gerald murnane, die ebenenAls die Erde noch eine Scheibe ist, ist die Ebene so etwas wie die ganze plane Welt, die man sich vorstellen kann. Später wird aus den Ebenen etwas Geographisches, worin sich vorzüglich Schlachten abwickeln lassen, das Kind spielt mit der Ebene, worin es diverse Figuren aufstellt und schließlich sind wir Literaturmenschen immer hingerissen von den Ebenen. Spielebene, Sprachebene, Metaebene, an manchen Tagen verlieren wir uns beim Lesen darin.

Gerald Murnane wohnt in einem Land, das aus einer einzigen Ebene besteht und laut Lebenslauf hat er diese Fläche nie verlassen, sondern alles, was er braucht, in sie hineinprojiziert. „Die Ebenen“ sind ein rätselhafter Roman, der viel mehr Fragen offen lässt, als er zu Lebzeiten der Lektüre zu beantworten gewillt ist. Der Roman ist eine Kulturgeschichte, ein Schöpfungsbericht, ein Abenteuerroman über die Verteidigung von Besitzständen und ein dramatisch-inniger Versuch, der inneren Peripherie Australiens eine Identität zu geben.

oliver jeffers, die fabel von fausto„Einst lebte ein Mann, der glaubte, ihm gehöre alles. Und er ging hinaus ich die Welt, um sich anzusehen, was seins war. »Du gehörst mir«, sagte Fausto zu der Blume. »Ja«, sagte die Blume. »Ich gehöre dir.« Zufrieden lief Fausto weiter.“

„Die Fabel von Fausto“ erzählt die märchenhafte Geschichte eines Mannes, der davon überzeugt war, alles besitzen zu können. Er wandelt durch die Welt, um alles, was ihm begegnet in Besitz zu nehmen.

oksana sabuschko, der lange abschied von der angstWenn man schon von Nationalliteratur spricht, die ein Land retten und aufrichten kann, dann müsste man diese Literatur fallweise therapieren und auf Reha schicken, wenn sie krank oder deprimiert ist.

Oksana Sabuschko nimmt einen Terroranschlag in Paris zum Anlass, um anhand von öffentlichen Gefühlen den Zustand der französischen und ukrainischen Angstbewältigung in Diskussion zu stellen. Nach den diversen Revolutionen in der Ukraine stellt die Autorin fest, dass das Kernthema allmählich öffentlich diskutiert wird. Die Kolonialisierung der Ukraine durch die Sowjetunion hat nämlich über Generationen hinweg zu Angst und dem Lefortowo-Syndrom geführt, benannt nach dem berüchtigten Moskauer Gefängnis.

matthias bauer, der Fluch des alten bergwerks„Von oben flackerte das Licht einer Fackel herab. Es war jedoch nur schwach und konnte den Abgrund, der unter Augusta gähnte, nicht erhellen. Aus dem Abgrund war eine verzweifelte Stimme zu hören. »Augusta! Hilf mir!« Gedanken schwirrten im Kopf des Mädchens hin und her. Wie hatte es zu all dem kommen können?“ (S. 9)

Die elfjährige Augusta Schaller ist entsetzt, als ihre Mutter, Franziska, eröffnet, dass die ganze Familie einen gemeinsamen Urlaub in einer Almhütte ihres Onkels verbringen wird. Einerseits will ihre Mutter nach langer Zeit ihren Bruder wieder besuchen, andererseits soll Augustas Vater von der ständigen Arbeit sowie Augusta und ihre jüngere Schwester Julia von Internet und Handy abgehalten werden.

paolo rumiz, die seele des flussesWitze mit dem Po sind so selten und gut, dass man während seines Leser-Lebens keinen einzigen versäumen möchte. Mit dem Po durch ein unbekanntes Italien wäre sicher frech, weil der Hintern als zusätzliches Sinnesorgan eingesetzt sein könnte. Leider ist die Literatur im entscheidenden Augenblick oft humorlos, Po heißt natürlich der Fluss und sonst nichts.

