Michael Krüger, Was in den zwei Wochen nach der Rückkehr aus Paris geschah
Miese Stimmung bekämpft man in Literatur und Psychologie meist dadurch, dass man sie jemandem umhängt, damit man einen scheinbar konkreten Grund zum Ärgern hat. So ist das Wechselspiel zwischen diffusem und personifiziertem Ungemach ein weites Feld für reifes Erzählen, weil es kein eindeutiges Ende gibt.
Michael Krüger lässt seinen Ich-Erzähler gleich von der ersten Seite an gegen eine ungute Stimmung kämpfen. Dieser wartet am Pariser Flughafen auf seinen Flug zurück nach München, als ihm plötzlich alle Wartenden schräg, skurril und „schafsgesichtig“ vorkommen. Besonders fällt ihm ein Typ auf, der sich wie der späte Orson Welles gibt, aufdringlich, unangenehm, laut. Der Erzähler ahnt, dass es sich um eine längerfristige Sache handelt, die ihm da auf die Pelle rückt, sodass er später in München alles in ein Notizbuch schreiben wird, „was in den zwei Wochen nach der Rückkehr aus Paris geschah“.
„Würdest du lieber allein in einer großen Villa leben oder mal mit all deinen Liebsten in einer kleinen Hütte? Was wäre dir lieber: das Haus am Meer oder das Haus in den Bergen?“
„Die Auseinandersetzung mit dem Thema »Nationalsozialismus« und insbesondere seiner Frühphase scheint gerade in Zeiten gesellschaftlichen Wandels immer wichtiger zu werden. Es stellt sich die Frage, wie man beide Forderungen kombinieren kann, also an einem außerschulischen Lernort wie einer KZ-Gedenkstätte tiefgreifendes Lernen fördern kann.“ (S. 21)
„Was du nicht mitnehmen musst auf diese Schatzsuche: Spaten, Taschenlampe oder Lupe. Eine Schatzkarte gibt es übrigens auch nicht. Was du aber unbedingt brauchst, das sind helle Ohren und wache Augen, um die Wörter unserer Sprache hören oder sehen zu können. Denn die Wörter sind der Schatz, auf dessen Spuren dich dieses Buch bringen will. Der Wort-Schatz eben.“ (S. 5)
Glück ist ein treffsicheres Wort, denn alle Sätze damit sind richtig. So lautet eine besonders freche Definition: Glück ist das Ablaufdatum, an dem „es“ vorbei ist.
„Dieses Buch bietet eine prägnante, visuelle Einführung in die Ideen hinter den wesentlichen mathematischen Konzepten wie Zahlen, Maße oder Statistik. Weiterführende Gebiete wie Analysis und faszinierende Aspekte wie die der fraktalen Geometrie und des Goldenen Schnitts werden kurz gestreift. Hoffentlich gelingt es, die Schönheit und den praktischen Nutzen der Mathematik zu enthüllen – dieses Fachs, das danach hoffentlich nicht mehr so einschüchternd und abschreckend wirkt.“ (S. 7)
Zwischen Ungarn, South Dakota und Australien liegt Gras. Im Gras wird das Einfache komplex und das Komplexe einfach. Wann immer Helden vom Schreibtisch aufschauen und hinausblicken ins Freie, sehen sie Gras. Der vollkommene Roman besteht aus Gras.
„Der Hecht fühlt sich schlecht. Der Butt ist kaputt. Der Schnapper immer schlapper. Die Flunder kaum gesunder. Die Auster noch zerzauster. Die Scholle geht’s nicht dolle. Die Quappe zieht ´ne Flappe.“
Die zwei positiven Zutaten Fluss und Getränk ergeben bei gutem Licht ein anregendes Denk- und Sitzklima. „Melange an der Donau“ beschreibt eine Menge Stimmung, die in einem Stillleben kulminiert, worin bei guter Witterung Menschen im Freien sitzen und auf die Donau blicken, während sie die Melange umrühren.
„Jahrelang hatte ich den Verdacht, dass die Mitte mein Schicksal ist. Vielleicht weil Mama mich immer allen Gästen mit den Worten vorstellte: »Und das ist Niko, unser Mittlerer.« Normalerweise hätte mich das gar nicht gestört – wenn sie nicht vorher eine Viertelstunde von den schulischen Superleistungen meines großen Bruders Jonas und der außergewöhnlichen künstlerischen Begabung meiner kleinen Schwester Nina geschwärmt hätte.“