Alfred J. Noll, „Alles, was geschieht, geschieht mit Recht.“
„Wenn es etwas gibt, das uns als Zeitgenossen verbindet, dann ist es die fast feindlich gesonnene Abstinenz von allem, was nach Recht und Gesetz aussieht. Die Reste der res publica leiden an unter einer ubiquitären Rechtsphobie. Je mehr der Gesetze, desto weniger wollen wir davon wissen …“ (S. 7)
Alfred Noll bietet in seinem Sachbuch zum Thema „Recht“ ein kompaktes Panoptikum zu den zentralen Fragen einer Gesellschaft wie das Recht auf Eigentum, Sicherheit, zur Justiz oder den rechtlichen Dimensionen einer Revolution.
In zehn Kapiteln werden zentrale Themen der Gesellschaft rechtsphilosophisch analysiert und nach ihren theoretischen und praktischen Auswirkungen untersucht. Kapitel 1 „Eigentum: Seit jeher und immer“ setzt sich mit der in der Menschheitsgeschichte eigentlich recht jungen Erfindungen des Eigentumsrechts auseinander. Untersucht wird, wo die historischen Anfänge und Entwicklungen des Eigentumsbegriff von der Frühgeschichte bis in die Gegenwart liegen.
Im Kapitel „Staat und Gesetz“ wird das zentrale Verhältnis zwischen Staat und Gesetz aufgezeigt, als deren Mittelpunkt die Machtentfaltung und Gewalt des Staates betrachtet wird, der das Zusammenleben regelt, wobei auch die zunehmende Gesetzesflut zur Sprache kommt. Am Beispiel Österreichs wird das Thema „Volkssouveränität“ in den Anfängen der 1. Republik näher beleuchtet. Kapitel „4. Demokratie als Perspektivenvielfalt“ zeigt, wie sich unterschiedliche Perspektiven und Wahrnehmungen in einer repräsentativen Demokratie regeln lassen und welche Probleme zu berücksichtigen sind
Das Kapitel „Parlamentarismus“ skizziert die Grundlagen und Probleme parlamentarischer Auseinandersetzung und Entscheidungsfindung und welche Kräfte ihren Gestaltungswillen vorantreiben. Im 6. Kapitel „Höchstgerichtsbarkeit und Justiz“ setzt sich mit der Frage auseinander, inwiefern die Oberhoheit von schwach legitimierten Juristen über die Entscheidungen gewählter Volksvertreter mit dem Demokratieprinzip vereinbar ist.
Weitere Themen, die besprochen werden, sind „Menschenrechtspolitik und Völkerrecht“, „Europa braucht eine Verfassung“, Migration und Multikulturalismus“ und „Sicherheit vor allem“. Ganz am Ende zeigen Überlegungen über „Recht und Revolution“ auf, wie Recht ohne Anerkennung und Basis in der Bevölkerung Rebellionen und Revolutionen zur Folge haben, die dann aber wieder des Rechts bedürfen.
Mit großer Verve spannt Alfred Noll einen Bogen über zentrale Gegenstände des „Rechts“, die immer in Verbindung mit den gesellschaftlichen und politischen Realitäten betrachtet und analysiert werden. Dabei gelingt es dem Autor ein vermeintlich sprödes Thema in einem spannenden historischen und philosophischen Kontext zu stellen.
Ein überaus lesenswertes und anregendes Sachbuch, das kritisch zentrale Fragen des Rechtssystems und Zusammenlebens in einer Gesellschaft diskutiert und aus verschiedenen Standpunkten beleuchtet, mit dem Ziel, diese einem breiten Kreis an interessierte Leserinnen und Lesern näherzubringen.
Alfred J. Noll, „Alles, was geschieht, geschieht mit Recht.“ Staat, Eigentum und moderner Sicherheitsfetischismus
Wien: Edition Konturen 2019, 204 Seiten, 29,80 €, ISBN 978-3-902968-43-2
Weiterführende Links:
Edition Konturen: Alfred J. Noll, „Alles, was geschieht, geschieht mit Recht.“
Wikipedia: Alfred J. Noll
Andreas Markt-Huter, 01-12-2021