Michael Sommer, Alle Wege führen nach Rom

michael sommer, alle wege führen nach rom„Die folgenden Kapitel erzählen im Zeitraffer die Geschichte vom Zusammenbruch der bronzezeitlichen Großreiche um 1200 v. Chr. […] bis zum Ende des römischen Imperiums im Westen kurz vor 500 n. Chr. Sie wollen aber mehr sein als ein Durchritt durch griechische und römische Geschichte im Schweinsgalopp. Dieser Essay hat sein Ziel erreicht, wenn er das Bewusstsein schärft für die großen Bögen des Dramas, das sich um das antike Mittelmeerbecken entrollte, und wenn er zugleich in Erinnerung ruft, auf wie vielfältige Weise unsere Gegenwart mit der fernen Vergangenheit dieses einzigartigen Raumes verflochten ist.“ (S. 36)

In acht Kapiteln erleben die Leserinnen und Leser, dass die Beschäftigung mit der Antike nicht nur spannend und unterhaltsam sein kann, sondern auch, dass sie auch für die Betrachtung der Probleme der Gegenwart immer noch viel zu bieten hat.

Bereits im Vorwort und im ersten Kapitel gibt der Althistoriker einen ganz persönlichen biographischen Einblick in seinen Zugang zur Antike, bei der René Goscinys und Albert Uderzos Comic „Asterix und Obelix“ keine unwesentliche Rolle gespielt haben. Daneben kommt auch das wechselvolle Spiel von Angriff und Verteidigung der klassischen Bildung in der Geschichte des Unterrichts und ihre Bedeutung für ein gemeinsames europäisches Bewusstsein zur Sprache.

Im zweiten Kapitel „Der Zorn des Achill“ kommen die Anfänge der Antike zur Sprache, wo mit Homer Ilias und der Geschichte des Trojanischen Kriegs ein Eckpfeiler europäischer Kultur errichtet wurde. Auch das dritte Kapitel „Experimente. Die Griechen und die Welt“ verweist auf die Bedeutung der antiken griechischen Kultur, des politischen und philosophischen Denkens und die Ausbreitung hellenischer Kultur auch für ein Europa der Gegenwart.

Kapitel vier „Die Wölfin erwacht. Rom erobert das Mittelmeer“ wendet sich nun der zweiten großen Kultur- und Staatsmacht zu. Dabei werden Entwicklung und Aufstieg der Römischen Republik näher beleuchtet und in Kapitel fünf „Vox populi. Republik ohne Republikaner“ die Machtstrukturen des aufstrebenden Gemeinwesens aufgezeigt, wobei mit zunehmendem militärischen Erfolg, das alte elitäre Senatssystem in zwei Bürgerkriegen ausgehöhlt und ersetzt wird.

Im Kapitel „Pax Romana. Wie man ein Imperium beherrscht“ steht Augustus als zentrale Herrscherfigur im Mittelpunkt, dem es in kurzer Zeit gelingt, die Macht an sich zu reißen und ein Kaiserreich zu gründen, das auch unter seinen Nachfolgern weiterhin expandierte. Daneben zeigt ein interessanter Seitenblick, die Entwicklung des Judentums von der babylonischen Gefangenschaft bis zur Niederschlagung des Bar-Kochba-Aufstands.

Das Ende der Antike und den Niedergang Roms behandelt das Kapitel „Phantomschmerzen. Das Ende der Zivilisation“. Mit dem zunehmenden Einfall verschiedenster Stämme aus dem Norden und Osten gerät Rom zunehmend unter Druck, was u.a. auch zur Vernichtung der syrischen Oasenstadt Palmyra führt, die in Verbindung mit den Zerstörungen in der Ruinen- und Weltkulturerbestätte Palmyra durch die IS Terrormiliz in der Gegenwart gebracht wird. Am Ende der Entwicklung steht schließlich das fast unscheinbare Ende des Imperium Romanum im Westen, das in Europa auch einen Niedergang der antiken Kultur eingeleitet hat. Am Ende bietet der Autor im letzten Kapitel „Mehr Antike wagen“ zahlreiche Argumente humanistische Bildung und das Wissen um die antike Kultur weiterhin zu fördern.

Michael Sommers Hommage an die Geschichte der Antike bietet leichtfüßig und elegant einen spannenden und kompakten Überblick über einen Zeitraum, in dem sich die kulturellen Grundlagen der europäischen Kultur entwickelt haben. Dabei werden nicht nur die zentralen Wendepunkte der antiken Geschichte verständlich herausgearbeitet, sondern auch die Relevanz der antiken Vergangenheit für die europäische Kultur und Bildung der Gegenwart nähergebracht.

Ein überaus spannend zu lesendes Sachbuch, das mit viel Engagement, knapp aber dennoch beredt die wichtige Rolle antiker Kultur und Bildung als gemeinsames Fundament europäischer Identität propagiert und deren Bedeutung für die Gegenwart zu vermitteln weiß.

Michael Sommer, Alle Wege führen nach Rom. Die kürzeste Geschichte der Antike
Stuttgart: Klett-Cotta Verlag 2022, 272 Seiten, 22,70 €, ISBN 978-3-608-98640-2

 

Weiterführende Links:
Klett-Cotta Verlag: Michael Sommer, Alle Wege führen nach Rom. Die kürzeste Geschichte der Antike
Wikipedia: Michael Sommer

 

Andreas Markt-Huter, 03-11-2022

Bibliographie

AutorIn

Michael Sommer

Buchtitel

Alle Wege führen nach Rom. Die kürzeste Geschichte der Antike

Erscheinungsort

Stuttgart

Erscheinungsjahr

2022

Verlag

Klett-Cotta Verlag

Seitenzahl

272

Preis in EUR

22,70

ISBN

978-3-608-98640-2

Kurzbiographie AutorIn

Michael Sommer studierte Geschichte, Klassische Philologie, Wissenschaftliche Politik und Vorderasiatische Archäologie in Freiburg. Von 2002 bis 2012 forschte und lehrte er an der University of Oxford und an der University of Liverpool. Seit 2012/13 ist er Professor für Alte Geschichte an der Universität Oldenburg. Zu seinen Arbeits- und Publikationsschwerpunkten zählen Wirtschafts-, Sozial- und Mentalitätsgeschichte der römischen Kaiserzeit sowie die antiken Kulturen des Nahen Ostens.