Antje Szillat, Asphaltspuren

So sehr die Städte in ihren Zentren auch funkeln und voller Wahrzeichen leuchten, so dunkel und uniform sind sie an ihren Rändern.

In Antje Szillats Roman „Asphaltspuren“ umfängt ein paar Jugendliche die Trostlosigkeit eines Brachlandes am Stadtrand, es gibt keine Zukunft, längst haben sich Banden gebildet, die mit Gewalt verschiedene Spielregeln durchsetzen. Und an allen Ecken und Enden wird aus Plastiksäcken geschnüffelt was die Nase hergibt.

Spätestens hier ahnt der Leser, dass es sich um Bukarest handelt, die Stadt der Schnüffler, Straßenkinder und wilden Hunde.

Held der Szenerie ist Simeon, der auf einer mürben Matratze in einem Loch haust und auf seinen Bruder aufpasst. Das Leben besteht aus Betteltouren, Organisation von Überlebensmitteln und Aufpassen, dass man nicht zwischen die Banden gerät.

Doch dann passiert ein Überfall und als Simeon wieder aufwacht, liegt er schon auf der Pritsche in einem Transporter und wird mit einer Handvoll Jugendlicher über Land gebracht. Das Ziel ist Berlin, wo die Gruppe auf organisierte Betteltournee gehen soll.

Mit viel Glück gelingt es dem Helden, aus dem Bettel-Kreislauf auszubrechen, aber sein Bruder bleibt verschwunden, offensichtlich ist er von reichen Deutschen adoptiert worden. In einem herzergreifenden Finale sieht Simeon aus der Entfernung, dass es seinem Bruder gut geht und er alles hat, aber es fehlen ihm vielleicht Mutter und Geschwister. Soll man ihm Glück wünschen, dass er wenigstens mit Konsumgütern gesegnet ist, oder soll man ihn befreien und ihn wieder der echten Verwandtschaft und dem Elend zuführen?

Asphaltspuren ist als Roman mit Sachbuch-Einschüben angelegt. Nach jedem Kapitel wird die Handlung unterbrochen und es gibt einen Einschub von Daten und Fakten. In einem Nachspann sind auch jede Menge nützlicher Links angeführt und der Roman verlässt oft seine fiktionalen Agenden und mündet in pure Materialien.

Im Nachwort beschreibt Antje Szillat die Schwierigkeiten beim Verfassen von Jugendliteratur, die Balance zwischen Emotion, Aufklärung und Empathie zum Thema zu finden ist gar nicht so einfach.

So bleiben die Fragen offen, ob sich Glück transportieren lässt und ob man es erzwingen kann. Gewiss ist nur die Präambel des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ (123) Für die Leser ergibt sich die Aufgabe, diese Menschenwürde anhand der Figuren auszuloten und auf die Realität zu übertragen.

Antje Szillat, Asphaltspuren. Roman, ab 12 Jahren
Neureichenau: edition zweihorn 2013, 124 Seiten, 7,20 €, ISBN 978-3-943199-08-6

 

Weiterführende Links:
Edition Zweihorn: Antje Szillat, Asphaltspuren
Wikipedia: Antje Szillat

 

Helmuth Schönauer, 27-03-2014

Bibliographie

AutorIn

Antje Szillat,

Buchtitel

Asphaltspuren

Erscheinungsort

Neureichenau

Erscheinungsjahr

2013

Verlag

Edition Zweihorn

Seitenzahl

124

Preis in EUR

7,20

ISBN

78-3-943199-08-6

Altersangabe Verlag

12

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Antje Szillat lebt in einer Kleinstadt vor den Toren Hannovers.