Marie-Aude Murail, Tristan gründet eine Bande

„In meiner Schule gibt es drei Banden, die Jupp-jupp-Bande, die Patrick-Bande und die Olivier-Bande. Ich selbst bin in keiner Bande.“ (7)

Tristan besucht die dritte Klasse Volksschule und gehört zu den Kindern, die kein Mitglied einer Bande sind, was das Leben nicht gerade leicht macht. Oliver, der in seine Klasse hat mit Schülern aus der fünften Klasse eine eigene Bande gegründet. Eines Tages muss Tristan erfahre, dass ihn Oliver auf seine Feindesliste gestellt hat. Völlig verwirrt und eingeschüchtert sucht Tristan nach einer Lösung.

In die Juppjupp-Bande aufgenommen zu werden, könnte helfen, wenn da nicht die drei Mutproben zu bestehen wären, wie z.B. „Der Lehrerin einen Hundehaufen aus Plastik auf den Stuhl legen.“ (14) Als in seinem Stiegenhaus in großen Buchstaben zu lesen ist, dass er in Nathalie verliebt sei, beschließt Tristan sich mit seiner jüngeren Schwester Carina und Olivier, einem Freund aus der ersten Klasse, an Olivier zu rächen.

Als Olivier in der Schulpause Tristan auch noch seine beste Briefmarke stiehlt, überlegen die drei der Lehrerin davon zu berichten, lassen aus Angst aber davon ab. Am Ende beschließt Tristan bei der Juppjupp-Bande mitzumachen und die drei Mutproben durchzuführen. Da heißt es zunächst einmal, einen falschen Hundehaufen aus Plastik zu kaufen, welcher der Lehrerin auf den Stuhl gelegt werden soll.

Nachdem sie den Hundehaufen beim Nachbarn ausprobiert haben, legt ihn Tristan seinem Klassenlehrer Herrn Martin auf den Stuhl. Ganz schuldbewusst gibt Tristan zu, dass er den Streich gespielt hat. Ganz überraschend wird er von Nathalie getröstet, die ihm auch bei seiner Strafaufgabe hilft, worauf er auch sofort in sie verliebt.

Die zweite Aufgabe lautet, dem Chef der Bande fünfzig Bierverschlüsse für seine Sammlung zu bringen. Beim Sammeln der Bierkronen bemerken Tristan und Carina, dass ihr Nachbar, vor dem sie sich immer gefürchtet hatten, im Grunde ein netter und lustiger Mensch ist. Als Tristan zufällig erfährt, dass die Mutproben nur dazu da sind, andere abzuzocken, beschließt Tristan, seine eigene Bande zu gründen und als erste Mitglieder André und Carina aufzunehmen. Carina macht in der Schule fleißig Werbung für die Bande und bald schon melden sich die ersten Kinder, um dabei zu sein.

Unsere Bande funktioniert sehr, sehr gut. Wir sind vierzehn, und jetzt sagen wir, dass wir voll sind. Es gibt viele Oberste und Generäle. Nur zwei Soldaten. Aber das macht nichts. (51)

Marie-Aude Murails überaus unterhaltsam zu lesende Geschichte von einem Kinder- und Schulalltag besticht durch ihre Einfühlsamkeit für kindliche Probleme und Sorgen und gibt kindliches Denken wieder, ohne deren Geradlinigkeit und oft erstaunliche Weisheit zu unterschlagen. Dies macht vor allem den Charme und den angenehmen Humor des Buches aus, der gerade in Szenen zu Ausdruck kommt, wo Wut unmittelbar in Mitgefühl umschlägt.

Die schöne, einfache und verständliche Sprache und die Thematik, die für Kinder vertraut und interessant ist, machen das empfehlenswerte Buch zu einem spannenden, unterhaltsamen und lehrreichen Leseabenteuer für junge Leserinnen und Leser.

Marie-Aude Murail, Tristan gründet eine Bande. Ill. v. Susanne Göhlich, übers. v. Tobias Scheffel [Orig. Titel: La bande à Tristan], ab 6 Jahren
Frankfurt a. Main: Fischer Schatzinsel 2013, 96 Seiten, 11,30 €, ISBN 978-3-596-85487-5

 

Weiterführende Links:
Fischer Schatzinsel: Marie-Aude Murail, Tristan gründet eine Bande
Homepage: Susanne Göhlich
 

 

Andreas Markt-Huter, 09-07-2014

Bibliographie

AutorIn

Marie-Aude Murail

Buchtitel

Tristan gründet eine Bande

Originaltitel

La bande à Tristan

Erscheinungsort

Frankfurt a. Main

Erscheinungsjahr

2013

Verlag

Fischer Schatzinsel Verlag

Illustration

Susanne Göhlich

Übersetzung

Tobias Scheffel

Seitenzahl

96

Preis in EUR

11,30

ISBN

978-3-596-85487-5

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Marie-Aude Murail stammt aus einer Schriftstellerfamilie aus Le Havre, Frankreich, und studierte Philosophie an der Sorbonne. Sie zählt zu den beliebtesten zeitgenössischen Kinder- und Jugendbuchautorinnen Frankreichs und wurde mit zahlreichen Preisen geehrt.<br />Susanne Göhlich wurde in Jena geboren und lebt in Leipzig. Neben dem Studium der Kunstgeschichte in Leipzig begann sie zu zeichnen. Inzwischen ist sie freie Illustratorin für Plakate, Kinder- und Schulbücher.