Käthe Recheis, Wölfchen Schlaufkopf

„Wölfchen Schlaukopf wanderte über die Erde. Wo immer etwas nicht so war, wie es sein sollte, brachte er es in Ordnung. Mit Hilfe der Macht, die ihm der große Geist gegeben hatte …“ (16)

Nachdem der Große Geist die Berge, Täler, Seen, Pflanzen und Tiere erschaffen hat, gab es einige Tiere die nicht so richtig glücklich mit ihrem Los waren, allen voran Wölfchen Schlaukopf. Er haderte mit seinem Namen, wollte so stark sein wie ein Bär, so groß wie ein Büffel oder so hoch fliegen können wie ein Adler. Der Große Geist gewährt daraufhin allen Unzufriedenen einen Tag, an dem sie ihre Wünsche äußern können.

Wölfchen Schlaukopf verzichtet auf seinen Schlaf, um als Erster seinen Wunsch vorzutragen, wird aber schließlich so müde, dass er als Letzter zum großen Geist kommt. Zunächst tief enttäuscht erteilt ihm der Große Geist die Aufgabe, die Welt für die Menschen einzurichten, die bald auf der Erde erscheinen sollen.

„Verwende die Macht weise, die ich dir gebe“, sagte der große Geist. „Wenn du sie nicht weise gebrauchst, werden die anderen wieder über dich lachen.“ (13f)

Wölfchen Schlaukopf macht sich auf den Weg, um die Erde auf die Menschen vorzubereiten und muss dabei zahllose gefährliche Abenteuer bestehen, die er mit Hilfe seiner Schlauheit und der Macht, die ihm der große Geist verliehen hat, bewältigt. Als erste Aufgabe muss er die Riesenfrösche besiegen, die alles Wasser in einem mächtigen Damm zurückhalten, sodass das umliegende Land vertrocknet. Er lässt den Damm brechen und die Frösche kleinschrumpfen.

Gestärkt durch sein erstes Abenteuer glaubt sich Wölfchen Schlaukopf als unvergleichlich unter den Tieren. Als er mit seinem Spiegelbild im See zu kämpfen beginnt, lachen ihn die anderen Tiere wegen seiner Dummheit aus. Als ihn eine kleine Schildkröte deswegen aufzieht, will er sich rächen, wird aber von der Schildkröte überlistet.

In einem weiteren Abenteuer macht sich Wölfchen Schlaukopf daran den dunklen Himmel der Nacht zu beleuchten, indem er unzählige Tiere in den Himmel klettern lässt, die als Sterne die Nacht erleuchten. Damit Menschen im Winter nicht erfrieren, muss sich Wölfchen Schlaukopf ein anderes Mal zu den Feuerwesen begeben, um ihnen das Feuer für die Menschen zu stehlen, was ihm mit List auch gelingt.

So besteht Wölfchen Schlaukopf ein Abenteuer und eine Aufgabe um die andere, bis er am Ende seines Lebens alle Arbeit erledigt hat und sich auf den Weg macht, um sein letztes Abenteuer, die Reise in das Land der Toten, zu bestehen.

„Es muss ein gutes Land sein“, sagte Wölfchen Schlaukopf zu sich. „Sonst würden nicht alle dort bleiben!“ (72)

Käthe Recheis erweist sich auch in diesen liebevoll zusammengestellten und neuerzählten Geschichten von Wölfchen Schlaukopf als große Freundin der amerikanischen Ureinwohner. In ihren Geschichten weht uns der Geist der indianischen Mythen entgegen, getragen voll von Humor und Ehrfurcht, ein Geist, der die Leserinnen und Leser in einen heiteren, zeitlosen Raum eintauchen lässt.

Dabei zeigt sich Wölfchen Schlaukopf als überaus sympathischer Held, der mit all seinen Stärken und Schwächen überaus menschlich erscheint. Eine wunderschöne Geschichtensammlung aus der Welt der indianischen Mythen, die sowohl durch ihre einfach und prägnante Sprache als auch durch ihre schönen Illustrationen besticht und vom Buchklub als Lektüre für junge Leserinnen und Leser ab der 3. Klasse empfohlen wird.

Käthe Recheis, Wölfchen Schlaufkopf. Ill. v. Veronika Bilotta, ab 8 Jahren
Innsbruck: Obelisk-Verlag 2012, 80 Seiten, 5,50 €, ISBN 978-3-85197-682-3

 

Weiterführende Links:
Obelisk-Verlag: Käthe Recheis, Wölfchen Schlaufkopf
Wikipedia: Käthe Recheis

 

Andreas Markt-Huter, 25-09-2012

Bibliographie

AutorIn

Käthe Recheis

Buchtitel

Wölfchen Schlaufkopf

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2012

Verlag

Obelisk-Verlag

Illustration

Veronika Bilotta

Seitenzahl

80

Preis in EUR

5,50

ISBN

978-3-85197-682-3

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Käthe Recheis wurde in Engelhartszell in Oberösterreich geboren. Sie maturierte in Linz und war in der Folge als Redaktionssekretärin tätig. Seit 1961 ist sie freie Schriftstellerin und hat bis heute 47 Kinderbücher veröffentlicht. Nebenbei engagiert sich Käthe Recheis besonders für die Indianer Nord- und Mittelamerikas.