Robert Rebitsch, Rebellion 1525

andreas.markt-huter - 29.11.2024

robert rebitsch, rebellion 1525„Am 10. Mai 1525, vor 500 Jahren, läuteten in der Umgebung von Brixen die Kirchenglocken Sturm. Das war das Zeichen für den Aufstand gegen die Obrigkeit, gegen Fürstbischof Sebastian Sprenz. Auf der Millander Au versammelten sich an die 5000 Bauern der umliegenden Gerichte. Zuerst plünderten sie in der Stadt Brixen und dann im Kloster Neustift.“ (S. 7)

Die geplante Hinrichtung des „berühmt-berüchtigten Absagers“ Peter Pässler bildete den Startschuss zu den Tiroler Bauernkriegen in den Jahren 1525/26, die bald auf die Grafschaft Tirol und Fürstbistum Trient übergriffen. Mit Michael Gaismair, dem Kanzlisten des Fürstbischofs von Brixen und Kleinunternehmer im Bergbau, tritt auch die wohl bekannteste Figur des Tiroler Bauernaufstandes die historische Bühne.

„Rebellion 1525“ setzt sich zwar ausführlich auch mit dem Leben und Wirken des Bauernführers Gaismair auseinander, bietet aber vor allem einen Überblick über den historischen Ablauf und die einzelnen Ereignisse in der Grafschaft Tirol sowie den Fürstbistümern Brixen und Trient. Dazu werden zunächst die sozialen, ökonomischen, rechtlichen und politischen Verhältnisse in Tirol näher beleuchtet, wie die Lage des Bauernstandes, die Agrarverfassung in Tirol oder die Bauern als Produzenten.

Anschließend wird der Frage nachgegangen, ob der Bauernaufstand als eine Rebellion oder eine Revolution eingeordnet werden kann, wobei dem progressiven Programm der Bauern, vor allem Gaismairs Landesordnung, die eine Umgestaltung der Herrschaftsverhältnisse und eine Entmachtung des Adels und des Klerus vorsah, ein revolutionärer Charakter zugesprochen werden darf.

Für die historische Einordnung des Tiroler Bauernaufstands wird im Kapitel „Geostrategische Lage und Bauernkrieg im Reich“ zunächst das historische Umfeld näher beleuchtet wobei die Hegemonialkonflikte in Norditalien, die osmanische Bedrohung, der deutsche Bauernkrieg und die Hintergründe für die Aufstände betrachtet werden. Anschließend wird die wirtschaftliche und soziale Ausganglage in Tirol vor dem Bauernkrieg untersucht und der Tiroler Landesherr Ferdinand I. vorgestellt.

Nach dem Aufstand der Bergknappen von Schwaz als Vorspiel werden die verschiedenen Aufstände in Tirol mit ihren Zentren in Brixen, Neustift, Bozen, Meran u.a. aber auch in Trient. Detailliert kommen die Verhandlungen des Aufstands auf den Versammlungen und Landtagen mit ihren kirchenpolitischen, rechtlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Forderungen zur Sprache. Als Ergebnisse des Julilandtages werden die Landesordnung von 1526 und die Empörungsordnung erläutert und ein Blick auf die Landesordnung von 1532 geworfen.

Die weiteren Kapitel beschäftigen sich vor allem mit Michael Gaismair und seiner Rolle im Salzburger Bauernkrieg 1525/26, seinem Graubündner Exil, seiner Landesordnung, dem Kampf um Radstadt und den Einmarsch ins Pustertal. Das abschließende Kapitel setzt sich mit Michael Gaismair als Condottiere der Republik Venedig auseinander, der weiterhin hofft, mit Hilfe Venedigs Tirol erobern zu können. Nach seiner Ermordung und einem Resümee über Gaismairs Rolle als Militär und Stratege werden die Auswirkungen der Bauernaufstände und ihre Bedeutung in der Rezeptionsgeschichte näher untersucht.

Robert Rebitsch bietet eine beeindruckende Monographie zu den Tiroler Bauernaufständen und der Rolle, die Michael Gaismair dabei zukam. Die Darstellung zeichnet ein umfassendes Bild über die Vorgeschichte, das wirtschaftliche, soziale, religiöse und politische Umfeld und die zahlreichen einzelnen Aufstandsbewegungen in der Grafschaft Tirol, den Fürstbistümern Brixen und Trient sowie in Salzburg. Besonders ausführlich kommen die Forderungen bei den Verhandlungen und die Landesordnungen zur Sprache.

Ein überaus empfehlenswertes und informatives historisches Sachbuch zu einem bedeutsamen Thema der Tiroler Landesgeschichte, das aber auch weit über die Landesgrenzen hinaus seine Kreise gezogen hat. Mit seinem fundierten Hintergrundwissen und den zahlreichen ausgezeichneten Illustrationen und Karten dürfte sich das Geschichtswerk als Standardwerk zum Tiroler Bauernaufstand etablieren.

Robert Rebitsch, Rebellion 1525. Michael Gaismair und der Aufstand der Tiroler Bauern,70 farb. und 19 sw. Abb., 3 Übersichtskarten
Innsbruck: Tyrolia Verlag 2024, 376 Seiten, 38,00 €, ISBN 978-3-7022-4222-0

 

Weiterführende Links:
Tyrolia Verlag: Robert Rebitsch, Rebellion 1525
Wikipedia: Robert Rebitsch

 

Andreas Markt-Huter, 29-10-2024

 

Bibliographie
Autor/Autorin:
Robert Rebitsch
Buchtitel:
Rebellion 1525. Michael Gaismair und der Aufstand der Tiroler Bauern
Erscheinungsort:
Innsbruck
Erscheinungsjahr:
2024
Verlag:
Tyrolia Verlag
Seitenzahl:
376
Preis in EUR:
38,00
ISBN:
978-3-7022-4222-0
Kurzbiographie Autor/Autorin:
Robert Rebitsch wurde in Brixlegg/Tirol geboren und studierte Geschichte und Philosophie/Psychologie/Pädagogik an der Universität Innsbruck. Im Jahre 2000 wurde er promoviert, 2008 folgte die Habilitation im Fach Geschichte der Neuzeit. Rebitsch arbeitet im Forschungsmanagement der Universität Innsbruck und ist Lehrbeauftragter am Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie für die Fächer Geschichte der Neuzeit und Österreichische Geschichte. Seine Forschungsschwerpunkte sind die politische Geschichte und Militärgeschichte des 16. und 17. Jahrhunderts.