Erich Ledersberger, Maria fährt

Buch-Cover

Maria fährt. Punkt. Die Erzählung handelt von einer Frau, die wirklich einmal jenen Punkt gemacht hat, den man Menschen mit einem dahinplätschernden Leben gerne empfiehlt.

 

Völlig aufgelöst versucht die Heldin ein Tiroler Roadmovie zu inszenieren, das heißt Flucht. In Trient tut sich erstmals die Steinwüste des Gebirges ein bißchen auf, es weht trügerisch frischer Gedankenwind, nicht umsonst haben hier einmal die Religionsmanager ein Konzil abgehalten und alle Ketten definiert, mit denen sie die Menschen zu fesseln gedachten.

Die Erzählung schiebt sich in zwei Erlebnismoränen durch das Textgebirge. Einmal ist es die aufgelöste Gegenwart, zum anderen die konventionell aufgehalste Vergangenheit. Das heißt schlechtes Handling im Straßenverkehr, was die Routenplanung und das Movie betrifft, und satte Konvention, wenn es um das Leben geht.

Langsam fügt sich ein hitziger Zustand zusammen. Marias Mann Herbert ist ein schwer satter Beischläfer, der gerade noch das Körperfleisch bis ans jeweils nächste Tageslicht über die Runden bringt. Die Tochter ist schwer gedemütigt vom Vater und versucht, Muttern aus dem grögen Leben zu reißen. Und dann ist da noch die Sache mit der Brust, gutartig oder nicht, Amputation wird angeraten, aber Maria entschließt sich zur Flucht in die Todesstadt Venedig, vielleicht hilft ein Erlebnisvorhang Marke Visconti.

Man sagt zwar immer, daß es mit dem Krebs böse ausgeht, aber in "Maria fährt."
gibt es so etwas wie das Märchen vom guten Krebs. Die Tochter hat den karzinösen Befund gefaked und so die Mutter zu einem neuen Leben gezwungen. Na ja, im Märchen darf das sein, wenn es die Läuterung bewirkt.

Was war das für ein Leben gewesen, wenn sie erst die Nachricht vom Tod wachrütteln konnte? Ein Dauerschlaf, eher Dornröschen als Schneewittchen. Sie hatte bloß Herbert, der sie betrunken beschlief. (125)

Erich Ledersberger erzählt diese konventionelle Geschichte vom Totalzusammenbruch und Umbruch einer Person mit kalter Strenge. Die satirischen Atemhöhlen sind in festes Tiroler Gestein eingeschlossen. Jeweils in kleinen Klusen sitzt der Sprengstoff, der das Felsenfeste schließlich hochgehen läßt.

Erich Ledersberger, Maria fährt. Erzählung.
Innsbruck: Kyrene 2004. 127 Seiten. 15,90. ISBN 3-900009-03-1.

 

Helmuth Schönauer 03-06-2004

Bibliographie

AutorIn

Erich Ledersberger

Buchtitel

Maria fährt

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2004

Verlag

Kyrene

Seitenzahl

127

Preis in EUR

15,90

ISBN

3-900009-03-1

Kurzbiographie AutorIn

Erich Ledersberger, geb. 1951 in Wien, lebt in Igls bei Innsbruck.