Aktuelle Buchtipps

 

Michael Krüger, Was in den zwei Wochen nach der Rückkehr aus Paris geschah

h.schoenauer - 04.09.2023

michael krüger, was in den zwei wochen nach der rückkehr aus paris geschahMiese Stimmung bekämpft man in Literatur und Psychologie meist dadurch, dass man sie jemandem umhängt, damit man einen scheinbar konkreten Grund zum Ärgern hat. So ist das Wechselspiel zwischen diffusem und personifiziertem Ungemach ein weites Feld für reifes Erzählen, weil es kein eindeutiges Ende gibt.

Michael Krüger lässt seinen Ich-Erzähler gleich von der ersten Seite an gegen eine ungute Stimmung kämpfen. Dieser wartet am Pariser Flughafen auf seinen Flug zurück nach München, als ihm plötzlich alle Wartenden schräg, skurril und „schafsgesichtig“ vorkommen. Besonders fällt ihm ein Typ auf, der sich wie der späte Orson Welles gibt, aufdringlich, unangenehm, laut. Der Erzähler ahnt, dass es sich um eine längerfristige Sache handelt, die ihm da auf die Pelle rückt, sodass er später in München alles in ein Notizbuch schreiben wird, „was in den zwei Wochen nach der Rückkehr aus Paris geschah“.

Jörg Mühle, Kroko oder Krake?

andreas.markt-huter - 01.09.2023

jörg mühle, kroko oder krake„Würdest du lieber allein in einer großen Villa leben oder mal mit all deinen Liebsten in einer kleinen Hütte? Was wäre dir lieber: das Haus am Meer oder das Haus in den Bergen?“

Wer die Wahl hat, hat die Qual heißt es im Volksmund und so bietet auch Jörg Mühle in seinem unterhaltsamen Bilderbuch die Auswahl zwischen unterschiedlichen Angeboten, die jeweils ihre Vor- und Nachteile aufweisen. Wofür werden sich die jungen Leserinnen und Leser wohl entscheiden?

Cornelia Dold, Außerschulische Lernorte neu entdeckt

andreas.markt-huter - 30.08.2023

cornelia dold, außerschulische lernorte neu entdeckt„Die Auseinandersetzung mit dem Thema »Nationalsozialismus« und insbesondere seiner Frühphase scheint gerade in Zeiten gesellschaftlichen Wandels immer wichtiger zu werden. Es stellt sich die Frage, wie man beide Forderungen kombinieren kann, also an einem außerschulischen Lernort wie einer KZ-Gedenkstätte tiefgreifendes Lernen fördern kann.“ (S. 21)

Wie sich an außerschulische Lernorten, wie dem KZ Osthofen selbstreguliertes Lernen für tiefgreifenden Lernprozessen gestalten und umsetzen lässt, steht im Mittelpunkt der Dissertation, in denen die Ergebnisse verschiedene Studien vorgestellt werden. Im Mittelpunkt der Studien stand die Frage, ob sich an außerschulischen Lernorten mit Hilfe von Instruktionen zu selbstreguliertem Lernen sowie einem Training für Fachsprachen und Methoden tiefgreifendes Lernen ermöglicht werden kann.

Brigitte Schniggenfittig / Jörg Wagner, Wer denkt sich die Wörter aus?

andreas.markt-huter - 28.08.2023

wer denkt sich die wörter aus„Was du nicht mitnehmen musst auf diese Schatzsuche: Spaten, Taschenlampe oder Lupe. Eine Schatzkarte gibt es übrigens auch nicht. Was du aber unbedingt brauchst, das sind helle Ohren und wache Augen, um die Wörter unserer Sprache hören oder sehen zu können. Denn die Wörter sind der Schatz, auf dessen Spuren dich dieses Buch bringen will. Der Wort-Schatz eben.“ (S. 5)

„Wer denkt sich die Wörter aus?“ entführt in die faszinierende Welt der Wörter und der Sprache, die weit aufregender und spannender ist, als es auf den ersten Blick zu sein scheint. Dabei geht das Buch überaus interessantem Fragen nach wie z.B. wer die Wörter erfunden hat oder wer bestimmt, was sie bedeuten.

Eva Schreiber, Eine Ahnung vom Ende des Glücks

h.schoenauer - 25.08.2023

eva schreiber, eine ahnung vom ende des glücksGlück ist ein treffsicheres Wort, denn alle Sätze damit sind richtig. So lautet eine besonders freche Definition: Glück ist das Ablaufdatum, an dem „es“ vorbei ist.

Eva Schreiber schickt in der Titelgeschichte „Eine Ahnung vom Ende des Glücks“ (131) die beiden am Leben gereiften Freundinnen Ilse und Traude in ein Gespräch, bei dem sie durchaus einen kleinen Schluck Alkohol zu sich nehmen dürfen. Kein Wunder also, dass sie bald auf Glücksmöglichkeiten zu sprechen kommen, die es mit dem Geist aus der Flasche aufnehmen. Beide haben die Kinder erwachsen außer Haus gebracht und die Männer dazu. Wie beim Ausfüllen eines Kreuzworträtsels spielen sie die üblichen Glücksvorstellungen durch und kommen zum Schluss, dass allem der Zauber des Endes innewohnt. Die Beziehungen müssen wohl beendet sein, damit man sie als schön empfinden kann. Aber Traude staunt nicht schlecht, als sie am nächsten Tag beim Zahnarzt sitzt und im Warteraum die Magazine durchgeht, die alle von Wellness und Happiness handeln. Gibt es eigentlich etwas, das nicht glücklich macht? Selbst der Zahnarzt kann zu einem euphorisierenden Gefühl beitragen, wenn der Termin vorbei ist.

