Aktuelle Buchtipps

 

Peter Fröberg Idling, Gesang für einen aufziehenden Sturm

h.schoenauer - 11.12.2015

Ein Konflikt wird ja für die Literatur erst dann interessant, wenn er vollends ausgebrochen ist. Und wenn dann wie im Falle der Killing Fields das Desaster gigantisch wird, kann es mit Worten erst wieder nicht eingefasst werden.

Peter Fröberg Idling legt seinen Gesang für einen aufziehenden Sturm ins Kambodscha des Jahres 1955. Die Franzosen sind abgezogen und „haben keine erfahrene Wählerschaft hinterlassen.“ (146) Im Wahlkampf kommt es zu Übergriffen aller Art, Chaos wird geschürt und dennoch kristallisieren sich zwei Stränge heraus, die bodenständige Prinzen-Partie und die kommunistische Partei. Nach der Röte ihres Programms nennen sie sich Khmer rose und Khmer ruge.

Richard David Precht, Erkenne die Welt

andreas.markt-huter - 10.12.2015

„Diese Buch ist keine Philosophie und auch nicht einfach deren Geschichte. Es ist, in einer Formulierung Immanuel Kants, eine »philosophierende Geschichte der Philosophie«, dabei so allgemeinverständlich wie möglich und eingehüllt in das Gewand einer großen Erzählung.“ (16)

Im ersten Buch, der auf drei Bände ausgelegten Geschichte der Philosophie, stehen die Anfänge philosophischen Denkens in der Antike und ihre Entwicklung über die großen Philosophen wie Sokrates, Platon, Aristoteles, Plotin und Boethius bis hin zur mittelalterlichen Verbindung zwischen Philosophie und Theologie von Augustinus bis Thomas von Aquin bis sich schließlich in der Dämmerung von Humanismus und Renaissance ein neues philosophisches Denken gegen die Autorität der Theologie aufzulehnen beginnt.

Norman Davies, Verschwundene Reiche

h.schoenauer - 09.12.2015

In der Geschichte gibt es meist einen Mainstream, aus dem dann Sackgassen abbiegen und im puren Vergessen enden. Nach jeder Friedenskonferenz gibt es Sieger und politische Gebilde, die sprichwörtlich von der Landkarte verschwinden. Wo gehen all diese Staaten hin, die oft mit großer Hingabe gegründet worden sind?

Norman Davies stellt unter dem magisch schönen Titel „verschwundene Reiche“ fünfzehn Reiche vor, die in Europa teils über Jahrhunderte, teils nur eine Nacht lang eine Rolle gespielt haben. Dabei werden diese versunkenen Polit-Schätze in drei Schritten aufbereitet. Im ersten gibt es eine Darstellung der Gegend und der Gesellschaft, wie sie aus heutiger Sicht erkennbar ist, wenn man darüber etwa einen Touristen-Prospekt zu Rate zieht. Im zweiten Teil kommt das „vanished kingdom“ zu Wort, wie es sich damals dargeboten hat. Und im drittel Teil wird untersucht, was davon in Erinnerung geblieben oder vergessen ist.

Bernhard Weingartner, Schlaue Tricks mit Physik

andreas.markt-huter - 08.12.2015

„Zu jedem Experiment gibt es ein ganz einfaches „Rezept“ mit Zutaten und Anleitungen. Und wenn du wissen willst, was dahinter steckt, lies weiter – gleich danach kommt jeweils eine kurze Erklärung.“ (6 f)

Wer Glück hat, kann Bernhard Weingartner und seine Kollegen von der Technischen Universität Wien mit dem „Physikmobil“ in den Parks oder Fußgängerzonen antreffen und die unterhaltsamen und verblüffenden Experimente hautnah miterleben. Alle anderen haben die Gelegenheit mit dem Buch „Schlaue Tricks mit Physik“ unter Anleitung die Experimente selbst durchzuführen. Vieles kann von Kinder alleine ausprobiert werden, für manches wird jedoch die Hilfe von Erwachsenen benötigt.

Antonia Baum, Ich wuchs auf einem Schrottplatz auf, …

h.schoenauer - 07.12.2015

Die wirklich harte Erziehung für das Leben muss man sich selbst verpassen, da darf man sich auf niemanden verlassen.

