Aktuelle Buchtipps

 

Gerhard Kofler, Ausgewählte Gedichte

andreas.markt-huter - 17.01.2007

Buch-CoverWenn es so etwas wie eine Identität stiftende Hymne für Südtirol gibt, dann ist es vielleicht der Lyriker Gerhard Kofler als Leben und Werk. Früh ausgewandert ist er ein Weltdichter geworden, in vielen Sprachen zu Hause, und dennoch beinahe unsichtbar, denn seine Gedichte stecken meistens zwischen den Sprachen.

Viele seiner Gedichte sind wie eine ausgeklappte Folie auf Italienisch und Deutsch erschienen, erst im hin und her schweifen zwischen den Texten entsteht das eigentliche Gedicht.

Edin Prnjavorac und Veronika Nitsche (Hrsg.), Südostwind

andreas.markt-huter - 17.01.2007

Buch-CoverIch traf gestern einen Käfer / Er sprach kein Deutsch / und beschwerte sich über Kreuzschmerzen / in einer Sprache, / die ich nur deshalb verstand, / weil es um Schmerzen ging. Die Strophe aus Goran Novakovics Gedicht Die Sprache (S.34)stößt einen unmittelbar, wie mit einem kurzen Knüppel in die Welt der Migration hinein.

In knapp 100 lyrischen Texten zeichnen 38 Autorinnen und Autoren, die als MigrantInnen in Österreich leben, wehmütige Bilder von Sehnsucht, Heimweh, Überlebensängsten und vom Leben in der Fremde. Ihre Gedichte und lyrischen Texte sind Erinnerungen an die Vergangenheit aber auch ein Ausdruck von Hoffnung und nach dem Wunsch nach Friede und Freiheit.

Peter Pessl, Der Brief mit der Aufschrift

andreas.markt-huter - 16.01.2007

Buch-CoverFehlende Dinge deuten oft auf etwas Kriminelles hin. So kann eine unvollständige Anschrift letztlich genau so zu einem Täter führen wie die Bezeichnung Kriminal, von der offensichtlich ein Teil fehlt. Ist es ein Kriminalroman, ein Kriminalbeamter, eine Kriminalgroteske?

Peter Pessl lässt in seinem Kriminal-Buch so gut wie alles offen. Die Sätze werden nur angedeutet, Szenen erscheinen im Halbschatten, der zweite Teil eines Dialogs fehlt fast immer, ständig werden Situationen aufgerissen und offen gelassen.

Christine Haidegger, Fremde Mutter

andreas.markt-huter - 16.01.2007

Buch-CoverWie kann man einen Draht zur Geschichte entwickeln, wenn einem nicht einmal die eigene Mutter bekannt ist? - Die „fremde Mutter“ ist in Christine Haideggers Roman einmal eine biographisch ausgelöschte Person, zum anderen aber auch die Geschichte überhaupt.

Der Roman hat eine dramatische Konstellation, wie ihn keine Kunst, sondern ausschließlich das so genannte Leben entwickeln kann.

Uwe Ladstädter (Hrsg.), Da und dort

andreas.markt-huter - 16.01.2007

Buch-Cover"Osttirol. Das könnte die DDR Tirols sein, aber das ist es nicht." – Da und dort handelt von Osttirol, wie es in der Welt liegt, wie die Bewohner immer frecher werden und Selbstbewusstsein entwickeln, wie es sich überall auf der Welt eine tolle Heimat entwickeln lässt, wenn man genug Humor dafür mitbringt, und wie da und dort prächtige Literatur entsteht, wenn man sie aufkommen lässt.

Zusammengehalten wird dieses literarische Selbstbewusstsein durch die Lienzer Wandzeitung. In ihr werden nicht nur monatlich neue Texte vorgestellt, alle zwei Jahre schreibt deren Redaktion auch den Christoph-Zanon-Preis aus, benannt nach dem jung verstorbenen Osttiroler Schriftsteller Christoph Zanon.

Peter Pessl, Die Dakini-Dialoge

andreas.markt-huter - 15.01.2007

Buch-CoverManchmal geht auch die Fiktion auf Expedition und kehrt mit einem Rucksack voller Kultgegenstände und semantisch frisch kolorierter Bilder auf den Europäischen Kontinent zurück.

Peter Pessl schickt seine Fiktion in den Himalaya, er selbst ist natürlich auch dabei und zeichnet zwischendurch Stimmungen, Lagepläne und morphologische Extremkonstellationen. Rein äußerlich handelt es sich um eine Reise in den Norden Indiens, an der Grenze zu Tibet liegt das Spiti-Tal und dort werden die Dakini-Dialoge abgehört und ausgeführt.

Magnus Mills, Ganze Arbeit

andreas.markt-huter - 15.01.2007

Buch-CoverManchmal reißt einen ein edler Umschlag mit poliertem Werkzeug in die düsterste Materie. Magnus Mills hat nichts Größeres vor, als die komplette Arbeitswelt als Wahnsinn darzustellen, uns Leser darin zu verstricken und dann das ganze mit Ironie in die Luft zu jagen.

Über das ganze Land verteilt gibt es ein geheimnisvoll wichtiges Transportunternehmen, das nichts anderes tut, als alle Transportgeräte und deren Fahrer in gleichmäßiger Bewegung zu halten. Zu diesem Zweck wurde der so genannte Univan erfunden, ein völlig untauglicher Klein-LKW, der außer sich selbst und den pragmatisierten Fahrern kaum etwas transportieren kann.

Iain Galbraith (Hrsg.), Intime Weiten

andreas.markt-huter - 11.01.2007

Buch-CoverObwohl Schottland ein weltbekanntes Land ist, und sei es nur wegen der kriminell guten Nebelbänke und des perfekten Whiskys, kennt fast niemand schottische Literatur. Und schon gar nicht schottische Gedichte.

Der folio-Verlag, der mit seiner Serie ‚Transfer’ entlegene Literaturen und vom literarischen Alltag abgeschottete Autoren pflegt, widmet sich mit südtirolerischem Augenzwinkern der schottischen Lyrik, immerhin setzt sich auch die schottische Literatur ähnlich der südtirolerischen aus drei Komponenten zusammen: Englisch – Gälisch –Schottisch.

Franz Kabelka, Letzte Herberge

andreas.markt-huter - 10.01.2007

Buch-CoverKein Milieu ist vor Kriminalität sicher, das macht den Beruf eines Kommissars so aufregend, er gerät nämlich mit jedem Fall in ein spezielles Milieu.

Für Tone Hagen, der seit seiner Rückkehr ins Ländle stets angefressen und widerwillig ermittelt, ist wahrscheinlich ganz Vorarlberg ein undurchsichtiges Milieu.

Tim Parks, Stille

andreas.markt-huter - 08.01.2007

Buch-CoverWieder einmal ist das Gebirge jenes Trampolin, in das sich Mittfünfzigjährige voller Erschlaffung fallen lassen in der Hoffnung, dass noch etwas Tolles wird aus dem Leben.

Tim Parks schickt seinen Helden Harold Cleaver ins putzig verrückte Südtirol, um den angeschlagenen Starjournalisten und Versagervater ein wenig für die nächsten Lebensjahre aufzumotzen, Stille ist angesagt.