Matthias Oppermann, Edmund Burke - Der Staatsmann als Philosoph
„Burke jedoch kann nur in seinem eigenen Jahrhundert verstanden werden. Politik war für ihn keine Sache von Ideologien, sondern die an den Tugenden der Klugheit und Mäßigung orientierte Suche nach Lösungen für konkrete Probleme. Als Whig, der nur angesichts der Französischen Revolution die Notwendigkeit verspürte, sich als »Old Whig« zu bezeichnen, war er ein Kind des Zeitalters der Aufklärung.“ (S. 10)
Matthias Oppermann Biographie des britischen Staatsmanns und Philosophen Edmund Burke ist gleichzeitig eine Reise durch die englische Geschichte der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die vor allem vom Siebenjährigen Krieg, dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und der Französischen Revolution geprägt sind. Die Biographie eröffnet aber auch tiefe Einblicke in das Leben und Arbeiten im britischen Parlament und in der Regierung dieser aufregenden Epoche.
In elf Kapiteln werden Leben, Wirken und das politische und soziale Umfeld Edmund Burkes ausführlich erläutert. Durch die enge Verbundenheit des Politikers und Philosophen mit der englischen Politik kommt der Darstellung des britischen politischen Systems und der innen- und außenpolitischen Entwicklung Britanniens im 18. Jahrhundert ein ganz besonderer Stellenwert zu. So setzt sich das 1. Kapitel für das richtige Verständnis der Lebensumstände Burkes mit dem politischen System dieses Jahrhunderts auseinander.
Die weiteren Kapitel behandeln zunächst das soziale und familiäre Umfeld Burkes in Irland sowie seine schulische und universitäre Ausbildung. Beginnend mit in einer Internatsschule in Balitor besucht er anschließend das Trinity College in Dublin und am Ende das Middle Temple in London, wo er eine Ausbildung als Rechtsanwalt beginnt, die er aber nie abschließen wird. Stattdessen startet er in der Zeit zwischen 1750-1765 seine ersten schriftstellerischen Tätigkeiten als Journalist, lernt seinen Freund Will Burke kennen und heiratet Jane Nugent, die Tochter seines älteren Freundes Dr. Christopher Nugent.
Ein Streit mit seinem Vater bringt Edmund Burke in große finanzielle Schwierigkeiten, die er durch schriftstellerische Arbeiten und seinen Einstieg in die Politik schließlich überwinden kann. Die folgenden Jahre bringen ihn durch seine Arbeit im britischen Parlament an den Puls der weltgeschichtlichen Bewegungen zu denen er ausführlich politisch und philosophisch Stellungnahme bezieht. Dazu zählt neben den Entwicklungen in Amerika, die zur Amerikanischen Revolution führen, aber auch seine Haltung zur beginnenden britischen Herrschaft in Indien oder sein kritischer Blick auf die Ereignisse der Französischen Revolution. Die abschließenden Kapitel beschäftigen sich detailliert mit Burkes politscher Philosophie und ihre Rezeption von seinem Tod bis in die Gegenwart.
Matthias Oppermann gelingt es mit viel Hintergrundwissen über die britische Gesellschaft im 18. Jahrhundert die Lebens- und Denkwege des großen Philosophen und Staatsmanns Edmund Burke plastisch zu veranschaulichen. Dabei setzt er seinen Blick bewusst aus der Sicht der Wertvorstellungen sowie der sozialen und politischen Verhältnisse in Zeit und Umfeld Burkes an. Dabei entsteht ein beeindruckendes Bild eines Menschen, der streng seinen ethischen Grundsätzen treu zu bleiben versucht und ein pragmatisches Politikverständnis formuliert, auch wenn er sich den Staatsmann als „philosopher in action“ wünschte.
„Edmund Burke - Der Staatsmann als Philosoph“ ist eine ebenso informative wie lesenswerte Biographie, die weit über biographische Details hinausgeht und ein detailliertes historisches Bild des sozialen sowie innen- und außenpolitischen Lebens in Großbritannien im 18. Jahrhundert zeichnet.
Matthias Oppermann, Edmund Burke - Der Staatsmann als Philosoph. Aus d. Reihe Urban-Taschenbücher
Stuttgart: Kohlhammer Verlag 2024, 248 Seiten, 32,90 €, ISBN 978-3-17-041706-9
Weiterführende Links:
Kohlhammer Verlag 2024: Matthias Oppermann, Edmund Burke - Der Staatsmann als Philosoph
Wikipedia: Matthias Oppermann
Andreas Markt-Huter, 25-09-2024