Christoph Wortberg, Dieser eine Moment

„Er teilt das dunkle Meer mit seinem Körper und schreit sein Glück heraus. Im selben Moment fühlt er das nahe Unheil und verstummt, den Mund noch immer geöffnet. Seine regennassen Lippen. Die Zeit zieht sich zusammen wie versengende Haut.“ (12)

Eben noch erlebte Jan sein größtes Glück in den armen seiner Freundin Laura und schon im nächsten Augenblick bricht für ihn bei der Fahrt Nachhause eine Welt zusammen. Er rutscht mit seinem Rad auf der nassglatten Fahrbahn aus, sodass ein entgegenkommendes Fahrzeug beim Ausweichversuch gegen einen Baum fährt. Während der Fahrer taumelnd aus dem Wagen steigt, ist die Beifahrerin regungslos. In einem Anflug von Panik schwingt sich Jan auf sein Rad und ergreift die Flucht.

Zuhause wird er von Laura angerufen, der er vom Unfall erzählt und von seiner Angst, dass die Beifahrerin tot sein könnte. Während er sich bei der Polizei melden möchte, versucht ihn Laura davon abzubringen. Er bewundert ihre Entschlossenheit, die ihm fremd ist, für ihn, dem alles im Leben immer schon als kompliziert und schwierig erschienen ist. Auf Vermittlung seines Vaters absolviert er eine Lehre als Anlagenmechaniker, um später einmal die kleine Firma seines Vaters zu übernehmen. Aber Jan liebt seine Arbeit nicht, kann es seinem Vater jedoch nicht sagen.

Als Catrin nach dem Autounfall im Krankenhaus erwacht, muss sie erkennen, dass sie ihr Augenlicht verloren hat. Sie erinnert sich noch, dass sie mit ihrem neuen Freund Martin ins Auto gestiegen war. Wegen des Kindersitzes war der Airbag auf ihrer Seite ausgeschaltet, sodass ihr Aufprall beim Unfall nicht abgeschwächt werden konnte. Aber schon während Martins Besuch im Krankenhaus weiß sie, dass die Beziehung nicht halten wird.

Jan kann nur noch an den Unfall denken und sucht Catrin im Krankenhaus. Vor dem Arztzimmer belauscht er ein Gespräch und erfährt, dass Catrin erblindet ist. Jan betritt ihr Zimmer und verschwindet wieder, ohne ein Wort zu sagen. Als er drei Monate später seine kleine Schwester Maja nach dem Ballettunterricht zu einer Tasse Kakao einlädt, trifft er zufällig wieder auf Catrin. Maja fragt sie über ihre Blindheit aus, während Jan, von Schuldgefühlen gepeinigt, seine Schwester drängt nach Hause zu gehen. Doch das blinde hübsche Mädchen, mit ihrer freundlichen Art lässt ihn nicht mehr los. Er muss ihr sagen, wer er wirklich ist.

Christoph Wortbergs Jugendroman „Dieser eine Moment“ hält die Leserinnen und Leser von der ersten Seite in ihrem Bann. Sein reduzierter Schreibstil mit kurzen Sätzen, einfachen Bildern und Worten spiegelt die Atemlosigkeit des Unfalls und der Schuldgefühle wieder, mit denen sich der Hauptprotagonist auseinandersetzen muss. Gleichzeitig ist erzählt der Roman auch eine Liebesgeschichte, in der sich Jan und Catrin immer näher kommen und dabei gleichzeitig sich selbst finden.

Die gemeinsame Flucht am Ende des Buches erscheint wie eine Metapher, dass niemand vor sich selbst davonlaufen kann. Erst am Ende, als für alle die Wahrheit zu Tage tritt, ist ein hoffnungsvoller Neuanfang möglich. Ein spannender und empfehlenswerter Jugendroman, der viele Fragen aufwirft und zum Denken anregt.

Christoph Wortberg, Dieser eine Moment. Ab 14 Jahren
Weinheim: Gulliver Verlag 2012, 192 Seiten, 8,20 €, ISBN 978-3-407-74327-5

 

Weiterführende Links:
Gulliver Verlag: Christoph Wortberg, Dieser eine Moment
Wikipedia: Christoph Wortberg

 

Andreas Markt-Huter, 21-01-2014

Bibliographie

AutorIn

Christoph Wortberg

Buchtitel

Dieser eine Moment

Erscheinungsort

Weinheim

Erscheinungsjahr

2012

Verlag

Gulliver Verlag

Seitenzahl

192

Preis in EUR

8,20

ISBN

978-3-407-74327-5

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Christoph Wortberg wurde in Köln geboren und studierte Germanistik, Philosophie und Geschichte. Nach einer Ausbildung zum Schauspieler und einem Gaststudium an der Hochschule für Fernsehen und Film in München arbeitete er als Regieassistent. Er schreibt Drehbücher und lebt als freier Autor in Köln.