Herbert Salcher, Worte haben ein Bild gemalt

Buch-CoverVielleicht ergibt das wirklich das poetischste Dreieck, das sich ausdenken lässt, wenn ein Maler, ein Bildhauer und ein Mautner zur gleichen Zeit auf einem Fleck zusammenkommen.

Herbert Salcher bringt mit wenigen Handbewegungen und Strichen diese drei Welten zusammen. Er mautnet, wie er malt, mit wenigen Strichen aber hingebungsvoll, er behandelt den Kunden als König und malt diesem dann gleich eine Riesenkrone auf sein Heimweh, wenn er an das Mauthäuschen tritt.

Fremde kommen, der Weg endet. / Fremde gehen, der Weg beginnt. (34)

Dieser Erkenntnis sind vier Figuren gegenübergestellt, die unter strichblauem Himmel auf dem eigenen Absatz herumstochern, sollen sie gehen oder kommen?

„Hohe grüne Zäune erwarten keinen Besuch.“ Dieser lapidare Satz sollte allen Heimwerkern und Heckenpflanzern ins Stammbuch geschrieben sein, denn wer sein Grundstück abweisend markiert, pflanzt sich vor allem selbst aus der Welt hinaus.

Unter einem grünstichigen Tirolerhut rinnt plötzlich ein gelbes Sonnengesicht aus, wie man es sonst nur in den Getreidefeldern van Goghs sieht, unter der Nase fließt etwas aus und hinterlässt einen Schriftzug: Tirol.

Auf einmal ein nahes Bild, kein Boden, kein Himmel, nur mein Heimatgesicht. (18)

Christoph Zanon, der schützende Ahnvater der Osttiroler Literatur, hat seinen Kollegen Herbert Salcher in einem Kurzessay so beschrieben:

In allem, was er schrieb, erkannte ich den wachen Verstand des Kindes und die Resignation des Erwachsenen. Wie liebevoll kann ein Mensch zur Welt sein und wie besonnen in der Einsamkeit. Wie unerbittlich hat ihn der Schmerz gemacht. Wie hellhörig die Abwendung von der Welt.

So lugt denn Herbert Salcher aus diesem Bildband heraus wie ein Mautner, der staunt, dass sich jemand für seine Bergstraße interessiert, lässig die Hand ausstreckt und dabei jedes überflüssige Wort zurückhält. Nicht er ist der Künstler, scheint er zu sagen, sondern die Worte haben ein Bild gemalt. Bei manchen Texten ist es vermutlich der Autor selbst, der als erster staunt und staunt und für sich das nächste Bild entstehen lässt.

Herbert Salcher, Worte haben ein Bild gemalt. Bilder und Texte. Sonderausgabe mit beigelegtem Originalkunstwerk
Innsbruck: Skarabaeus 2006. 38 Seiten. EUR 19,90. ISBN 978-3-7082-3216-4

 

Weiterführender Link:
Skarabäus-Verlag: Herbert Salcher, Worte haben ein Bild gemalt

 

Helmuth Schönauer, 15-11-2006

Bibliographie

AutorIn

Herbert Salcher

Buchtitel

Worte haben ein Bild gemalt. Bilder und Texte. Sonderausgabe mit beigelegtem Originalkunstwerk

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2006

Verlag

Skarabaeus

Illustration

Herbert Salcher

Seitenzahl

38

Preis in EUR

19,90

ISBN

978-3-7082-3216-4

Kurzbiographie AutorIn

Herbert Salcher, geb. 1956 in Bannberg, lebt als Maler, Schriftsteller und Mautner in Lienz.