Aktuelle Buchtipps

 

Ruth Aspöck, Jadran heißt die Adria

h.schoenauer - 06.11.2015

Bücher entstehen eher selten aus einem Überdruck, der durch das Schreibventil abgelassen wird. Meist sind Bücher das Ergebnis beharrlichen Sammelns von Notizen und deren Ausbreitung vor dem Leser unter dem Aspekt einer inneren Ordnung der Schreibenden.

Ruth Aspöck setzt in ihrer Lebensreportage „Jadran heißt die Adria“ zwei Frauenschicksale in Gang, die letztlich durch gegenseitiges Erzählen ihres Lebensprogramms mit dem Phänomen fertig werden müssen, dass alles zur Ruhe kommt und einem Ende entgegengeht.

Francesca Haig, Das Feuerzeichen

andreas.markt-huter - 05.11.2015

„Als die Unfruchtbarkeit der Omegas bekannt wurde, nahm man eine Weile an, dass sie aussterben würden, dass sie lediglich ein vorübergehender Schandfleck seien, eine Neuausrichtung nach der Explosion. Doch seitdem verhielt es sich in jeder Generation gleich: Es kamen nur Zwillinge zur Welt, einer als Alpha, der andere als Omega! (21)

In einem Zeitalter nach der großen Atomkatastrophe haben sich die Lebensbedingungen der Menschen drastisch verändert und auch die Menschen selbst erblicken nur noch als Zwillinge die Welt, die aufs engste miteinander verbunden sind. Jeden Schmerz fühlen beide gemeinsam und auch der Tod ereilt beide zur selben Zeit. Ansonsten haben sie jedoch nichts gemeinsam. Während die Alphazwillinge genetisch perfekte Körper haben, kommen die Omega-Zwillinge mit Deformationen zur Welt. Während die einen in den verbliebenen fruchtbaren Teilen der Erde leben, werden die anderen in die unfruchtbaren Randgebiete verbannt.

Thomas Zippel, Spiel's noch einmal, Gott

h.schoenauer - 04.11.2015

In einem kulturellen Ambiente der Revivals und Remakes stellt sich durchaus die Frage, ob man den ganzen Schöpfungs-Semmel nicht ironisch neu deuten sollte.

Spätestens seit ein ausgemergelter Steve Jobs seine Apple-Schöpfungen im Jahrestakt auf den Markt geworfen und sich dabei den Namen I-God eingefangen hat, ist eine Parallelsetzung zwischen Planetengeschichte und digitaler Globalisierung durchaus reizvoll.

John Farndon / Rob Beattie, So geht Technik!

andreas.markt-huter - 03.11.2015

„Mama, wie funktioniert das eigentlich, wenn ich bei Oma bin und dich anrufe? Da gibt’s ja nicht einmal ein Kabel, das uns verbindet! Wie kommt’s, dass wir uns trotzdem hören können?

Wie kann es sein, dass wir den Wasserhahn aufdrehen und Trinkwasser heraus fließt? Was passiert mit dem Müll nachdem er in der Tonne gelandet ist? Woher wissen wir, wie das Wetter in den nächsten Tagen wird? Wie wird die Luft im Föhn heiß? Wie merkt der Rauchmelder, dass es brennt?“ Auf diese und viele andere technische Fragen, die Kinder beschäftigen, findet dieses Buch eine Antwort.

Gerald Lembke / Ingo Leipner, Die Lüge der digitalen Bildung

andreas.markt-huter - 01.11.2015

„»Eine Kindheit ohne Computer ist der beste Start ins digitale Zeitalter«, lautet unsere erste These. Paradox? Eher ein bewusster Kontrapunkt zum Digital-Diskurs, der im Moment recht einseitig in der Öffentlichkeit läuft.“ (7)

Während die Zahl derer, welche die Verwendung von Tablets, digitalen Büchern u.a. digitalen Medien gar nicht früh genug gefördert wissen wollen und die Bildungsmöglichkeit durch digitale Medien bereits im Vorkindergartenalter propagieren, versuchen die Autoren des Buchs „Die Lüge der digitalen Bildung“ bewusst zwei Gänge zurück zu schalten. Detailliert versuchen zu erklären, ab welcher Entwicklungsstufe des Kindes der Umgang mit digitalen Medien und ihr Einsatz in Schulen sinnvoll und nicht sogar schädigend ist.

