Arnulf Zitelmann, Nur dass ich ein Mensch sei

Buch-Cover

Wer ist der Verfasser der "Kritik der reinen Vernunft" der durch seine Schriften zur Aufklärung, zur Ethik und zur Erkenntnistheorie die Philosophie der Neuzeit grundlegend geändert hat.

Arnulf Zitelmann gibt uns mit seiner Biographie über Immanuel Kant einen spannend zu lesenden Einblick in das Leben und Werk des großen Philosophen.

Die Frage, was die Welt im Innersten zusammenhält, die Metaphysik, ließ ihn in all den Jahren nicht los - die Metaphysik, "in welche ich das Schicksal habe verliebt zu sein", wie er seufzend bekennt. (9)

Zitelmann teilt Kants Lebensgeschichte klassisch chronologisch ein, was ganz zum durchstrukturierten Lebensablauf des späten Kant passt.

Am Anfang stehen die die Tage seiner Kindheit 1742 - 1740 in der Vorderen Vorstadt 22 in Königsberg und seine Gymnasialzeit im Fridericianum, die Kant als die beschwerlichsten Jahre erlebt hatte. Einfühlsam schildert Zitelmann Kants schwere Zeit während seiner Pubertät, die durch die strengen Schulvorschriften noch verstärkt worden sind.

Als zweiten Lebensabschnitt behandelt Zitelmann den Zeitraum zwischen 1740 - 1755, als die Zeit seines Studiums und seiner Hofmeisterjahre. Die Universität Albertina in Königsberg beschreibt er als Universität für Studierende, die sich einen Auslandsaufenthalt nicht leisten konnten. (30) Kant beginnt Philosophie zu studieren und hielt sich finanziell dabei über Jahre mit Glücksspiel über Wasser.

Zitelmann lässt in seiner Biographie nichts aus und setzt sich auch mit dem Sexualleben des großen Gelehrten und seinem Verhältnis zu Frauen auseinander, wodurch die Leser gleich auch Interessantes über den sexuellen Aufklärungsunterricht jener Zeit erfahren. In den Kapiteln Kants erste Magisterjahre 1755 - 1762 und seine späten Magisterjahre 1763 - 1770 erleben wir Kant als Lehrer, dessen Unterricht sehr praxisorientiert war und vom starken Eindruck, den das schwere Erdbeben in Lissabon 1755 aber auch Rousseaus Denken auf Kant gemacht hat.

Was faszinierte Kant an Rousseau so über alle Maßen? Die Moral der Freiheit. Sie hat den Schweizer für Kant unwiderstehlich gemacht. (92)

Die Zeit zwischen 1770 - 1781 betitelt Zitelmann mit Professur: Kritik der reinen Vernunft, also jene Zeit in der Kant sein Aufsehen erregendes Werk verfasste, das er selbst als "kopernikanische Wende" betrachtete. Zunächst ignoriert, ist der Philosoph bald in aller Munde.

Arnulf Zitelmann gelingt es mit viel Detailgenauigkeit ein neues Bild von dem unnahbar scheinenden Philosophen Immanuel Kant als Menschen zu zeichnen. Dabei stellt er bewusst bislang gerne unter den Teppich gekehrte Fakten in ein helleres Licht:

Man traut beim Lesen seinen Augen nicht! Derbheit, höchste Grobheit. Das alles glaubt man von dem gold- und seidenübersponnenen Magister einfach nicht. (123)

Zitelmanns Buch über Immanuel Kant, verwebt auf angenehm lesbare Weise Leben und Werk eines der wichtigsten Philosophen der Neuzeit zu einem spannenden Gesamtbild und bietet eine überaus empfehlenswerte Einführung in sein Leben und seine Zeit.

Arnulf Zitelmann, Nur dass ich ein Mensch sei. Die Lebensgeschichte des Immanuel Kant, ab 14 Jahren
Landsberg: Verlag Beltz & Gelberg 2009, 256 Seiten, 18,50 EUR. ISBN 978-3-407-81051-9
 

Weiterführende Links:
Wikipedia: Arnulf Zitelmann
Thienemann-Verlag: Arnulf Zitelmann, Nur dass ich ein Mensch sei

 

Andreas Markt-Huter, 01-12-2009

Bibliographie

AutorIn

Arnulf Zitelmann

Buchtitel

Nur dass ich ein Mensch sei. Die Lebensgeschichte des Immanuel Kant

Erscheinungsort

Landsberg

Erscheinungsjahr

2009

Verlag

Verlag Beltz & Gelberg

Seitenzahl

256

Preis in EUR

18,50

ISBN

978-3-407-81051-9

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Arnulf Zitelmann studierte in Marburg und Heidelberg Theologie und Philosophie und hat als Religionslehrer unterrichtet. Heute arbeitet er als freier Schriftsteller, ist verheiratet und hat vier Kinder.