katharina hartwell, das schwebende schiff„Die See wusste nichts von Zeit. Stunden, Tage, Wochen, Jahre, Jahrhunderte – alles Worte ohne jede Bedeutung für die See. Wie lange sie auf ihre verlorene Tochter gewartet hatte, zwei lange Ewigkeiten oder einen halben Wimpernschlag, ließ sich also nicht sagen, doch als Edda Valt zu ihre zurückkehrte, da schloss die See sie in eine stille Umarmung, zog sie hinab bis ins Herz der Stille, bis in die reglose Ruhe tiefer Gewässer.“ (S. 8)

Gerade als Edda mit dem Schwebenden Schiff zu den letzten Inseln aufbrechen will, um ihren lange gesuchten Bruder zu finden, wird sie vom dunklen und undurchsichtigen Talin Brand überfallen. Er sticht sie mit dem Messer nieder, wird sie in die Fluten des Teermeeres und stiehlt ihr schwebendes Schiff, um sich selbst auf den Weg zu den letzten Inseln zu machen. Doch Edda überlebt die tödliche Verletzung, denn sie ist eine Tochter der Silbersee.

cornelia rosebrock und daniel scherf, lesedidaktik? literaturdidaktik?„Das vorliegende Buch greift ein Dutzend grundsätzlicher Fragen auf, die AnfängerInnen an die Literatur- und Lesedidaktik stellen könnten, und versucht, sie knapp, zugänglich und doch ausreichend differenziert zu beantworten.“ (S. 8)

Das Sachbuch „Lesedidaktik? Literaturdidaktik?“ wendet sich vor allem an angehende Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer, um diesen ihre Bedeutung für die Leseentwicklung und das Lesen von Literatur ihrer Schülerinnen und Schüler im Unterricht zu vermitteln. Darüber hinaus wird darin die wichtige Rolle des literarischen Lesens von Erzählungen, Gedichten und Rollentexten für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen unterstrichen.

stefanie höfler, feuerwanzen lügen nicht„Und wenn ich jetzt anfange, diese Geschichte zu erzählen, muss ich ergänzend erwähnen, dass ich viele Sprüche für diese Geschichte gemeinsam mit Mischa gemacht habe, dass es also eigentlich Nits-Mischa-Sprüche sind. Die Sprüche sind sogar der Grund dafür, dass ich diese irre Geschichte überhaupt aufschreiben darf. Schließlich ist es mehr Mischas Geschichte als meine …“ (S. 7)

Nits, der eigentlich Nityananda heißt, und Mischa sind beste Freunde und kennen sich seit dem Kindergarten. Während der hyperaktive und zappelige Nits immer einen Spruch auf Lager hat und drauflost reimt, ist Mischa ein Musterschüler mit einer außergewöhnlichen Aufmerksamkeit. Trotz ihrer tiefen Freundschaft weiß Nits nicht viel über Mischas Familienleben, bis er ihn bei einer Lüge ertappt.

moni port, dürfen zwerge riesenrad fahren?„Dürfen Zwerge Riesenrad fahren? Darf man im Weinkeller auch mal lachen? Lohnt es sich für Eintagsfliegen, ein Tagebuch anzufangen?“

Mit diesen und ähnlichen ebenso philosophischen wie humorvollen Überlegungen beschäftigt sich das Kinderbuch „Dürfen Zwerge Riesenrad fahren? Große Fragen für kleine Denker“. Dabei regen nicht nur die skurrilen Überlegungen und Sprachspiele, sondern auch die einzelnen Illustrationen zum Meditieren ein.

Im Vordergrund des ebenso schön gestalteten wie unterhaltsamen Kinderbuches steht freilich der Humor und die Lust an der Sprache, in der die verschiedenen Bedeutungen von Wörtern ganz gehörig durcheinandergewirbelt werden.

h. c. artmann, der wackelatlasIn der Mythologie ist der Atlas etwas vom Stabilsten und Schwersten, was ein Titan tragen kann. Wenn nun aber der Atlas zu wackeln und zu schwächeln beginnt, wie zerbrechlich müssen dann erst Halbgötter und Menschen sein?

H. C. Artmann ist ein kosmopolitischer Poet, in allen Sprachen und Ländern zu Hause, ein Geschichten- und Sprachenerfinder, ein eruptiver Lyriker, und vor allem ein unsterblicher Benützer eines Ehrengrabes. So frech und selbstbewusst hat er sich selbst eingeschätzt, wohl wissend, dass ihn in seiner Erhabenheit als Solitär letztlich niemand berühren und korrigieren konnte. Und so musste er mit seiner Poetik im Leib sein Leben allein zu Ende bringen.

ronald weinberger, irrlichternde gedichteDer wissenschaftlichste Witz aller Zeiten geht in etwa so: Ein Witz kommt auf die Bühne und erklärt, dass er ein Witz sei.

