Hélèna Villovitch, Ferdinands klitzekleine Superkräfte

„Wenn der Mann „Hopp!“ rief, bewegte sich Charles sprunghaft ungefähr einen Meter weiter. Doch es war nicht wirklich ein Sprung, da sich die Pfoten dabei kein Stück bewegten. Eher war es so, als würde er … gebeamt werden! Von einem Augenblick auf den anderen war Charles woanders.“ (47)

Ferdinand lebt bei seinem Großvater Thierry und zieht mit ihm in kurzen Abständen von einem Ort zum anderen. Aber diesmal soll alles anders werden. Thierry hat Arbeit gefunden und beschließt länger zu bleiben. Außerdem soll Ferdinand nach längerer Zeit wieder die Schule besuchen. Nur Ferdinand hat ein kleines Problem: es fällt ihm schwer, sich längere Zeit zu konzentrieren.

Aber das ist in seiner neuen Klasse, die von der freundlichen Lehrerin Sonett geleitet wird kein Problem, wo nur Schüler mit den unterschiedlichsten Problemen unterrichtet werden. Da ist z.B. die kleine Gaufrette, die kein Wort spricht und sich von Anfang an zu Ferdinand hingezogen fühlt, oder Babouche, der von Zeit zu Zeit unkontrolliert Wort herausbrüllt oder aber Ibis, die sich immer versteckt und unter dem Tisch sitzt.

In der Schulkantine führt Ferdinands Konzentrationsproblem dazu, dass er sein Tablett mit Essen fallen lässt, was ihm furchtbare peinlich ist. Als er im Café, wo sein Großvater arbeitet, das Servieren mit dem Tablett trainiert, schenkt ihm eine alte Frau einen Anhänger mit einer Rakete.

„Ich zuckte mit den Schultern, nahm das Geschenk aber an. Doch als ich mein Training fortsetzte, passierte etwas Unglaubliches: Das Tablett schwebte über meinen Händen! Nicht sehr hoch darüber, nur wenige Millimeter.“ (20)

Dermaßen gestärkt, fühlt sich Ferdinand zunehmend wohler in seiner Umgebung und schließt rasch Freundschaft mit seinen Klassenkameraden. Als jedoch die Direktorin der Schule, für die nur Pünktlichkeit, Ruhe und Ordnung zählen, damit droht, die eigenwillige Klasse aufzulösen, setzt Ferdinand alles daran, diese von ihrem Plan abzubringen. Da kommt es gerade recht, dass er im Park einem Obdachlosen mit seinem Hund begegnet, dessen Halsband eine unglaubliche Eigenschaft besitzt: wer es trägt, kann sich mit seiner Hilfe von einem Ort zum anderen transportieren lassen, selbst durch Wände hindurch, wenn auch nur für einen kleinen Satz.

Bald schon sollte Ferdinand die Gelegenheit haben, seine neu erworbenen klitzekleinen Superkräfte einzusetzen, um die drohende Auflösung seiner Klasse zu verhindern und seinem Liebesglück nachzuhelfen.

„Ferdinands klitzekleine Superkräfte“ ist eine Geschichte voller Außenseiter, die trotz aller Schwierigkeiten zusammenhalten und füreinander da sind. Mit viel Einfühlungsvermögen und feinem Humor zeichnet Hélèna Villovitch ihre kleinen Heldinnen und Helden und stellt bewusst die Ansicht, was normal ist und was nicht, auf den Kopf. Ein erfrischendes Buch für alle jungen Leserinnen und Leser, in dem der streng organisierte Unterricht, wo alle perfekt zu funktionieren haben, liebevoll auf Korn genommen wird. Die liebevoll gezeichneten Illustrationen unterstreichen den feinen Humor des überaus empfehlenswerten Buches.

Hélèna Villovitch, Ferdinands klitzekleine Superkräfte. Ill. v. SaBine Büchner, übers. v. Anja Malich [Orig. Titel: Ferdinand et ses micropouvoirs], ab 8 Jahren
Hildesheim: Gerstenberg-Verlag 2013, 128 Seiten, 13,40 €, ISBN 978-3-8369-5711-3

 

Weiterführender Link:
Gerstenberg-Verlag: Hélèna Villovitch, Ferdinands klitzekleine Superkräfte

 

Andreas Markt-Huter, 06-11-2013

Bibliographie

AutorIn

Hélèna Villovitch

Buchtitel

Ferdinands klitzekleine Superkräfte

Originaltitel

Ferdinand et ses micropouvoirs

Erscheinungsort

Hildesheim

Erscheinungsjahr

2013

Verlag

Gerstenberg-Verlag

Illustration

SaBine Büchner

Übersetzung

Anja Malich

Seitenzahl

128

Preis in EUR

13,40

ISBN

978-3-8369-5711-3

Lesealter

Altersangabe Verlag

8

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Hélèna Villovitch wurde in Bourges geboren und studierte angewandte Kunst in Paris. Die vielseitige Autorin malt, zeichnet, fotografiert und schreibt Bücher und Drehbücher für Kinder und Erwachsene. Außerdem arbeitet sie als Regisseurin.

Sabine Büchner, wurde in Wuppertal geboren und studierte Kommunikationsdesign und Animation. Sie arbeitete an zahlreichen Trickfilmproduktionen für „Die Sendung mit der Maus“ mit und ist für verschiedene Verlage tätig.