Stefanie Höfler, Feuerwanzen lügen nicht
„Und wenn ich jetzt anfange, diese Geschichte zu erzählen, muss ich ergänzend erwähnen, dass ich viele Sprüche für diese Geschichte gemeinsam mit Mischa gemacht habe, dass es also eigentlich Nits-Mischa-Sprüche sind. Die Sprüche sind sogar der Grund dafür, dass ich diese irre Geschichte überhaupt aufschreiben darf. Schließlich ist es mehr Mischas Geschichte als meine …“ (S. 7)
Nits, der eigentlich Nityananda heißt, und Mischa sind beste Freunde und kennen sich seit dem Kindergarten. Während der hyperaktive und zappelige Nits immer einen Spruch auf Lager hat und drauflost reimt, ist Mischa ein Musterschüler mit einer außergewöhnlichen Aufmerksamkeit. Trotz ihrer tiefen Freundschaft weiß Nits nicht viel über Mischas Familienleben, bis er ihn bei einer Lüge ertappt.
Mischas Vater wird von allen bewundert, weil er mit seinem riesigen Schlangen-Tattoo, seiner Lederhose, seinen silbernen Ohrringen und seiner magischen Stimme wie ein „Rockstar ohne Bühne“ wirkt. Seine kleine Schwester Amy muss er immer wieder von der Schule abholen.
Als Klassenlehrer Bassler eines Tages verkündet, dass sie von nun an jeden Mittwoch zum Schwimmen gehen werden, sind alle Kinder begeistert außer Micha. Auf dem Heimweg erklärt er Nits, dass er am Schwimmen nicht teilnehmen kann, weil seine Badehose von Mäusen durchlöchert worden sei. Nits denkt sich nichts weiter dabei, bis er erlebt wie Mischa den Klassenlehrer anlügt und behauptet, dass er vom Chlor-Wasser einen roten Ausschlag bekomme. Nits staunt über die dreiste Lüge seines Freundes, umso mehr, als er dem Lehrer auch noch ein gefälschtes Attest von einem Arzt bring, den es gar nicht gibt. Nits ist enttäuscht, weil er nicht nur den Lehrer, sondern auch ihn, seinen besten Freund, belogen hat.
Nits holt Mischa auf dem Weg zur Schule ab und will ihn zur Rede stellen. Doch dieser kommt zu spät aus dem Haus, sieht ungekämmt aus und hat Amy bei sich, die er in die Schule bringen muss. Überhaupt verhält sich Mischa den ganzen Tag seltsam, diskutiert nicht und interessiert sich für nichts. Als Nits nicht locker lässt und endlich wissen will, was passiert sei, beginnt er seinem Freund von seinen Problemen zu Hause zu erzählen. Nits ist zunächst schockiert, zeigt dann aber, dass er ein wahrer Freund ist.
Stefanie Höfler erzählt ohne beschönigende Geste und erhobenem Zeigefinger eine Geschichte, die von Kinderarmut handelt und wie sich diese auf den Lebensalltag und die Psyche von Kindern auswirkt. Dabei verpackt sie den dramatischen Stoff in eine wunderbare Freundschaftsgeschichte mit viel Humor und Witz.
Ein schönes und unterhaltsames Kinder- und Jugendbuch, das von seiner einfühlsamen und direkten Sprache lebt. Dabei ist jedem Kapitel ist ein flotter gereimter Spruch des Ich-Erzählers Nits vorangestellt, der die folgenden Ereignisse poetisch ankündigt.
Stefanie Höfler, Feuerwanzen lügen nicht. Ab 11 Jahren
Weinheim: Beltz & Gelberg Verlag 2022, 234 Seiten, 16,10 €, ISBN 978-3-407-75683-1
Weiterführende Links:
Beltz & Gelberg Verlag: Stefanie Höfler, Feuerwanzen lügen nicht
Wikipedia: Stefanie Höfler
Andreas Markt-Huter, 15-02-2022