Henrike Wilson, Ganz schön langweilig!

andreas.markt-huter - 30.10.2015

„Was für ein öder Tag, dachte der kleine Bär. Ihm war langweilig. Unendlich langweilig. Man kann sich kaum vorstellen, wie langweilig ihm war. So langweilig, dass er überhaupt nicht wusste, wohin mit sich …“

Überaus gelangweilt liegt der kleine Bär auf dem Ast eines Baumes oder blickt auf dem Waldboden in die trostlose Ferne, aus der sich außer Morgennebel nichts Aufregendes erblicken lässt. Nicht einmal seine Freunde und  Mama Bär haben Zeit für ihn, weil sie viel zu beschäftigt sind.

Stanislav Struhar, Die vertrauten Sterne der Heimat

h.schoenauer - 29.10.2015

Die schmerzhaftesten Gefühle lösen allemal die Heimat und die Liebe aus, zumal wenn sie nicht da sind. Aber auch ihr Vorhandensein kann die Helden ganz schön fordern.

Stanislav Struhar lässt in seinem Roman „Die vertrauten Sterne der Heimat“ alle Düsen offen, um daraus Leichtigkeit ins Geschehen einfallen zu lassen. Schon im ersten Satz ist die Stimmung klar, Abend, Brise atmet von den Berghängen herunter, Düfte des Frühlings treten aus.

Armin Baumgartner, Almabtreibung

h.schoenauer - 27.10.2015

Idyllen schreien letztlich danach, dass sie aufgerissen oder zum Platzen gebracht werden. Ein Held tut sich eine Idylle nur an, weil er sich von ihr richtig demütigen lassen kann.

Schon allein der Titel verheißt in Armin Baumgartners Roman nichts Glattes. Was man im ersten Hinschauen noch für einen gelungenen Viehabtrieb nach einer satten Saison deuten kann, entwickelt sich tatsächlich zu einer Perversion.

Said, Sindbad

andreas.markt-huter - 26.10.2015

„Nun will ich dir meine Geschichte erzählen, wie ich zu diesem Reichtum gelangte. Denn erst nach schweren Verlusten, großen Mühen und unendlichen Qualen habe ich solchen Wohlstand erreicht.“ (9)

Zur Zeit des Kalifen Harun al Rashid lebten in Bagdad zwei Männer Namens Sindbad. Einer war Lastenträger und erhielt eines Tages einen Auftrag, der ihn am Haus Sindbads des Seefahrers vorbeiführte, der unglaublich reich war. Überraschenderweise wird er in das Haus gebeten, wo ihm Sindbad der Seefahrer von seinen Abenteuern erzählt und wie er zu seinem großen Reichtum gekommen ist.

Judith Nika Pfeifer, manchmal passiert auch minutenlang gar nichts

h.schoenauer - 25.10.2015

Wenn gar nichts passiert, ist es meist ein Gedicht, heißt es im Volksmund. Auf der Skala von dynamischen Prozessen nämlich ist die Lyrik ziemlich im Randbereich der Ruhe angesiedelt.

Judith Nika Pfeifer nennt ihre Texte weder Gedichte noch Lyrik, „manchmal passiert auch gar nichts“ ist mit gut dreißig Gattungsbezeichnungen ausgemalt, wovon vielleicht der Begriff Leihworte am heftigsten herausleuchtet. Leihworte sind zum einen geliehene Worte, in der Spezialausführung als Trademarke sind sie eine Hommage an den Südtiroler Performance-Lyriker Jörg Zemmler, der das Motiv in den Vordergrund rückt, dass letztlich alles nur geliehen ist.