Bastian Zach / Matthias Bauer, Morbus Dei – Inferno

Manchmal ist Literatur einfach ein Spiel, das nach vorgegebenen Regeln ausgeführt wird.

In düsterer Zeit, nämlich im Tirol von 1704, sind Johann und Elisabeth in der Episode „Die Ankunft“ aufgebrochen und kommen eine Trilogie lang nicht mehr zur Ruhe. Jetzt im zweiten Teil geht das Desaster unter dem scharfen Auge Gottes weiter und nennt sich Inferno.

Bastian Zach und Matthias Bauer ziehen abermals alle Register für ein alpines Grusical, das die Helden schließlich in die völlig verdreckte und verschissene Stadt Wien führt. Denn das sind die Hauptzutaten für diesen „Letten“-Thriller: Schmutz, Dreck, Kälte, Nässe, Berge, Grausamkeiten.

Es herrscht Krieg, sie suchen überall nach Spionen und Deserteuren. (53)

Tatsächlich werden die beiden Protagonisten von allen gejagt, die Bösewichte lauern an jeder Ecke, hinter jeder Felskante und vor allem in jeder Kneipe. Wenn einmal keine menschlichen Bestien auftauchen, dann besorgt den Schrecken ein Wolfsrudel, das sich nicht lumpen lässt und alles zeigt, was gefährlich aussieht. (32)

Aber Gott schaut auf Johann und Elisabeth und schickt ihnen immer wieder einen Pater oder guten Adeligen, die gerade noch einen Ausweg finden, damit die Helden ins nächste Kapitel des Abenteuers kommen.

Als Pilger verkleidet trotten die beiden über Lienz, das ein Highlight von Dreck und Substandard ist, über den Semmering nach Wien, mit dem Schiff wollen sie nach Siebenbürgen fliehen.

In Wien freilich gilt es noch eine Seuche zu überstehen, während ganze Stadtteile verrecken und an allen Ecken und Enden jemand hingerichtet wird oder man fallweise jemandem die Nase abschneidet (166), geht das Desaster für die beiden gut aus. Man könnte sogar vermuten sehr gut, denn am Schluss streichelt Elisabeth ihren Bauch und ist schwanger.

Bastian Zach und Matthias Bauer haben das Alpen-Grusical konsequent weitergeschrieben, die Figuren bleiben schwarz weiß ohne psychologischen Inhalt, wobei sie wegen des allgemeinen Schmutzes fast nur schwarz bleiben.

Erzähltechnisch tut sich immer wieder eine göttliche Fügung auf, die manchmal die Logik arg strapaziert. Für das karge Innenleben der Helden sorgt die Chronik, die Elisabeth verlässlich als Flucht-Journal mitschreibt. – Für Leser von atemberaubenden Infernos ideal, für etwas tiefer gehende Seelen ziemlich flach und dirty, ÖBB-Lektüre gewissermaßen.

Bastian Zach / Matthias Bauer, Morbus Dei: Inferno. Roman.
Innsbruck: Haymon 2012. ( = Haymon tb 79). 362 Seiten. EUR 12,95. ISBN 978-3-85218-879-9.

 

Weiterführende Links:
Haymon-Verlag: Bastian Zach / Matthias Bauer, Morbus Dei: Inferno
Homepage: Zach – Bauer

 

Helmuth Schönauer, 07-01-2013

Bibliographie

AutorIn

Bastian Zach / Matthias Bauer

Buchtitel

Morbus Dei: Inferno

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2012

Verlag

Haymon-Verlag

Seitenzahl

362

Preis in EUR

12,95

ISBN

978-3-85218-879-9

Kurzbiographie AutorIn

Bastian Zach, geb. 1973 in Leoben, lebt als Medienkünstler in Wien.<br />Matthias Bauer, geb. 1973 in Lienz, lebt als Erwachsenenbildner in Innsbruck.