„In Schweden lebte einmal ein Junge, der nichts anderes im Sinn hatte, als Menschen und Tiere zu ärgern und zu quälen. Die Kinder fürchteten sich vor ihm und die Tiere rannten davon, wenn sie ihn nur sahen.“ (11)

Nils Holgersson macht seinen Eltern großen Kummer, da er ständig Unheil stiftet und sich vor jeder Arbeit drückt. Als Nils eines Tages allein zu Hause bleiben muss, weil seine Eltern ihn aus Angst nicht mit in die Kirche nehmen wollen, erscheint dem kleinen Jungen ein Wichtelmännchen, das nicht größer als sein Daumen ist.

Kampfschriften, Aufrufe und Epochen-Essays lösen im Idealfall viel mehr aus, als es dem meist schmalen Text auf den ersten Blick zugemutet wird. Eine Auseinandersetzung mit diesen „Text-Preziosen“ ist immer auch eine Überlegung darüber, wem so ein Diskurs nützen könnte.

Bernd Schuchter vom Limbus Verlag hat den Text aus dem Jahre 1574 in seiner romantischen Übersetzung von 1821 vielleicht aus drei Gründen ausgewählt und aufbereitet. Einmal um zu zeigen, dass es pro Epoche nur eine Meinungshoheit gibt. La Boétie wäre nie bekannt geworden, hätte sich nicht Montaigne um ihn gekümmert und sich auch seinen Text unter den Nagel gerissen. So ist die „Knechtschaft“ erst nach dem Tod des Autors als Zuliefertext für Montaigne gedruckt worden.

„Der Supergangster wurde auf einmal ganz still. Dann machte sich langsam ein Lächeln auf seinem Gesicht breit. „Oh“, sagte er schließlich mit sanfter Stimme. „Wenn Kinder ihre tollen kleinen Videospiele so lieben, dann werde ich ihnen eben das größte Spiel von allen geben.“ HAHAHAHAHA HAHAHAHAHA!“

Der Joker ist aus dem Gefängnis von Gotham City, dem Arkham Asylum, geflohen und stattet dem Kunstmuseum der Stadt einen Besuch ab. Aus Furcht vor dem gefährlichen Verbrecher, wagt keiner der Museumsbesucher dem Joker in die Augen zu blicken. Als dieser zwei Kinder bemerkt, die ihn wegen eines Videospiels völlig zu ignorieren scheinen, wird er zunächst wütend, fasst dann aber den Plan, mit Hilfe eines Videospiels ganz Gotham City in Furcht und Schrecken zu versetzen.

„Wittenberg, «am Rande der Zivilisation». Von diesem traditionslosen deutschen Universitätsstädtchen ausgehend wurde die Reformation binnen kürzester Zeit zu einem europäischen Ereignis. Dies war nicht zuletzt durch die politischen Strukturen und Konstellationen in Europa bedingt …“ (9)

Anlässlich des 500 Jahr-Jubiläums der Reformation erscheinen zahlreiche Bücher zur Reformationsgeschichte sowie Biographien Martin Luthers. Thomas Kaufmanns Geschichte der Reformation setzt die reformatorische Bewegung und das Handeln Luthers und der anderen Reformatoren bewusst in einen größeren europäischen und kulturgeschichtlichen Kontext. Ohne diesen Zusammen lassen sich die Wirkung und die Geschwindigkeit, mit der die Thesen und Forderungen Luthers in Deutschland und Europa Verbreitung finden konnten, nicht erklären.

„Die Zwerge schufteten, was sie konnten, und wurden dabei von einer Handvoll ebenfalls schwarz angezogener, aber deutlich größerer Gestalten angetrieben, die Schwerter und Schilder trugen und gewaltige mehrschwänzige Peitschen schwangen, deren geflochtene Enden dicht über ihren Köpfen in der Luft knallten.“ (65)

Die 14-jährige Laurin wird immer wieder wegen ihres außergewöhnlichen Namens aufgezogen, der an den mythischen Zwergenkönig Laurin erinnert. Auch der dunkelhäutige Didi, dem sie im Ferienlager in Südtirol begegnet, macht sich über ihren Namen lustig. Als beide an einer Bergwerkstour unter der Rosengartenspitze teilnehmen, ahnen sie nicht, dass ihnen das größte und gefährlichste Abenteuer ihres Lebens bevorsteht.

