Herbert maurer, byron schwimmtEin Mythos, der schwimmen kann und dennoch ertrinkt, in der Literatur sind solche Auswüchse der Physik und Metaphysik kein Problem.

Herbert Maurer erzählt so etwas wie eine metaphysische Schelmengeschichte rund um den Helden Byron, der nichts Anderes will, als Armenisch lernen, weil der Autor ein hervorragender Übersetzer für das Armenische ist.

elias schneitter, moments ...Wenn man sich durch die sieben Schichten des Titels durchgewühlt hat, ist man auf jeden Fall eines: Lesehungrig!

Elias Schneitter hat sein sagenhaftes Poetry-Monument vom abgetauchten Triestiner Schriftsteller Voghera ins Englische übersetzen lassen, um einerseits zu überprüfen, ob das Verschwinden auch in anderen Sprachen funktioniert, und um anderseits das amerikanische Erzählelement des großen Poems endlich in die geheime Originalsprache zu überführen.

Titelbild: Katharina Mahrenholtz, Schriftstellerinnen!Ein Titel mit einem starken Gender-Ausrufzeichen macht sofort nachdenklich, warum da etwas mit der Genderei noch nicht stimmt. Schriftstellerinnen kann ein Befehl sein, mit dem jemand in der Bibliothek egal was will, Hauptsache Schriftstellerinnen! Es kann aber auch eine Verzückung darstellen: Wohin man schaut, alles Schriftstellerinnen!

Katharina Mahrenholtz stellt eine über Jahrhunderte und Kontinente ausgreifende Literaturgeschichte des weiblichen Schreibens vor.

Titelbild: swald Blassnig, Mit Verlaub, Herr O!In zivilisierten Gesellschaften hat der Staat das Gewaltmonopol, und damit möglichst viele Staatsbürger davon kosten können, gibt es in manchen Staaten eine Wehrpflicht.

Mit dieser zwangsweisen Eingliederung in die Welt der Gewalt geraten viele sogenannte Präsenzdiener in einen Konflikt. Im Schulbereich nämlich haben sie das gewaltfreie Regeln von Konflikten gelernt, und jetzt sollen sie Hemmungen abbauen, wenn es ums Losschlagen geht.

titelbild: Armin Zöggeler, Mein Leben im EiskanalWenn man im Netz die einsamen Gegenden nördlich des Polarkreises durchstreift, trifft man unter der Adelsbezeichnung „Persönlichkeiten“ auf Eishockeyspieler, Biathleten, Schispringer und Rodler. Umso erstaunlicher ist also die kulturelle Vorgabe, dass man in Südtirol durch Rodeln eine Persönlichkeit werden kann.

Armin Zöggeler lebt als Kind idyllisch am Bauernhof in Völlan, ein paar seiner Freunde rodeln schon, aber er ist zu jung, um bei einem Wettbewerb mitmachen zu können. Später verletzt sich jemand, man sinniert, wer einspringen könnte, und kommt auf Armin. Der ist sau-schnell und ein solches Naturtalent, dass er auch in einen künstlichen Eiskanal passt.

titelbild: Hermann Strasser, Die Erschaffung meiner WeltWir wissen mehr über Arnold Schwarzenegger als über unsere Eltern. (11)

Diese Unwucht des Wissens treibt den Soziologen Hermann Strasser ein Leben lang um, und so lässt ihm das eigene Leben keine Ruhe, bis er nicht die Erschaffung seiner Welt als zeitgenössischen Schöpfungsbericht aufgeschrieben hat. Dabei verwendet er als Wissenschaftler so gut wie alle Medien, als Mensch der Buchkultur freilich kann die Autobiographie nur authentisch sein, wenn sie auch als Buch erscheint. Und was das für ein Buch ist! Obwohl es als sogenanntes Book on demand erst die Hürde der Lektorats-Relevanz nehmen muss, ist es ein Kulturgut, in dem es nach amerikanischer Art gedruckt angenehm in der Hand und vor dem Auge liegt.

In den Hitparaden und Charts gibt es nur Sieger, was aber machen die anderen, die nicht von der Geschmackstombola nach oben gespült werden?

Die Sängerin Alina Simone formuliert es in ihren „Memoiren-Essays“ ziemlich drastisch, den größten Erfolg habe sie mit dem Covern einer unbekannten russischen Untergrundsängerin gehabt. Sonst interessiere sich niemand für sie und wenn, dann höchstens wegen der Geburtsstadt Charkow, wenn diese wieder einmal bombardiert wird.

Essays sind fürs erste einmal große Gedankenflächen, auf denen die Gedanken frei und schwerkraftlos hin und her geschoben werden können, bis sich daraus eine neue Aussage entwickelt hat.

Dorothea Macheiner verschiebt nicht nur die Gattungen Reisebericht und Tagebuch ineinander, sie verknüpft auch die Welt früher Kultstätten auf Malta mit jener der Salzburger Altstadt, worin die Schwester Georg Trakls, Grete, teilweise wie ein Artefakt in Versuchs-Erscheinung tritt.

„Anstatt die Vielfalt mit starren Definitionen in ein Raster zu pressen oder krampfhaft eine große kulturgeschichtliche Linie zu ziehen, wie manche frühere Historiker der Aufklärung es versucht haben, entscheidet sich dieses Buch für ein Mosaik der Ideen, Ereignisse und Gestalten.“ (12)

Mit der Aufklärung erfolgte eine tiefgreifende Umgestaltung der europäischen Gesellschaften, die sich sukzessive von der Bevormundung durch die Religion befreien konnte und nicht mehr das Dogma, sondern allein die Vernunft als Richtschnur und Grenze des wissenschaftlichen und philosophischen Denkens zu akzeptieren bereit war.

„Der Suggestionskraft dieser Heldenerzählung kann man sich schwer entziehen. Sie machte Maria Theresia im Laufe des 19. Jahrhunderts zu der Symbolgestalt österreichischer Staatlichkeit schlechthin. Es fällt schwer sich vorzustellen, dass das nicht immer so war.“ (X)

Maria Theresia zählt wohl zu den bekanntesten Herrscherinnen der Geschichte und in Österreich ist das mythische Bild der übergroßen Landesmutter weitverbreitet. Dabei spielte die Erinnerung an die „Kaiserin“ in den Schriften zur Zeit der Französischen Revolution schon kaum mehr eine Rolle. Es war das 19. Jahrhundert, das sie wieder auferstehen ließ und ihr die Rolle einer zentralen Symbolgestalt der österreichischen Staatlichkeit zukommen ließ. Anhand eines umfangreichen Quellenmaterials legt Barbara Stollberg-Rilinger minutiös das Bild der Kaiserin und ihrer Zeit vor ihrer Verklärung im 19. Jahrhundert frei.