Walter Thorwartl, Klippen der Diebe

„Er riss das Bündel auf und – hatte einen Stoß von Hundert Euro – Banknoten vor sich! Dahinter sah er Zweihunderter und Fünfhunderter. Das mussten mehrere tausend Euro sein. Er hatte einen Schatz aus dem Meer gefischt!“ (59)

Nicolas lebt seit der Trennung seiner Eltern bei seiner Mutter. Als ihn sein Vater ein Jahr später einlädt, mit ihm und seiner neuen Freundin Isabella eine Woche Urlaub im kroatischen Rovinj zu verbringen, ist er froh, dass seine Mutter nichts dagegen hat.

Die Anfahrt der Drei ist durch kleine Streitereien zwischen seinem Vater Herbert und Isabella gekennzeichnet, die seinen Orientierungssinn alles andere als lobt. Auch wenn sich Nico anfangs von Isabella ziemlich genervt fühlt, verstehen sich die beiden im Laufe des Urlaubs doch immer besser.

Nicos große Leidenschaft aber ist das Zeichnen und Malen, sodass er es gar nicht erwarten kann, Skizzen von Piratenschiffe, untergegangenen Wracks und von Inseln mit Skeletten von Piraten zu zeichnen. Mitten in seiner Arbeit wird er von Alfredo gestört, der sein Bild bewundert. Sein Aussehen und seine neugierigen Fragen erscheinen Nico verdächtig und lösen bei ihm ein Gefühl des Unbehagens aus. Während Isabella die Neugier des Mannes verdächtig vorkommt und sie am liebsten die Polizei verständigt hätte, wiegelt sein Vater die Geschichte rasch ab und schreibt das Ganze mehr der blühenden Fantasie seines Sohnes zu.

Nico vergisst das Erlebnis rasch, als er am Strand die etwa einheimische und etwa gleichaltrige Jana kennenlernt. Ihre freche und direkte Art verunsichern ihn und ziehen ihn gleichzeitig an. Sie bewundert sein Talent fürs Zeichnen und zieht ihn mit Gruselgeschichten und gefährlichen Tieren am Strand und im Buschland auf, vor denen er sich in Acht nehmen müsse.

Am Nachmittag stellt Jana ihren jüngeren Bruder Ivo vor, der Nico beibringt, wie man von Klippe zu Klippe springt, ohne sich dabei zu verletzen. Jana zeigt Nico das Buschland und den schnellsten Weg in die Altstadt von Rovinj. Langsam beginnt Nico der Urlaub Spaß zu machen.

Als er den nächsten Tag ohne Jana verbringen muss, entschließt er sich nahe den Klippen nach großen Krabben zu suchen, die er zeichnen möchte. Dabei entdeckt er einen Plastikbeutel, in dem sich eine große Menge Geld befindet. Er entschließt sich das Geld vorerst im Buschwald zu verstecken, um es später bei der Polizei abzugeben.

Aber bald schon befällt Nico der schlimmer Gedanke, dass es sich um das Geld aus einem Bankraub handeln könne und die Räuber nun, auf der Suche nach dem Geld, nach ihm suchen werden. Dabei fällt ihm wieder dieser Alfredo ein, der sich so verdächtig an ihn herangemacht hatte. Als sich beim Mittagessen plötzlich ganz uneingeladen ein merkwürdiger Mann an ihren Tisch setzt, bekommt es Nico mit der Angst zu tun.

„Die Wellen sind aber heute super“, meinte Nico höflich. „Ja, ja. Aber sie sind auch gefährlich. Und sie bringen viel Dreck herein. Nach dem Sturm. Und andere Dinge.“ Der Mann lächelte und sah Nico ins Gesicht. Dabei zeigte er seine weisen Zähne. „Man kann sehr viel Interessantes in den Klippen finden, vielleicht sogar einen Schatz, wenn man Glück hat.“ (63f)

„Klippen der Diebe“ ist eine überaus unterhaltsame Abenteuergeschichte, in dem viele Themen die Kinder und Jugendliche betreffen zur Sprache kommen, sei es die Trennung der Eltern, der Umgang mit dem neuen Partner eines Elternteils oder auch erste Liebesgefühle. Aber auch die mediterranen Urlaubsgefühle werden anschaulich beschrieben und dürften bei vielen Erinnerungen an eigene Urlaube wecken. Der Kriminalfall wirkt authentisch und auch das überraschende Finale vermag zu überzeugen. Ein kurzweiliger, solider und empfehlenswerter Abenteuerroman für Kinder.

Walter Thorwartl, Klippen der Diebe. Illustr. v. Laura Jacobi, ab 10 Jahren
Innsbruck: Obelisk-Verlag 2012, 144 Seiten, 10,95 €, ISBN 978-3-85197-665-6

 

Weiterführende Links:
Obelisk-Verlag: Walter Thorwartl, Klippen der Diebe
Obelisk-Verlag: Pädagogische Arbeitsblätter
Wikipedia: Walter Thorwartl

 

Andreas Markt-Huter, 12-04-2013

Bibliographie

AutorIn

Walter Thorwartl

Buchtitel

Klippen der Diebe

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2012

Verlag

Obelisk-Verlag

Illustration

Laura Jacobi

Seitenzahl

144

ISBN

978-3-85197-665-6

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Walter Thorwartl wurde  in der Einschicht von Gröbming geboren. Mit acht Jahren zog er mit seiner Familie nach Gröbming. Er besuchte ein Gymnasium in Graz und die Pädagogische Akademie in Wien. Aus seiner Mittelschulzeit stammt auch seine Liebe zur Malerei. Mitte der Achtziger Jahre begann er kurze Geschichten und Theaterstücke für Schulkinder zu schreiben. Seit Beendigung seiner Laufbahn als Lehrer arbeitet Walter Thorwartl als freier Schriftsteller.<br />