Karen Foxlee, Ophelia und das Geheimnis des magischen Museums
„»Wer hält dich hier fest?«, fragte Ophelia. »Ich bin ein Gefangener Ihrer Majestät, der Schneekönigin«, sagte der Junge. »Ich glaube aber nicht an Schneeköniginnen.« »Glaubst du an Zauberschwerter?« »Na ja …«, sagte Ophelia. Sie wollte nicht unhöflich klingen. »Große magische Uhus? Kummervögel?« (19)
Die 11-jährige Ophelia Jane Worthington-Whittard und ihre 16-jährige Schwester Alice begleiten ihren Vater Malcom, einen international anerkannte Experten für Schwerter ins Museum, wo er eine große Weihnachtsaustellung zum Thema „Schwerter in der Weltgeschichte“ vorbereiten soll. Während ihr Vater beschäftigt ist, macht sich Ophelia auf Entdeckungsreise durch das Museum. In einem abgelegenen Raum entdeckt sie eine kleine Tür. Als sie durchs Schlüsselloch blickt, schaut ihr jemand direkt ins Auge.
Ophelia traut ihren Sinnen kaum, als sie ein namenloser Junge bittet, ihn zu befreien und die Welt vor der bösen Schneekönigin zu retten. Doch Eile ist geboten, denn die Winterzeituhr in der Galerie der Zeit wird in genau drei Tagen, zu Weihnachten den ewigen Winter und damit die Herrschaft der Eiskönigin einläuten. Nur mit Hilfe des magischen Schwertes, geführt von einer auserwählten Person, kann die Schneekönigin besiegt und das Ende der Welt abgewendet werden.
Aber Ophelia traut den wunderbaren Erzählungen des kleinen Jungen nicht wirklich, ist sie schließlich doch Mitglied der Londoner wissenschaftlichen Gesellschaft für Kinder und gewohnt, sich auf ihren gesunden Menschenverstand zu verlassen. Da ihr der Junge leid tut, sagt sie zu, nach dem kleinen Schlüssel zu suchen, um ihn aus seinem Zimmer zu befreien, wo er gefangen gehalten wird.
Sie macht sich heimlich auf die Suche nach dem Schlüssel im siebten Stock, den sie in einer kleinen Schublade entdeckt, als sie plötzlich unheimliche Schritte, wie von Tierkrallen zu hören glaubt. Der Schlüssel selbst erweist sich aber nur als Schlüssel für ein weiteres Kästchen, in dem der Schlüssel für die Tür versperrt sein soll. Doch die Zeit wird immer knapper, um das Schwert und die auserwählte Person, die es führen soll zu finden.
Ophelia wird immer tiefer in die magischen Ereignisse hineingezogen, in denen es im Museum zunehmend kälter wird, ihr Geister erscheinen, ihr die Stimme ihrer verstorbenen Mutter mit Ratschlägen zur Seite steht und die umwerfend schöne aber undurchsichtige Museumsdirektorin Miss Kaminski eine zunehmend merkwürdige Rolle zu spielen beginnt.
„Ophelia und das Geheimnis des magischen Museums“ verbindet überaus gelungen eine spannende Fantasy-Geschichte mit der Geschichte einer Familie, die versucht, über den tragischen Tod der Mutter hinwegzukommen. Dabei dient die Geschichte der Schneekönigin, die alles mit ihrer Herzenskälte zu ersticken droht, als Metapher für die Gefühlswelt der einzelnen Familienmitglieder, die der Schmerz des Verlusts zunehmend voneinander zu isolieren beginnt.
Eine überaus empfehlenswerte Kinderlektüre, über Hilfsbereitschaft, den Umgang mit Verlust und über die Kraft der Liebe, die nicht nur junge Leserinnen und Leser von der ersten Seite weg in ihren Bann ziehen wird, sondern sich auch hervorragend zum gemeinsamen Vorlesen eignet.
Karen Foxlee, Ophelia und das Geheimnis des magischen Museums. Übers. v. Katharina Diestelmeier [Orig. Titel: Ophelia and the Marvelous Boy], ab 9 Jahren
Weinheim: Beltz & Gelberg Verlag 2015, 288 Seiten, 14,40 €, ISBN 978-3-407-82062-4
Weiterführende Links:
Beltz & Gelberg Verlag: Karen Foxlee, Ophelia und das Geheimnis des magischen Museums
Wikipedia: Karen Foxlee
Andreas Markt-Huter, 03-05-2016