Ronald Weinberger reizt mit seinem Lyrik-Potpourri „Irrlichternden Gedichte“ jene Grenze aus, die zwischen Humor und Wissenschaft, Witz und Traktat liegt. Dabei tut sich ein unerwartetes Problem auf: Wächst der Humor mit dem Wissen mit? Oder trennen sich die beiden während des Gedichtes, wenn es ihnen zu viel wird?

e.t.a. hoffmann, der goldene topf„Am Himmelfahrtstage, nachmittags um drei Uhr, rannte ein junger Mensch in Dresden durchs Schwarze Tor, und geradezu in einen Korb mit Äpfeln und Kuchen hinein, die ein altes hässliches Weib feilbot. […] Auf das Zetergeschrei, das die Alte erhob, verließen die Gevatterinnen ihre Kuchen- und Branntweintische […] und schimpften mit pöbelhaftem Ungestüm auf ihn hinein, so daß er […] nur seinen kleinen, nicht eben besonders gefüllten Geldbeutel hinhielt, den die Alte begierig ergriff und schnell einsteckte. Nun öffnete sich der festgeschlossene Kreis, aber indem der junge Mensch hinausschoss, rief ihm die Alte nach: »Ja renne – renne nur zu, Satanskind – ins Kristall bald dein Fall – ins Kristall!« (S. 9 f)

„Das Märchen aus der neuen Zeit“ erzählt in zwölf „Vigilien“ genannte Kapitel die Geschichte des unbeholfenen Studenten Anselm, der sich auf eine abenteuerliche Reise in die märchenhafte Welt magischer Kräfte begibt.

jesse ball, zensusWarum ausgerechnet ich? – Quer durch die Jahrhunderte gibt es diese Schicksalsfrage, die das Individuum an eine anonyme Menge stellt, wenn es darum geht, einer besondere Anforderung zu entsprechen, etwas auszuhalten oder eine Barriere zu überwinden.

In der Literatur wird dieses extravagante Schicksal mehr oder weniger plausibel erzählt, in der Soziologie begnügt man sich schon damit, es ausfindig zu machen und zu dokumentieren.

Als besondere Form der „Zählung“ wird dabei der Zensus herangezogen, wobei beispielhaft Einzelschicksale hochgerechnet werden zu einem gesellschaftlichen Allgemeinzustand. In der Vogelkunde wird zu diesem Zweck die sogenannte Beringung herangezogen, indem jedes Exemplar haptisch markiert wird.

ute krause, verflixter flaschengeist„Eigentlich war nur ein dummer Zufall schuld. Hätte Fanni nicht die ganze Milch ausgetrunken und den leeren Karton zurück in den Kühlschrank gestellt, wäre Anton Metzger nie am Samstagabend losgezogen, um noch Milch fürs Wochenende zu besorgen. […] Nie hätte er dort den Eckladen betreten, in dem die ganze Geschichte ihren Anfang nahm.“ (S. 9)

Für Anton Metzger beginnt die ganze Geschichte mit einem dummen Zufall. Weil seine Schwester Fanni die ganze Milch ausgetrunken hat, muss er am Samstagabend noch einmal einkaufen gehen. Nur mehr der kleine Laden an der Ecke hat geöffnet und als er die Milchflasche holt, entdeckt er eine merkwürdige kleine gold-blaue Flasche, aus der eine Stimme zu kommen scheint.

victoria kumar, antisemitismen„Mit der vorliegenden Publikation wird ein neuer Weg beschritten: Expert:innen aus unterschiedlichsten Disziplinen werden mithilfe von strukturierten Interviews befragt, um ersten einen differenzierten Blick auf den Bildungsbereich zu gewinnen und um zweitens den Hochschulen, die Lehrer:innen bilden, Hinweise an die Hand zu geben, wie sie mit Antisemitismus und Holocaust-Verharmlosung und –Verzerrung („Holocaust Distortion“) umgehen können. (S. 8)

In Form von Beiträgen und Interviews mit verschiedenen Expertinnen und Experten zum Thema Antisemitismus werden die verschiedenen Facetten des Antisemitismus in der Gegenwart beleuchtet und aufgezeigt, welche Rolle, Möglichkeiten und Aufgaben speziell der Bildungsarbeit bei der Aufklärung und Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus zukommt.