Thomas Jeier, Das große Buch der Indianer

Buch-Cover

"Tecumseh war der Überzeugung, die Erde sei den Menschen vom Schöpfer gegeben und deshalb unververkäuflich." (38)

Das Bild von den Indianern war im Laufe der Zeiten zahlreichen Änderungen unterworfen und reicht vom "grausamen Wilden" bis hin zum "edlen Wilden", wie wir in der weitverbreiten Indianerliteratur eines Karl May etwa wiederfinden. Auch die zahlreichen Verfilmungen in denen Indianer mitspielen, geben ein zumeist klischeehaftes Bild der amerikanischen Ureinwohner wieder und haben mit den realen Lebensverhältnissen meist wenig zu tun.

Thomas Jeier stellt in seinem umfangreichen Werk "Das große Buch der Indianer" die Ureinwohner Nordamerikas systematisch in ihrer ganzen Vielfalt dar, wobei er idealisierende und mythisierende Verklärungen vermeidet und immer wieder die Brücke zur Gegenwart schlägt.

Gleich zu Beginn erfahren wir über die Herkunft der Indianer, die aller Wahrscheinlichkeit nach, während der letzten Eiszeit über die Beringstraße von Asien nach Amerika erfolgte, von wo aus sie sich im Laufe der Jahrtausende über Nord- und Südamerika verteilten. Die älteste bekannte Kultur war die "Sandia-Kultur, die Großwildjäger waren im Südwesten Nordamerikas lebte. Als weitere alte indianische Kulturen werden die Anasazi, Pueblos und Hopi vorgestellt.

Systematisch werden im Laufe des Buches die zahlreichen verschiedenen Indianerstämme vorgestellt, seien es nun "die Bewohner der Wigwams" zu denen Jeier die Wampanoag, Chippewa, Ottawa und Shawnee zählt, seien es die Irokesen, die als die Römer der Wildnis bezeichnet worden sind und deren um 1500 n. Chr. gegründeter Irokesenbund als erste Demokratie in Amerika gilt. Ebenfalls bemerkenswert an diesem Stamm war, dass die Entscheidungen von Frauen getroffen wurden und sie über Krieg und Frieden bestimmten. Ihr Respekt vor der Natur und die wichtige Bedeutung, die sie ihren Träumen beimessen, lässt sich auch bei den anderen Indianerstämmen wieder finden.

Als die fünf "zivilisierten Stämme" bezeichneten die Engländer die Stämme der Seminolen, Cherokee, Choctaw, Chicksaw und der Creek, die im Südosten der Vereinigten Staaten lebten. Vor allem die politische Organisation der Cherokee mit ihrem ausgefeiltem Repräsentativsystem uns seiner differenzierten Gesetzgebung liest sich überaus interessant. Weitere Indianerstämme sind die "Bauern des Westens", die Mandan, Hidatsa und Pawnee, die "Herren der Prärie", die Lakota, Cheyenne, Crow und Blackfoot, die "Kosaken im Süden", die Comanchen und Kiowa, die "Adler des Südwestens", die Apachen und Navajos, die "Freunde der Weißen" die Nez Percé und Shoshone, sowie die "Walfänger im Nordwesten" die Haida, Tlingit und Athabasken.

Das abschließende Kapitel "Reise ins Indianerland" macht sich auf den Spuren der Indianer der Gegenwart. Hier finden wir Hinweise auf wichtige Adressen und Sehenswürdigkeiten die für Reisen ins Indianerland hilfreich sein können.

Über die Kultur der Indianer erfährt man wesentlich mehr in Gesprächen mit Indianern. Die meisten Indianer beantworten gern Fragen, wenn man ihnen mit dem nötigen Respekt begegnet und ein Pow Wow oder ein Reservat nicht mit einem Menschenzoo verwechselt. (298)

Thomas Jeier bemüht sich ein möglichst differenziertes und umfangreiches Bild der zahlreichen unterschiedlichen Indianstämme zu zeichnen und damit der notorischen Verallgemeinerung des Indianerbildes entgegen zu arbeiten. Dieser Blick gibt den auch heute noch im abseits stehenden Ureinwohner Amerikas wieder einen Teil ihrer Würde und großen Tradition zurück. Nicht nur jugendliche Leserinnen und Leser werden sich für das umfangreiche, aber spannend und verständlich geschriebene Sachbuch, mit seinen zahlreichen Informationen und seinem außergewöhnlichen Bildmaterial begeistern können.

Thomas Jeier, Das große Buch der Indianer. Die Ureinwohner Nordamerikas, mit zahlr. Abb., ab 12 Jahren
Wien: Ueberreuter-Verlag 2011, 304 Seiten, 24,95 EUR, ISBN: 978-3-8000-1596-2

 

Weiterführende Links:
Ueberreuter-Verlag: Thomas Jeier, Das große Buch der Indianer
Wikipedia: Thomas Jeier

 

Andreas Markt-Huter, 09-06-2011

Bibliographie

AutorIn

Thomas Jeier

Buchtitel

Das große Buch der Indianer. Die Ureinwohner Nordamerikas

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2011

Verlag

Ueberreuter-Verlag

Seitenzahl

304

Preis in EUR

24,95

ISBN

978-3-8000-1596-2

Lesealter

Altersangabe Verlag

12

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Thomas Jeier, Autor, wurde in Minden, Westfalen, geboren und wuchs in Frankfurtain auf. Nach einer Buchhändlerlehre war er Chefredakteur einer Jugendzeitschrift. Er lebt bei München und on the road in den USA. Für seine Bücher und Dokumentarfilme wurde er mehrfach ausgezeichnet.