Carolin Philipps, Weine nicht, Prinzessin!

„Natürlich liebe ich dich, aber …“ „Ich liebe dich mit einem ‚aber‘ gibt es nicht. Entweder ganz oder gar nicht. Was hast du denn auf einmal? Es ist doch normal, mit den Freunden ins Bett zu gehen. Und was ist dabei, Männern ein wenig Spaß zu verschaffen, wenn es gut bezahlt wird?“ (86)

Die 13-jährige Lara muss den schmerzlichen Tod ihrer Großmutter Martha verkraften, die als Harfenspielerin Karriere gemacht hat und von der sie die Leidenschaft für das Harfenspiel geerbt hat. Die Eltern übernehmen das Pfannkuchenhaus der Großmutter und sind mit diesem Vorhaben zeitlich sehr eingespannt. Während Laras Schulfreundinnen in den Urlaub fahren, hilft sie im Pfannkuchenhaus beim Servieren aus, wo plötzlich ein junger, gutaussehender Mann auftaucht, in den sie sich auf der Stelle verliebt.

Beim Bummeln durch die Straße, trifft sie den jungen Mann wieder, der sich als Henk vorstellt, ihr ein Eis spendiert und ihr zuhört, wie sie von ihrem Leben erzählt. Nun beginnen für Lara die schönsten und glücklichsten zwei Wochen ihres Lebens. Während ihre Eltern voll mit dem Gastbetrieb beschäftigt sind, trifft sich Lara jeden Tag heimlich mit Henk, der ihr das Gefühl vermittelt das schönste und wichtigste Mädchen auf der Welt zu sein. Er überredet sie schließlich auch mit ihm ins Bett zu gehen.

„Keine Angst! Es tut nicht weh!“, sagte Henk leise und streichelte sie. Lara schmiegte sich dankbar an ihn. Er verstand ihre Ängste auch ohne Worte. „Du liebst mich doch, oder?“, sagte Henk. Lara nickte. Natürlich liebte sie ihn. „Wenn du mich liebst, tut es nicht weh. Und wenn es wehtut, dann liebst du mich nicht genug!“ Es tat weh, aber das sagte Lara nicht und Henk fragte auch nicht. (25f)

Bald schon zeigt Henk seine andere Seite. Bei einem ihrer Treffen kommt Henk mit zwei Freunden, mit denen sie, als Beweis für ihre Liebe, ins Bett gehen muss. Während Laras Beziehung zu ihren Schulfreundinnen immer schwächer wird, nimmt ihre Abhängigkeit von Henk immer mehr zu. Eines Tages gibt er vor hohe Schulden zu haben, die er in einer Bar abarbeiten wird müssen. Laura erklärt sich bereit ihm beim Abarbeiten der Schulden zu helfen. Während sie an eine Arbeit als Kellnerin denkt, zwingt sie Henk zur Prostitution mit alten Männern.

Immer mehr ist Lara nun Henks Launen ausgesetzt, der manchmal zärtlich aber immer häufiger brutal und gewalttätig sein kann. Als sie in Erinnerung an ihre Großmutter mit ihrer Harfe an einem Musikwettbewerb teilnimmt und gewinnt, droht ihr Henk sie zu verlassen, wenn sie nicht bereit ist, das Harfenspiel aufzugeben.

Als Henk vorgibt von der Polizei in Deutschland verfolgt zu werden und nach Amsterdam flüchten zu müssen, ist Laura nach langem Zögern bereit, ihm nach Holland zu folgen. Dort findet Laura in Sandra, die das gleiche Schicksal mit Pieter erleidet, eine Freundin, die ihr versucht die Augen zu öffnen und sie zu retten. Henk jedoch hat ein Video von Laura gedreht, das sie im Bett mit anderen Männern zeigt. Unverblümt droht er das Video ins Internet zu stellen oder ihren Eltern zu schicken, wenn sie sich ihm widersetzten sollte.

Carolin Philipps Geschichte eines jungen Mädchens, das in psychische Abhängigkeit zu einem Mann, einem sogenannten „Loverboy“, gerät und diese Abhängigkeit mit Liebe verwechselt, fesselt und berührt von der ersten bis zur letzten Seite. Dabei zeigt sie auf, wie das junge Mädchen sie die Schuld für das gewalttätige und demütigende Verhalten ihres Freundes immer bei sich selbst sucht. Wir erleben auch wie schlechtes Gewissen und Scham sie dazu bringen, ihr Doppelleben vor ihren Freunden und selbst ihrer Familie zu verbergen. Je tiefer sie in die Abhängigkeit zu ihrem Loverboy gerät desto mehr entfernt sie sich von den Menschen, die ihr helfen könnten.

Carolin Philipps hat mit diesem Buch wieder einmal ein Thema aufgegriffen und Gefahren aufgezeigt, die vor allem junge Mädchen betreffen und ansprechen. Dabei gelingt es ihr eindringlich und verständlich die einzelnen Charaktere und ihre Beweggründe glaubhaft nachzuzeichnen und die Leserinnen und Leser von der ersten bis zur letzten Seiten mit dem Schicksal des jungen Mädchens zu berühren. Kein leichtes aber dafür umso fesselnderes Buch, das jugendliche Leserinnen und Leser in ihren Bann ziehen und zum Nachdenken anregen wird.

Carolin Philipps, Weine nicht, Prinzessin! Ab 14 Jahren
Wien: Ueberreuter-Verlag 2012, 128 Seiten, 9,95 €, ISBN 978-3-8000-5666-8

 

Weiterführende Links:
Ueberreuter-Verlag: Carolin Philipps, Weine nicht, Prinzessin!
Wikipedia: Carolin Philipps

 

Andreas Markt-Huter, 28-06-2013

Bibliographie

AutorIn

Carolin Philipps

Buchtitel

Weine nicht, Prinzessin!

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2012

Verlag

Ueberreuter-Verlag

Seitenzahl

128

Preis in EUR

9,95

ISBN

978-3-8000-5666-8

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Carolin Phillips ist Gymnasiallehrerin in Hamburg und mit einem Vietnamesen verheiratet. Sie hat zwei Kinder und ist besonders an Themen interessiert, die Kinder und Jugendliche heute beschäftigen.