„Es war fast Winter und Bär war müde. Aber vorher wollte Bär unbedingt noch eine Geschichte erzählen. »Maus, will du eine Geschichte hören?«, fragte Bär gähnend.“

Der Winter steht vor der Tür und alle Tiere haben Eile, um sich auf die nahende Kälte vorzubereiten. Bär hat das dringende Bedürfnis, unbedingt noch jemandem eine Geschichte zu erzählen. Aber alle sind zu beschäftigt, um sich die Geschichte des Bären anzuhören.

Hat das Leben einen Plan, wenn es aus fröhlichen Kindern ernst abgerackerte Erwachsene macht, oder ist auch das Leben ein Spiel wie das der Kinder im Innenhof?

Horst Moser führt in seinem Roman „Etwas bleibt immer“ ein paar Figuren zusammen, die einst einmal glücklich und ungeniert ihre Kinderzeit im Innenhof einer Wohnanlage verbracht und sich später aus dem Auge verloren haben. Damit die arme Leser-Seele eine Ruhe gibt, setzt er eine Art lose Krimi-Handlung über seinen wirklichen Fall, in welchem es darum geht, wie wir uns alle immer weiter auseinander entwickeln und dabei schrullig und ausgebeult werden.

„Der Hai heißt Alba. Sie ist ein Weißspitzen-Riffhai und sucht im Korallenriff nach Futter. Alba bekommt immer, was sie will. Nichts und niemand hindert sie am Fressen.“ (6)

Im Korallenriff herrscht ein hektisches Treiben. Eine Unzahl von Meeresbewohnern tummelt sich dicht unter den Wellen des Ozeans, bis plötzlich ein Weißspitzen-Riffhai aus einer Höhle auftaucht. Er ist auf der Jagd und das bedeutet höchste Gefahr für alle Meeresbewohner.

Die österreichische Kaffeehaus-Seele sucht vor allem eines: das Unglück. Und wenn es einem im gewöhnlichen Leben draußen nicht begegnet, muss man so lange ins Café, bis es sich tatsächlich zu einem an den Tisch hockt.

Gustav Ernst stellt mit seinem grotesken Depressionsroman seine Leser vor eine „unmögliche Aussicht“: man wird Zeuge einer geradezu weltbewegenden Untergangsstimmung.

„Von Shanhaiguan am Gelben Meer bis nach Jiayuguan in der Wüste Gobi verläuft die Große Chinesische Mauer. Sie ist imposanter als alle Sieben Weltwunder zusammengenommen, sagte man in Europa schon, als noch kaum einer sie mit eigenen Augen gesehen hatte.“ (6)

Immer schon war China ein Land der Mauern, die um alle Städte, Dörfer, Stadtviertel, Quartiere und um jeden einzelnen Hof gezogen wurden. Und so schützte China auch seine Nordgrenze mit eine Mauer, die um 200 v. Chr. begonnen und im Laufe der Jahrhunderte immer weiter angewachsen worden war, um sich dem verändernden Grenzverlauf anzupassen.

Jede Epoche hat ihren Schlüsselbegriff, wenn es gelingt, ihn unaufgeregt zu finden, kann   man die jeweilige Gegenwart knacken.

In Andreas Maiers Roman „Der Ort“ wird plötzlich für das erzählende Ich die Ortsumgehung zu diesem Schlüsselbegriff. Während rund herum in den Siebzigern des vorigen Jahrhunderts  alles platt gemacht und vernetzt wird, erklärt die Methode Ortsumgehung die neue Weltordnung. Jetzt, Jahrzehnte später, sitzt der Erzähler im Zimmer seines verstorbenen Onkels und arbeitet an der persönlichen Ortsumgehung.

„Und so wurde Ludwig der Schafbock eines sehr windigen Tages zu Ludwig I., König der Schafe. »Für einen König gehört es sich, ein Zepter zu haben, damit er regieren kann«, sagte sich Ludwig I. alsbald.“

An einem stürmischen Tag, die Schafe weiden friedlich auf der Wiese, fliegt dem Schafsbock Ludwig ganz unversehens eine blaue Krone vor die Füße. Und da bekanntlich Kleider Leute machen und Kronen Könige, richtet sich Ludwig zu seiner vollen Größe auf und stolziert mit herrschaftlichem Stolz und seiner Krone auf dem Kopf durch die Schafherde, seine Untertanen.

Was der Bestsellerautor Christopher Clark mit seinen „Schlafwandlern“ über den Ersten Weltkrieg ist, ist „Der Forcher“ für Tirol mit seiner bewegenden Darstellung des Weltkrieges aus Tiroler Sicht.

Michael Forscher ist leidenschaftlicher Historiker genug, damit er weiß, dass sich nicht erzählbare Dinge nur darstellen lassen, wenn man sie quasi wie dokumentierte Rollen sich selbst erzählen lässt. Der Autor bereitet dabei die Quellen aus und ist gerecht, indem er alle zu Wort kommen lässt. Und so kommt heraus, dass alle bis hinauf zum Feldherren Conrad fassungslos den Geschehnissen gegenüber stehen. Bloß kann der Oberste diesen Sprung im Kopf überwinden, indem er einfach selbst noch seine Biographie nach dem Krieg zurecht biegt.

„Ich schaute auf meinen Notizblock: ein einziger Verdächtiger, eine einzige vage Spur – viel war das nicht. Aber es war meine große Chance! Die Detektei Kreuther stemmte ihre Pfoten in den Startblock und war drauf und dran, loszuspurten.“ (28)

Dole Kreuther heißt eigentlich Friedolin von Kreuther und ist ein Hase und Privatdetektiv. Oder besser gesagt: er wäre gern ein Privatdetektiv, wenn er nur endlich einen Fall bekommen würde. Bis eines Tages, wie aus dem Nichts, die berühmte Frau Kleefeld vor seiner Tür steht.

Vorurteile sind nicht nur schmerzhaft ungerecht, sie sind meist auch ausgesprochen falsch. So gilt etwa in manchen Landstrichen die Brille als Zeichen für hohe Intelligenz der Trägerin, während ein sichtbares Hörgerät immer wieder die Aura von „dumm“ suggeriert.

Roswitha Ladner, seit einer unbehandelten Mittelohrentzündung in der Kindheit selbst mit Hörgeräten konfrontiert, erzählt von den Erfahrungen einer Anwenderin, die sich an die Richtlinien des Hörgerätegebrauchs hält.