Mickaël Launay, Der große Roman der Mathematik

launay_mathematik.jpg„«Ich bin Mathematiker.»  «Oh, in Mathe war ich immer eine Niete!»  «Ach wirklich? Trotzdem schien sie das, was ich gerade erzählt habe, zu interessieren.»  «Ja, aber das ist keine richtige Mathematik …. Das kann man noch verstehen.» Nanu! Das hatte ich noch nie gehört: Die Mathematik wäre also, per definitionem, eine Disziplin, die man nicht verstehen kann?“ (S. 7)

Mickaël Launay liebt es, den Menschen die Scheu vor der Mathematik zu nehmen und ihnen die Faszination von Zahlen und geometrischen Formen näherzubringen. Manchmal stellt er an den ungewöhnlichsten Orten, wie z.B. auf einem Sommermarkt zwischen einem Stand mit Handyzubehör und einem Stand für Hennatattoos und afrikanischen Haarflechten seinen eigenen Mathematikstand zu eröffnen.

An ausgefallenen Orten treibe ich Mathematik besonders gern. Dort, wo die Leute sie nicht erwarten. Wo sie vor ihr nicht auf der Hut sind … (8)

„Der große Roman der Mathematik“ geht dem Spannungsfeld zwischen Angst und Faszination, das die Mathematik auslöst nach, indem er ihre Entwicklung von den Anfängen bis in die Gegenwart verfolgt und die überraschenden Entdeckungen und fabelhaften Einfälle von Männern und Frauen in dieser Wissenschaft spannend und überzeugend zu vermitteln weiß.

Wo soll die Geschichte der Mathematik und Geometrie beginnen? In Mesopotamien oder gar in der Steinzeit, wo Steinwerkzeuge nach bestimmten formalen Vorgaben angefertigt worden sind, die sich bereits an einer Symmetrieachse orientiert haben? Ebenso geometrisch erscheinen Keramiken mit Verzierungen, Friesen u.a. aus früheren Zeiten.

Als nächste Stationen der Mathematik und Geometrie erscheinen Mesopotamien im 4. Jahrtausend v. Chr. mit den ersten Zählsystemen und Zahlen, womit der Weg der Mathematik als Wissenschaft der Abstraktion beschritten wurde. Bald schon beginnen sich die ersten Teildisziplinen herauszubilden wie die Geometrie, die Arithmetik, die Logik und die Algebra. Vor allem die Geometrie konnte die Gelehrten schon früh in ihren Bann ziehen und im ägyptischen und babylonischen Raum Spezialberufe für Vermessungen ausbilden.

Mit den weiteren Stationen der Entwicklung der Mathematik beschäftigen sich die Kapitel „Zeit der Theoreme“, in denen geometrische Formen und Überlegungen abgehandelt werden, „Über die Methodik“, das sich, beginnend mit den großen griechischen Denkern, mit dem Versuch beschäftigt, wie man zu richtigen Hypothesen und wahren Aussagen gelangen kann.

Ein weiteres Kapitel setzt sich mit der Zahl p auseinander und der Geschichte ihrer immer genaueren Berechnung und theoretischen Erfassung. Weiters die Berechnung mit negativen Zahlen und die Erfindung der Zahl 0 bei den alten Indern und bei den Mayas, die Bedeutung von Dreiecken in der Geometrie und Mathematik der Araber. Im Mittelalter lassen sich langsam auch die ersten zaghaften Entwicklungen in der Mathematik erkennen, wie z.B. durch den italienischen Mathematiker Leonardo Fibonacci, die aber erst im beginnenden 16. Jahrhundert zu einem wissenschaftlichen Aufschwung führen werden, der bis in die Gegenwart fortdauert.

Mit viel Enthusiasmus gelingt es Mickaël Launay die Mathematik des Nimbus‘ des Abgehobenen und Weltfremden zu entkleiden und die für die Menschen überaus relevanten praktischen Anwendungen im Laufe der Geschichte ihrer Entwicklung aufzuzeigen. Dabei stehen nicht komplexe mathematische Formeln und Rechenoperationen im Mittelpunkt, sondern die große Bedeutung von Entdeckungen und Innovationen für das Alltagsleben und den Fortschritt der Menschheit.

Ein überaus spannend zu lesendes und empfehlenswertes Buch über ein Thema, dem viele Menschen oft mit Angst und Scheu begegnen. Launay gelingt es beide zu nehmen und die Neugier und Faszination für die Mathematik neu in das Blickfeld zu rücken.

Mickaël Launay, Der große Roman der Mathematik. Von den Anfängen bis heute, ill. v. Michaela Kneißl, übers. v. Jens Hagestedt / Ursula Held [Orig. Titel: Le grand roman des maths. De la préhistoire à nos jours]
München: C.H. Beck Verlag 2018, 256 Seiten, 20,60 €, ISBN 978-3-406-72151-9

 

Weiterführende Links:
C.H. Beck Verlag: Mickaël Launay, Der große Roman der Mathematik
Wikipedia: Mickaël Launay (frz.)

 

Andreas Markt-Huter, 27-06-2018

Bibliographie

AutorIn

Mickaël Launay

Buchtitel

Der große Roman der Mathematik. Von den Anfängen bis heute

Originaltitel

Le grand roman des maths. De la préhistoire à nos jours

Erscheinungsort

München

Erscheinungsjahr

2018

Verlag

C. H. Beck Verlag

Illustration

Michaela Kneißl

Übersetzung

Jens Hagestedt / Ursula Held

Seitenzahl

256

Preis in EUR

20,60

ISBN

978-3-406-72151-9

Kurzbiographie AutorIn

Mickaël Launay hat Mathematik studiert und über Wahrscheinlichkeitstheorie promoviert. Anfang 30, hat er bereits zahlreiche Projekte entwickelt, um vor allem junge Leute für Mathematik zu begeistern, darunter den millionenfach angeklickten Youtube-Kanal „Micmaths“.