Alfred Gelbmann, Vorläufig Lübeck
Woraus besteht eigentlich ein guter Roman? - Aus Roman!
Alfred Gelbmann bringt im Erzählprojekt „Vorläufig Lübeck“ eine Biographie zum Vorschein, worin Autor, Held und fiktionales Vorbild heftig miteinander vermischt sind. Vereinfacht könnte man sagen, jemand liest innig Gustave Flauberts satirischen Roman Bouvard und Pécuchet, worin sich die Figuren über sich selbst so lange lustig machen, bis sie aus dem Roman verschwinden und wieder die Rolle von Kopisten annehmen müssen.
„Am 12. Januar 2019 jährt sich zum 500. Mal der Todestag Kaiser Maximilians I. Wer war dieser Herrscher? Ist es gerechtfertigt, seiner noch nach einem halben Jahrtausend zu gedenken? Ja, denn Maximilian war eine faszinierende Persönlichkeit: stets voller Ideen und Pläne, mit ritterliche Idealen, ein arbeitsamer Herrscher, schriftstellerisch tätig, ein Liebhaber der Musik, der Frauen und der Natur, mutig bis zur Waghalsigkeit, aber auch kriegslüstern, ehr- und ruhmsüchtig.“ (7)
Ein Mythos, der schwimmen kann und dennoch ertrinkt, in der Literatur sind solche Auswüchse der Physik und Metaphysik kein Problem.
Ein Titel mit einem starken Gender-Ausrufzeichen macht sofort nachdenklich, warum da etwas mit der Genderei noch nicht stimmt. Schriftstellerinnen kann ein Befehl sein, mit dem jemand in der Bibliothek egal was will, Hauptsache Schriftstellerinnen! Es kann aber auch eine Verzückung darstellen: Wohin man schaut, alles Schriftstellerinnen!
In zivilisierten Gesellschaften hat der Staat das Gewaltmonopol, und damit möglichst viele Staatsbürger davon kosten können, gibt es in manchen Staaten eine Wehrpflicht.
Wenn man im Netz die einsamen Gegenden nördlich des Polarkreises durchstreift, trifft man unter der Adelsbezeichnung „Persönlichkeiten“ auf Eishockeyspieler, Biathleten, Schispringer und Rodler. Umso erstaunlicher ist also die kulturelle Vorgabe, dass man in Südtirol durch Rodeln eine Persönlichkeit werden kann.
Wir wissen mehr über Arnold Schwarzenegger als über unsere Eltern. (11)
In den Hitparaden und Charts gibt es nur Sieger, was aber machen die anderen, die nicht von der Geschmackstombola nach oben gespült werden?
Essays sind fürs erste einmal große Gedankenflächen, auf denen die Gedanken frei und schwerkraftlos hin und her geschoben werden können, bis sich daraus eine neue Aussage entwickelt hat.