Antonia Baum startet ihren Erziehungsroman der anderen Art mit einem Motto, das alle Pädagogen schmerzt. Der Vater sagt den Kindern, er hätte sich allein und ohne fremde Hilfe selbst erzogen! Damit ist auch das Figuren-Set abgesteckt, Vater Theodor arbeitet sich der Reihe nach durch Modeberufe durch und ist daher Arzt, Künstler und Autohändler in einem. Oft ist er alles gleichzeitig, wenn er sein Restaurant Theodor nennt und sich quasi als Protagonist ins eigene Programm steckt.

Brigitte Weninger, Geschichten aus dem Weihnachtswald

andreas.markt-huter - 05.12.2015

„Bald schon hatten alle Kinder der Klasse mindestens einmal Heu in die Krippe gelegt. Alle außer Tobi. Doch eines Tages stand Lilly auf und sagte: »Tobi soll heute Heu in die Krippe legen. Ich habe aus Versehen seine Federmappe runtergeworfen und er war gar nicht sauer. Das fand ich sehr schön.«“ (63)

„Geschichten aus dem Weihnachtswald“ bietet für jeden Tag im Advent eine unterhaltsame und besinnliche Weihnachtsgeschichte. Ob Wichtelgeschichten oder Märchen wie Frau Holle oder die Geschichte, wie sich das Weihnachtslied „Stille Nacht, Heilige Nacht“ verbreitet hat, Weningers Erzählungen berühren und versetzen Kinder und Erwachsene in eine besinnliche Adventstimmung.

Miklós Bánffy, In Stücke gerissen

h.schoenauer - 04.12.2015

Wenn ein Jahrhunderte altes Gesellschaftsmodell zerfällt, helfen oft nur mehr alt-biblische Sprüche, um das Chaos darzustellen.

Der ungarisch-siebenbürgische Schriftsteller Miklós Bánffy verwendet für seine Siebenbürgische Untergangs-Trilogie die drei frei formulierten Bibel-Zitate „Du wurdest gewogen“, „Und für zu leicht befunden“ und „In Stücke gerissen“. Die drei Romane lassen sich auch einzeln lesen und beschäftigen sich mit den letzten Dezennien der Doppelmonarchie. Was für Österreich die Kastration von Versailles darstellt, ist für Ungarn der Friedensvertrag von Trianon 1920, in dem alles Bisherige zerrissen wird.

Sarah N. Harvey, Arthur oder Wie ich lernte, den T-Bird zu fahren

h.schoenauer - 03.12.2015

Ein falsch mitgehörtes Telefonat kann eine richtige Geschichte auslösen, zumal der Mithörende immer alles auf sich selbst bezieht.

In Sarah N. Harveys Roman „Arthur” hört der sechzehnjährige Ich-Erzähler wie seine Mutter am Telefon von einem kaputten Typen redet, den sie dringend irgendwo unterbringen muss. Rolly, wie der Held spöttisch genannt wird, obwohl er Royce heißt, bezieht das auf sich, denn er ist an manchen Tagen ziemlich wohn-unfähig. Bald stellt sich aber heraus, dass es um den Großvater Arthur geht, der mit dem Leben überfordert ist.

O. P. Zier, Komplizen des Glücks

h.schoenauer - 02.12.2015

Wer sich eine Vorstellung von seinem eigenen Lebensglück machen will, muss unbedingt einen Stammbaum anlegen. Nichts ist so verlässlich für die Karriere wie ein rechtwinklig abgezwickter Stammbaum.

In O. P. Ziers Roman „Komplizen des Glücks“ ist am Ende ganz im Stile von Dynastien der  Stammbaum der Wirrings aufgezeichnet. Klitzeklein sind Ein-Kind-Generationen verknüpft und einmal geht sich sogar ein kleiner Seitensprung aus. Diese Skizze zeigt das Thema des Romans, es geht um das kleine Glück, um Ein-Kind-Familien, Ordnung und Würdigung des jeweiligen Zeitgeistes.

Julia Copus, Der schreckliche Krach

andreas.markt-huter - 01.12.2015

„»Oh weh«, quiekte Harry, auf einmal ganz wach, »nur ein MONSTER macht so einen schrecklichen Krach!« Er rief bei Lil an und bat»Komm vorbei, ich habe solche Angst, bitte steh mir bei!«“

Harry das Wildschwein und Lil die kleine Mause sind ganz dicke Freunde, die sich gegenseitig helfen, wenn es nötig ist. Und eines Nachts ist Hilfe dringend erforderlich, als Harry plötzlich durch einen schrecklichen Krach aus seinem friedlichen Schlaf gerissen wird. Sofort eilt Lil zum verängstigten Wildschwein und gemeinsam versuchen sie dem fürchterlichen Lärm auf die Spur zu kommen.