Zumal Paolo Rumiz ein ernsthafter Reisender und Mitschreibender ist. Er macht seine Reisen nur, damit er was zum Schreiben hat, und schreibt nur, damit er wieder reisen kann. Die Seele des Flusses ist somit eine Flusswanderung von der Quelle bis ins Delta, voller Hinhören, Hinschauen, Hinschmecken, denn es wird ja ausgiebig degustiert, wenn man das Ufer hinaufkrabbelt in eine Taverne.

laura bednarski, paulchen und pieks„Paulchen und Pieks sind allerbeste Freunde! Im Waldkindergarten haben sie immer viel Spaß zusammen. Paulchen hilft Pieks beim Klettern … und zeigt ihm die besten Verstecke hinter dem Holunderbusch.“

Paulchen, der kleine Fuchs, und Pieks, der kleine Igel, machen alles gemeinsam und verbringen viel Zeit miteinander. Aber auch in der besten Freundschaft kommt es mitunter zu Spannungen und Streit. Eine Geschichte vom Entschuldigen aber auch Verzeihen, weil alle einmal etwas machen, was nicht in Ordnung ist.

judith gruber-rizy, eines tages verschwand karolaDie höchste Erzählkunst muss immer dann aufgebracht werden, wenn es um das Verschwinden geht. Dabei handelt es sich um ein Paradoxon. Je mehr etwas verschwinden soll, umso höher ist der Aufwand an konkreten Sätzen, der das Verschwinden besiegeln soll.

Judith Gruber-Rizy verwendet die Vorgänge rund ums Verschwinden, um dadurch eine halbwegs plastische Biographie in die Gänge zu bekommen. In der Germanistik steht die Verschwindens-Theorie hoch im Kurs, man denke etwa an Alfred Anderschs „Mein Verschwinden in Providence“ oder Gerhard Amanshausers unermüdliche Versuche, das Ich durch Erzählen mundtot und zum Verschwinden zu kriegen.

lian hearn, die legende von shikanoko„»Nun lautet dein Name Shikanoko – Kind des Hirsches.« Eine entfernte Erinnerung durchwehte ihn – ein Hirschkalb, die Stimme seines Vaters –, und er wusste, dass er niemals einen anderen Namen annehmen würde. Dann sank er in einen tiefen Schlaf.“ (S. 32)

Wie durch ein Wunder gelingt es dem sechzehnjährigen Kazumaru dem Mordanschlag seines Onkels mit Hilfe eines Hirsches zu entkommen, der sich vor den Jungen wirft und den Sturz in den Abgrund mit seinem Leib dämpft. Mit Hilfe eines magischen Zaubers wird Kazamuru mit dem Hirsch verbunden und nun Shikanoko genannt.

andrej platonow, tschewengurBin ich vielleicht Schriftsteller oder was? - Ein Funktionär mitten in der Steppe Russlands ist ganz verzweifelt, dass er den Sozialismus nicht nur organisieren, sondern auch noch erklären soll. (270)

Andrej Platonow stellt dem Funktionär den Schriftsteller nicht als Genossen an die Seite, sondern dieser hat mit der Beschreibung die Politik zu kontrollieren und voranzutreiben, wenn nicht gar alle in eine bessere Zukunft zu hetzen.

wissen geschichte„Die ersten modernen Menschen lebte vor etwa 200000 Jahren in Afrika. 100000 Jahre später begannen sie sich allmählich über die ganze Erde auszubreiten. Ab etwa 9000 v. Chr. bauten die Menschen Siedlungen und betrieben Ackerbau und Viehzucht. Schließlich entwickelten sich erste große Zivilisationen – zunächst im Nahen Osten und in Ägypten, später auch in Europa, Indien und China. (S. 7)

„Wissen Geschichte“ erzählt die Geschichte der Welt in fünf großen Abschnitten von der Urzeit mit dem Auftreten der ersten menschlichen Vorfahren bis ins 21. Jahrhundert mit einem Ausblick in die größten Herausforderungen für die Zukunft der Menschheit.