Ruth Aspöck, Jadran heißt die Adria
Bücher entstehen eher selten aus einem Überdruck, der durch das Schreibventil abgelassen wird. Meist sind Bücher das Ergebnis beharrlichen Sammelns von Notizen und deren Ausbreitung vor dem Leser unter dem Aspekt einer inneren Ordnung der Schreibenden.
Ruth Aspöck setzt in ihrer Lebensreportage „Jadran heißt die Adria“ zwei Frauenschicksale in Gang, die letztlich durch gegenseitiges Erzählen ihres Lebensprogramms mit dem Phänomen fertig werden müssen, dass alles zur Ruhe kommt und einem Ende entgegengeht.
„Als die Unfruchtbarkeit der Omegas bekannt wurde, nahm man eine Weile an, dass sie aussterben würden, dass sie lediglich ein vorübergehender Schandfleck seien, eine Neuausrichtung nach der Explosion. Doch seitdem verhielt es sich in jeder Generation gleich: Es kamen nur Zwillinge zur Welt, einer als Alpha, der andere als Omega! (21)
In einem kulturellen Ambiente der Revivals und Remakes stellt sich durchaus die Frage, ob man den ganzen Schöpfungs-Semmel nicht ironisch neu deuten sollte.
„Mama, wie funktioniert das eigentlich, wenn ich bei Oma bin und dich anrufe? Da gibt’s ja nicht einmal ein Kabel, das uns verbindet! Wie kommt’s, dass wir uns trotzdem hören können?
„»Eine Kindheit ohne Computer ist der beste Start ins digitale Zeitalter«, lautet unsere erste These. Paradox? Eher ein bewusster Kontrapunkt zum Digital-Diskurs, der im Moment recht einseitig in der Öffentlichkeit läuft.“ (7)
„Was für ein öder Tag, dachte der kleine Bär. Ihm war langweilig. Unendlich langweilig. Man kann sich kaum vorstellen, wie langweilig ihm war. So langweilig, dass er überhaupt nicht wusste, wohin mit sich …“
Die schmerzhaftesten Gefühle lösen allemal die Heimat und die Liebe aus, zumal wenn sie nicht da sind. Aber auch ihr Vorhandensein kann die Helden ganz schön fordern.
Idyllen schreien letztlich danach, dass sie aufgerissen oder zum Platzen gebracht werden. Ein Held tut sich eine Idylle nur an, weil er sich von ihr richtig demütigen lassen kann.
„Nun will ich dir meine Geschichte erzählen, wie ich zu diesem Reichtum gelangte. Denn erst nach schweren Verlusten, großen Mühen und unendlichen Qualen habe ich solchen Wohlstand erreicht.“ (9)
Wenn gar nichts passiert, ist es meist ein Gedicht, heißt es im Volksmund. Auf der Skala von dynamischen Prozessen nämlich ist die Lyrik ziemlich im Randbereich der Ruhe angesiedelt.