Eine Geschichte funktioniert wie eine Software, jemand muss sie erfinden und programmieren, jemand muss sie anwenden, jemand muss sie archivieren oder löschen. Schriftsteller müssen Tag für Tag mit diesem Software-Modell arbeiten, kein Wunder, dass manchmal dabei ein Burnout ausbricht.

Bastian Kresser nimmt das Burnout des Ich-Erzählers zum Anlass, um in dieses Loch raffiniert ein volles Schreibprogramm hinein zu installieren. Der Held Fabian hat schon ein Buch veröffentlicht und steht unter Schock, als ihm der Verleger sagt, Schriftsteller ist man erst ab dem zweiten Buch. Die Schreibkrise ist perfekt!

„»Der Postbote macht es richtig«, dachte Lieselotte. Auch sie hatte keine Lust, ihre freien Tage immer nur auf dem Bauernhof zu verbringen. Also packte Lieselotte ihre Tasche und machte sich auf den Weg zur Bushaltestelle.“

Immer wenn der Postbote Urlaub macht, braucht die Kuh Lieselotte keine Briefe auszutragen. Als eines Tages aber eine Urlaubskarte vom Postboten selbst ankommt, ergreift auch Lieselotte das Fernweh. Sie packt ihre Tasche und macht sie auf den Weg zur Bushaltestelle, um auf einen Bus zu warten, der sie in die Ferne bringt.

Als Katastrophe gilt im Tourismus generell jedes Phänomen, wonach die Jahreszeiten aus dem gewohnten Bild ausbüchsen. Winter ohne Schnee, Herbst ohne Blätter, Frühjahr ohne Blüten gelten als Desaster.

Martin Kolozs nimmt diese negativen Idealbilder zum Anlass, um darin eine Künstler-Karriere zu installieren. Sommer ohne Sonne zeigt einen Mann, der am Höhepunkt seiner Liebes- und Genitalfähigkeit ohne Sonne einem diffusen Horizont entgegen dämmert.

„»Was geschieht hier?«, flüsterte sie. »Wo ist Till?« Er konnte die Angst in ihrer Stimme hören. »Ich weiß nicht. Hast du sein Zimmer gesehen?«, fragte er. Greta nickte. »Es … ist, als hätte ihn jemand ausradiert.« Ja, dachte Caspar. Ausradiert aus ihrem Haus, den Fotos und was am allerschlimmsten war: sogar aus der Erinnerung ihrer Eltern.“ (66)

Der elfjährige Caspar, seine dreizehnjährige Schwester Greta und sein kleiner Bruder Till gehören zu einer berühmten Puppenspielerfamilie in Kopenhagen. Seine Eltern feiern, wie schon ihre Vorfahren, große Erfolge mit ihrem unvergleichlichen Marionettentheater. Doch niemand in der Familie ahnt, dass dieser Erfolg einen hohen Preis hat. Nur Anatol, der sich in der Werkstatt um die Reparatur der Puppen und des Theaters kümmert, scheint mehr zu wissen, als er zugeben will.

Die Begriffe in der literarischen Geschäftssprache werden immer üppiger, was dem Österreichischen sehr entgegenkommt. Zum Roman sagt man mittlerweile Kriminalroman, zum Koch Haubenkoch und zum Autor Bestseller-Autor.

Stefan David Kaufer setzt diesen Ausschweifungen eins drauf und nennt seinen frechen Text satirischen Kriminalroman, und aus den Sopranistinnen hört man als Leser noch die schrillsten Töne heraus, ehe sie sterben. Die wichtigste Silbe des ganzen Romans ist ur-, das verrät einerseits große Sprachkompetenz der Helden, wenn sie alles auf einen Urzustand zurücksetzen, und andererseits große Emotionalität, wenn in urkomischen Metaphern zwischen den Generationen-Codes herum geplärrt wird.