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Zwar besteht in unserem kapitalistischen System alles aus Rechnungen, die offensichtlich eine Wertermittlung voraussetzen, aber dann gibt es doch das große Tabu, dass man den Menschen und sein alltägliches Treiben nicht einer Preisermittlung aussetzen darf.

Jörn Klare sucht verschiedene Stationen auf, an denen offensichtlich der Mensch einen Wert hat und Opfer eines Zahlenspieles ist. Schon das Eingangsbeispiel "Rentabilitätsberechnung" aus dem Konzentrationslager Buchenwald zeigt, dass das Umrechnen von menschlichen Werten in ein Geldsystem ethisch alle Grenzen sprengt.

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Auf manche Gedichtbände fährt die Leserschaft schnurgerade ab, weil der Titel Aufmerksamkeit und Leselust erweckt.

C.H. Hubers Poesie der Waschstraße ist so ein verlockender Titel, der irgendwie an die Unendlichkeit der Milchstraße, das Plantschen in der Freizeit und das betuliche Putzen von kleinen Autos im aufgeräumten Milieu erinnert.

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Bei einem Weltroman ist schon nach dem ersten Satz klar, dass es hier um Leben und Tod geht. Durst ist so ein Weltroman, der eine Epoche beschreibt und gleichzeitig die Kraft des Erzählens neu verteilt.

"Es passte einfach nicht der ganze Wodka in den Kühlschrank." (9) Schon mit dem ersten Satz macht Andrej Gelassimow klar, dass seine Helden nicht mit der gewöhnlichen Welt zurechtkommen. Und tatsächlich hat Kostja, ein Veteran des Tschetschenien-Krieges, ein weggesprengtes Gesicht und sieht so furchterregend aus, dass er nur noch als Kinderschreck für Kinder, die nicht zu Bett gehen wollen, eingesetzt werden kann.

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Bei einem Tiroler Heimatroman ist unter Rückgrat meistens der Grat am Rücken eines Berggipfels gemeint und nicht so sehr das Rückgrat im moralischen Sinn.

Christine Hackl-Neuner lässt ihren historischen Roman so um 1797 spielen, als die Napoleonischen Truppen erstmals Lust auf Tirol bekommen haben. Um das letztlich sehr zeitlose Heimatgeschehen im Roman halbwegs zuordnen zu können, ist für den Leser zu Beginn eine historische Schautafel für die Jahre 1794-1797 angebracht.

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Die Logik in der Literatur ist eine andere als jene in der Forensik, Psychiatrie oder Pädagogik. Um dem Phänomen Schulmassaker ein wenig auf die Spur zu kommen, hat deshalb Frieda Norka die Form der fiktiven Dokumentation gewählt.

Was im lateinamerikanischen Raum literarisch durchaus üblich ist, stellt in unserer Lesekultur nach wie vor eine Besonderheit dar, weshalb man sich die drei Schritte der vorliegenden Dokumentation vor der Lektüre vergegenwärtigen sollte.

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Schreiben ist an manchen Tagen wie Fliesen legen, du musst die Fiktionsteile mit der Realität in Verbindung bringen und gleichzeitig die Fugen zwischen den Segmenten der Vorstellung ausfüllen.

Peter Paul Wiplinger hat sein Schreiben ein Leben lang essayistisch kommentiert. Zum einen deshalb, weil er sich über sein Schaffen in einer Metasprache Klarheit verschaffen wollte, zum anderen, weil er als politischer Schriftsteller immer mit den gesellschaftlichen Facts in Verbindung treten musste.

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Literarische Epochen entstehen meist unerwartet und an den seltsamsten Orten, sie altern mit den Protagonisten und gehen dann als schlichter Datensatz der Erinnerung in die Literaturgeschichte ein, um sperrigen Stoff für Dissertationen zu liefern. Am Vorabend dieses Verlöschens freilich funkeln die Texte so einer Epoche noch einmal wild auf.

Die Noch-Beatniks stehen gerade im Funkel-Licht ihrer Poesie, ihre Werke sind wild und heftig, als ob sie sich noch Jahrzehnte lang nicht unterkriegen lassen wollten von den Archivaren.

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Ein Feuerwerk zu beschreiben, ist beinahe unmöglich, denn es ist größer als das Blickfeld des Auges und verzischt schneller, als der Betrachter mit seiner Beobachtung nachkommen kann.

Bei Robert Prossers Feuerwerk geht es ähnlich zu. In einer unbeschreiblichen Dichte und Gleichzeitigkeit passieren Dinge, die sich nicht an die Beschreibbarkeit halten. In einem scheinbar halb verwitterten Komposthaufen der Erinnerung toben sich allerhand semantische Lebewesen aus, die den Text ordentlich in Wallung bringen.

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Jedes Land hat an der Oberfläche eine Geschichte voller Kriege, Konflikte, Machtspiele und sozialer Tragödien, im Landesinnern unter der Haut sitzt freilich immer ein Mythos, zeitlos und voller Wahrheit.

Hans Haid hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen unter- und überirdischen Mythos des Gebirges zu erzählen. In seinem archaischen Roman ?die Landgeherin schickt er eine Salige, eine Heilige oder eine Heroische über das Land. Sie grast alle wundersamen Stellen ab, an denen sich etwas Spirituelles oder Unerklärbares zugetragen hat. So ist diese Landgeherin auf den ersten Blick eine Wallfahrerin, die von einer Kultstätte zur nächsten pilgert.

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Das vage Wort Verwandtschaft löst je nach Mentalität Bedrohung oder Geborgenheit aus. In der kleinbürgerlichen Einzeller-Gesellschaft gelten die Verwandten freilich fix als Bedrohung, nicht umsonst gibt es die Faustregel: Wenn die Verwandten kommen, musst du vor dir selbst fliehen!

Dragana Mladenovic spricht in ihrem beinahe als Erzählung ausgelegten Gedichtzyklus die Verwandtschaft auf zwei Ebenen an. Zum einen ist es die biologische Verbundenheit gewisser Clans, zum anderen ist es die große Verwandtschaft innerhalb des Staates.