Die Frage nach der Zeit gehört zu den gängigsten Anbahnungsfloskeln. Wenn jemand darauf keine Antwort weiß, liegt entweder ein Verständigungsproblem vor oder der Angefragte ist ein Philosoph.

René Freund hat sich für seinen Roman einen unsichtbaren, abgetretenen Helden ausgesucht. In Paris ist ein älterer Herr gestorben und macht mit seinem Testament von sich reden. Er verlangt nämlich, dass seine Tochter Nora mit ihm in der Urne noch ein paar Erledigungen macht, ehe das endgültige Erbe aufgemacht wird. Nora bekommt den Notariatsgehilfen Bernhard beigestellt und muss sich mit ihm als Zeugen auf die Urnen-Tour begeben.

„Griechenland brachte eine Kultur hervor, die die westliche Zivilisation über Jahrhunderte stark beeinflusst hat. Die Griechen setzten Maßstäbe in Literatur, bildender Kunst, Theater, Philosophie, Politik, Sport und vielen anderen Bereichen.“ (6)

Fast zweitausend Jahre griechischer Kultur, von der ersten Hochkultur der Ägäis in Kreta bis zu Alexander dem Großen umfasst der Streifzug durch die Kunst, Religion und Geschichte des antiken Griechenlands, des mit einem umfangreichen und qualitativ hochwertigen Bildmaterial dokumentiert wird.

Scheinbar kluge Fragen sollte man immer mit der klügsten Gegenfrage der österreichischen Seele beantworten: Wer lässt fragen? Einig sind sich so ziemlich alle, dass Literatur ein Prozess ist, der nie abgeschlossen ist, der aber dennoch ein fertiges Tagesprodukt abliefert.

Wahrscheinlich die größte Tagesproduktionsstätte für Literatur ist die Alte Schmiede in Wien, worin seit gut vierzig Jahren Literatur gemacht wird, indem über sie diskutiert oder gestritten oder sie umschmeichelt wird. Dabei lässt sich die Literatur nicht einmal zu schwer runden Jubiläen zähmen und in einen Pokal hineinpressen, so dass man eine Korrespondenz-Serie gestartet hat, worin aus ursprünglich 35 Literatur-Moderatorinnen sich letztlich acht Korrespondenten-Paare gebildet haben.

„Die Welt vor über viertausend Jahren – Zeit der Götter und Könige. Machtvolle Ströme ziehen ihre Bahn durch fruchtbare Ländereien. Siedlungen für zahllose Bewohner gedeihen an ihren Gestaden. Doch eine heller und prächtige strahlt als alle ihren Schwestern … URUK.“ (3)

Das Gilgasmesch-Epos ist die Mutter aller Erzählungen, die älteste verschriftlichte Geschichte der Welt und sie bietet alles, was eine große Heldengeschichte ausmacht. Neben Kämpfen gegen Ungeheuer und selbst die Götter ist sie auch eine Reise an die unbekanntesten Ränder der Welt, bis in die Unterwelt. Aber auch ihr zentrales Thema beschäftigt die Menschheit bis in die Gegenwart unserer Welt. Die Suche nach dem Sinn des Lebens und die Auflehnung gegen den allmächtigen Tod.

Wie erfährt man von einem Mythos, wenn alle Beteiligten schon tot sind und nichts mehr da ist, als der Name von einem unbeschreiblichen Ding oder Ereignis.

Giwi Margwelaschwili ist ein Meister in beiden Welten, im Surrealismus und in der Postmoderne. Er ist somit der ideale Autor, um den Medea-Mythos in die Gegenwart zu holen, zumal ihm als Georgier die Kolchischen Geschichten zu Füßen liegen. Ein Ich-Erzähler, Alter-Ego und Mythen-Journalist macht sich auf den Weg, eine Position zu finden, von der aus man alle Jahrhunderte und alle geographischen Strukturen überblicken kann.

„Der kleine Fisch entdeckt ein leuchtend gelbes U-Boot. Das U-Boot taucht hinab in den tiefen blauen Ozean. »Warte auf mich!«, ruft der kleine Fisch.“

Ein kleiner gelber Kugelfisch macht sich gemeinsam mit einem ebenso gelben U-Boot auf die Reise durch die weiten Ozeane und Tiefen des Meeres, dabei begegnet er zahlreichen großen und kleinen Meeresbewohnern, die ganz unterschiedlich aussehen.

Die Aufzeichnungen sind oft das Schönste von einem Ereignis oder Lebensabschnitt, im Idealfall gelingt es, heftige Erlebnisse in das Reagenzglas einer Impression zu drängen.

Rüdiger Görner spielt die gut dreißig Geschichten in beeindruckendem Rhythmus ab, auf kurze emotionale Blitzeinschläge folgen durchaus lange Erlebnis-Elegien, worin sich die Vorgänge noch während des Erzählens kristallklar absetzen können.

„Knobelius Knorff aus dem Volk der Knorffe. Viel Platz braucht er nicht, der Herr Knorff. Er ist so klein, dass er dir nur knapp bis zum Knie gehen würde. Aber das kannst du nicht wissen, denn es ist ein Geheimnis, dass er bei Otto lebt.“ (11)

Otto Wohlgemut besucht die 1b Klasse und lebt bei seinen Eltern und seiner kleinen Schwester Lisa, die ihn immer wieder nervt. Und da ist auch noch Herr Knobelius, der kleine Wichtel oder besser gesagt Knorff, mit dem Otto bereits einige spannende Abenteuer erlebt hat.

„Es ist weitaus schwieriger und beschwerlicher, über eine historische Tragödie zu berichten, als sie hervorzurufen oder an ihr teilzunehmen.“ (9) Dieser erste Satz des Partisanen-Buches hat die Kraft eines ganzen Studiums.

Als Milovan Djilas in den 1970er Jahren seine literarischen Lebenserinnerungen über den Krieg der Partisanen vorlegt, muss er dies in englischer Übersetzung im westlichen Ausland tun, zu Hause im Tito-Land ist er nämlich längst in Ungnade gefallen. Das zeigt ja auch das Hauptproblem des Partisanentums: Wer ist ein Echter und wer muss liquidiert werden?

„Jemand anders fängt mich auf. Diesmal, nur dieses eine Mal, muss ich mich nicht selbst auffangen. Ich muss nicht selbst innerlich stark sein, weil jemand anders für mich stark ist. Was für eine Erleichterung.“ (89)

Der Tod von Calypsos Mutter hat tiefe Spuren bei ihrer Familie hinterlassen. Seit fünf Jahren lebt die elfjährige Calypso allein mit ihrem Vater, der sich immer mehr in seine Arbeit als Korrektor vergraben hat und immer weniger wahrnimmt, dass er noch eine Tochter hat, um die er sich kümmern sollte.