nicht unsympathisch sondern vielmehr als witziger und lustiger Junge, der im Grunde seines Herzen eigentlich sehr einsam erscheint.
Besonders gelungen erscheint mit wie viel Witz und Charme Saskia Hula die Angebereien Attilas öffentlich aufdeckt, ohne trotz allem den Stab über ihm zu brechen. Auch die liebevoll gezeichnete Geschichte einer ersten Liebe, mit all ihren Höhen und Tiefen zwischen Leo und Nina überzeugen durch ihr großes Einfühlungsvermögen. Insgesamt hat Attila - König der Angeber das Zeug zum Kinderbuchklassiker und kann allen jungen Leserinnen und Lesern gerne weiterempfohlen werden.
Saskia Hula, Attila - König der Angeber. Illustr. v. Carola Holland, ab 9 Jahren
Innsbruck: Obelisk-Verlag 2011, 80 Seiten, 10,95 EUR, ISBN 978-3-85197-629-8
Weiterführende Links:
Homepage: Saskia Hula
Obelisk-Verlag: Saskia Hula, Attila - König der Angeber
Wikipedia: Carola Holland