Wolfgang Endres, Resonanzpädagogik in Schule und Unterricht

wolfgang endres, resonanzpädagogik in Schule und Unterricht„Wenn wir also Unterrichtssituationen wie auch Begegnungen im Alltag neu oder anders betrachten, können wir die verblüffende Wirkung neuer Denkmuster spüren. Zu solchen Resonanzerlebnissen will das vorliegende Buch mit anschaulichen Beispielen anregen.“ (S. 14)

Neue Perspektiven können im Nachhinein, aus der Distanz früher Erlebtes, Handlungen und Ereignisse in einem völlig neuen Licht erscheinen lassen und ein einst positives Bild ins Negative kippen lassen aber auch umgekehrt. Auch wenn es gelingt negative Denkmuster zu erkennen, lassen sich durch Veränderung der Perspektive verblüffende positive Wirkungen im Alltagsgeschehen erzielen.

In zehn Kapiteln setzt sich Wolfgang Endres mit der Wirkung neuer Denkmuster und Perspektiven in den verschiedensten Lebensbereichen in Schule und Alltag auseinander. Kapitel 1 „Neue Denkmuster im Alltag“ stellt Situationen dar, in denen Denkfallen und negative Denkmuster verborgen liegen. Dabei wird an konkreten Beispielen aufgezeigt, wie diese durch neue, positive Denkmuster ersetzt werden können.

Kapitel 2 „Andere Perspektiven im Resonanzraum Schule“ wendet diese Betrachtungsweise auf Unterrichtssituationen in der Schulklasse an. Hinter scheinbar gelangweiltem Verhalten der Schülerinnen und Schüler könnte dennoch ein verborgenes Interesse lauern. Allein diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen, kann die Perspektive des Lehrers vom Negativen zum Positiven verändern kann unverhoffte Beziehungen im Klassenzimmer in Gang setzen. In einem Gespräch mit dem Soziologen und Politikwissenschaftler Hartmut Rosa wird erläutert, wie wichtig für eine gelingende Resonanzbeziehung in der Schule die Unverfügbarkeit aller Teilnehmer ist, woraus ein fesselnder und spannender Unterricht entstehen kann.

Im Kapitel „Resilienz – ein strapazierter Begriff“ wird gezeigt, wie wichtig es ist, zunächst für das eigene Wohlbefinden zu sorgen, Gelassenheit zu finden, bevor es gelingen kann, Schüler zu fördern und zu unterstützen. Dieser Grundgedanke wird im Kapitel „Resonanzerlebnisse mit dem Schamgefühl“ fortgeführt. Dabei wird auf die große Bedeutung von Empathie für den Unterricht hingewiesen. Dabei muss aber verhindert werden, sich in eine „Empathiefalle“ zu tappen.

Kapitel 5 „Illusionen mit dem Chamäleoneffekt“ zeigt auf, wie leicht wir uns täuschen lassen, vor allem wenn wir mit gewohnten und erwarteten Bildern konfrontiert werden. Erst wenn wir genauer hinsehen und unsere gewohnten Annahmen hinterfragen, können wir auch Neues und unerwartetes entdecken und verhindert, neue Situationen unkritisch hinzunehmen.

„Klassenführung in anderen Perspektiven“ liefert Praxisbeispiele, die auch die veränderte Lernwelt der Schülerinnen und Schüler im digitalen Zeitalter, wie z.B. das „Homeschooling“ berücksichtigen. Dabei haben sich ebenfalls neue Denkmuster eröffnet, in denen die Bedeutung der direkten Begegnung zwischen Lehrer und Schüler spürbar wird.

Kapitel „Tagebuchschreiben in der Schule“ unterstreicht die Bedeutung des wechselseitigen Vertrauens zwischen Lehrer und Schüler sowie des Selbstvertrauens der Schüler. Dazu stellt Jörg Knüfken in einem Interview das Konzept des Vereins „ChangeWriters“ vor, das helfen soll, neue Denkmuster und ein neues Selbstbild zum Vorschein kommen zu lassen.

Im Kapitel „Stärkung des Selbst durch Resonanz“ spricht der bekannte Neurowissenschaftler und Psychotherapeut Joachim Bauer über die Wirkung von Resonanzerfahrungen und die Chancen eines liebevollen Umgangs mit schwierigen Situationen. Michael Brohm-Badry schließt sich dieser Perspektive im Kapitel „Mutmacher aus der Motivationsforschung an und ruft zu einer „Glücksrevolution in der Schule“ auf. Im 10. und letzten Kapitel „Resonanzerfahrung als Aha-Erlebnis“ werden die zentralen Aussagen des Buchs zusammengefasst, wobei Hartmut Rosa Aspekte der Resonanztheorie in einen breiteren Rahmen stellt und den neuen Begriff „mediopassiv“ als eine neue Position zwischen Aktiv und Passiv einführt.

„Resonanzpädagogik in Schule und Unterricht“ erläutert verschiedene Bedeutungsebenen der Resonanzpädagogik und zeigt die Bedeutung veränderte Perspektiven speziell für den Unterricht auf. Neben praktischen Beispielen wird auch in Interviews mit bekannten Soziologen, Therapeuten, u.a. auf das Potential resonanzpädagogischer Ansätze hingewiesen. Ein informatives und spannend zu lesendes Sachbuch für alle an alternativen pädagogischen Ansätzen interessierte Leserinnen und Leser.

Wolfgang Endres, Resonanzpädagogik in Schule und Unterricht. Von der Entdeckung neuer Denkmuster, mit Beiträgen von Hartmut Rosa / Joachim Bauer / Michaela Brohm-Badry / Jörg Knüfken
Weinheim: Beltz Verlag 2020, 144 Seiten, 25,60 €, ISBN 978-3-407-63191-6

 

Weiterführende Links:
Beltz Verlag: Wolfgang Endres, Resonanzpädagogik in Schule und Unterricht
Homepage: Wolfgang Endres

 

Andreas Markt-Huter, 20-12-2021

Bibliographie

AutorIn

Wolfgang Endres / Hartmut Rosa / Joachim Bauer / Michaela Brohm-Badry / Jörg Knüfken

Buchtitel

Resonanzpädagogik in Schule und Unterricht. Von der Entdeckung neuer Denkmuster

Erscheinungsort

Weinheim

Erscheinungsjahr

2021

Verlag

Beltz Verlag

Herausgeber

Wolfgang Endres

Seitenzahl

144

Preis in EUR

25,60

ISBN

978-3-407-63191-6

Kurzbiographie AutorIn

Wolfgang Endres, Pädagoge und Referent in der Lehrerfortbildung, ist Gründer des Studienhauses am Dom in St. Blasien. Er hat die „Endres-Lernmethodik“ entwickelt und ist Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen bei Beltz.