Heather Davis u.a., Simply - Mathematik

andreas.markt-huter - 23.08.2023

heather davis, simply mathematik„Dieses Buch bietet eine prägnante, visuelle Einführung in die Ideen hinter den wesentlichen mathematischen Konzepten wie Zahlen, Maße oder Statistik. Weiterführende Gebiete wie Analysis und faszinierende Aspekte wie die der fraktalen Geometrie und des Goldenen Schnitts werden kurz gestreift. Hoffentlich gelingt es, die Schönheit und den praktischen Nutzen der Mathematik zu enthüllen – dieses Fachs, das danach hoffentlich nicht mehr so einschüchternd und abschreckend wirkt.“ (S. 7)

Für viele ist die Mathematik im schulischen Unterricht ein rotes Tuch und wird als kompliziert und schwer verständlich empfunden. Die Reihe „Simply – Wissen auf den Punkt gebracht“ versucht durch Grafiken und Illustrationen die zentralen Konzepte der Mathematik anschaulich und verständlich zu vermitteln.

Gerald Murnane, Inland

h.schoenauer - 21.08.2023

gerald murnane, inlandZwischen Ungarn, South Dakota und Australien liegt Gras. Im Gras wird das Einfache komplex und das Komplexe einfach. Wann immer Helden vom Schreibtisch aufschauen und hinausblicken ins Freie, sehen sie Gras. Der vollkommene Roman besteht aus Gras.

Gerald Murnanes „Inland“ duckt sich vor der Bezeichnung Roman, weil er sonst perfekt wäre. Und wie perfekt „Inland“ ist, zeigt eine Nachbemerkung, wonach der Autor ein Vierteljahrhundert nach dem Entstehen 1988 alles noch einmal durchliest und feststellt: Es ist alles ausreichend erklärt und mannigfaltig genug dargestellt. Wenn etwas nicht verstanden wird, liegt es am Leser.

Michael Augustin, Das Aquarium bleibt heute geschlossen

andreas.markt-huter - 18.08.2023

michael augustin, das aquarium bleibt heute geschlossen„Der Hecht fühlt sich schlecht. Der Butt ist kaputt. Der Schnapper immer schlapper. Die Flunder kaum gesunder. Die Auster noch zerzauster. Die Scholle geht’s nicht dolle. Die Quappe zieht ´ne Flappe.“

Was ist nur los mit den Tieren im Aquarium, das heute nicht geöffnet wird? Alle scheinen ziemlich angeschlagen zu sein, so dass es keinen Sinn macht das Aquarium zu öffnen.

Der Hecht schwimmt ganz benommen, in einen Schal gewickelt und mit einem Fieberthermometer im Maul durchs Wasser und den Heilbutt plagt der Liebeskummer. Dem Schnapper und der Flunder geht es kaum besser.

Ulrike Kotzina, Melange an der Donau

h.schoenauer - 16.08.2023

ulrike kotzina, melange an der donauDie zwei positiven Zutaten Fluss und Getränk ergeben bei gutem Licht ein anregendes Denk- und Sitzklima. „Melange an der Donau“ beschreibt eine Menge Stimmung, die in einem Stillleben kulminiert, worin bei guter Witterung Menschen im Freien sitzen und auf die Donau blicken, während sie die Melange umrühren.

Ulrike Kotzina hat in ihre „Erzählmelange“ elf Geschichten gepackt, die aber nicht über ein Inhaltsverzeichnis abrufbar sind, sondern nach dem Muster eines Romans durch chronologische Lektüre erarbeitet werden müssen. Wie bei einer echten Melange gehen die Zutaten fließend ineinander über und führen Licht und Schatten, Süßes und Bitteres, Ernst und Ironie zusammen, bis sich daraus der Grundton entwickelt: eine melancholische Heiterkeit.

Rieke Patwardhan, Die Schule der mittelguten Zauberer – Wirbel um den Neuen

andreas.markt-huter - 14.08.2023

rieke patwardhan, die schule der mittelguten zauberer„Jahrelang hatte ich den Verdacht, dass die Mitte mein Schicksal ist. Vielleicht weil Mama mich immer allen Gästen mit den Worten vorstellte: »Und das ist Niko, unser Mittlerer.« Normalerweise hätte mich das gar nicht gestört – wenn sie nicht vorher eine Viertelstunde von den schulischen Superleistungen meines großen Bruders Jonas und der außergewöhnlichen künstlerischen Begabung meiner kleinen Schwester Nina geschwärmt hätte.“

Der 11-jährige Niko leidet unter seiner Mittelmäßigkeit, die ihn nicht nur zu Hause verfolgt, sondern auch in der Schule, wo er zu den mittelgroßen und mittelguten Schülern mit mittelbraunen Haaren zählt. Selbst beim Fußball spielt er im Mittelfeld. Bis sich eines Tages im April an einem extrem heißen Tag für sein Leben völlig auf den Kopf stellen sollte.