Harald Rosenløw Eeg, Aber raus bist du noch lange nicht

„Er kann sich an den Knall erinnern. Mein Gott, wie hat das geknallt. Wie lange ist das jetzt her? Wenn das Herz die Zeit gestoppt hat, dann hat es eine Pause eingelegt. Er hat nur keine Ahnung wie lange. Eine Minute? Einen Tag?“ (90)

In einer U-Bahn in Oslo kommt es zu einer fürchterlichen Explosion. Im U-Bahn-Waggon am Ende der U-Bahn befinden sich fünf Jugendliche, die sich flüchtig aus der Schule kennen: Sherpa, Anjo, Bruno, Albert und Ida. Alle gehen in die gleiche Klasse, haben aber bisher nur wenig gemein. Während die Fünf in der U-Bahn auf Hilfe warten, kommt es zwischen den unterschiedlichen Charakteren zu spannungsgeladenen Konflikten und Diskussionen, die ihre Sicht auf die Welt und sich selbst dramatisch verändern werden.

In den ersten Abschnitten werden die Geschichten der einzelnen, sehr unterschiedlichen Protagonisten erzählt. Da ist zunächst einmal Sherpa, der nichts mehr liebt, als zu laufen. Er schwänzt häufig die Schule, um für seinen großen Bruder den Kurier zu spielen, wobei es ihm egal ist, dass sich in den Pakten wahrscheinlich Drogen befinden. Anjo liebt es in ihrer Freizeit zu schwimmen. Im Schwimmbad lernen sie jemanden kennen, den sie „den Vogel“ nennt und der sie mit dem Koran und seiner Sicht auf die Welt und das Leben zu ergreifen versteht.

Bruno ist ein Sprayer und liebt den Kick und die eigene Welt in der Tunnelwelt der U-Bahn. Er ist in seiner Mitschülerin Anjo verliebt, die am nächsten Tag Geburtstag hat. Er malt ein Bild für sie in einem der U-Bahntunnel, wo sie bei der Schulexkursion in eine Moschee an ihrem Geburtstag vorbeikommen werden. Albert ist der Sohn der norwegischen Ministerpräsidentin und leidet unter der Bekanntheit und Wichtigkeit seiner Mutter und dass er kein normales Leben ohne Bodyguard führen kann. Andererseits nutzt er seinen Status auf exzentrische Weise gegenüber seinen Mitschülern und seinem Bodyguard aus.

Ida wird von Träumen, Zwangsneurosen  und Gedächtnislücken verfolgt, bei denen sie ganze Wörter verliert und im Unterricht bei Fragen oder Antworten immer wieder sprachlos verstummen muss.

Auf der Fahrt der Klasse mit der U-Bahn treffen sich die fünf Protagonisten, als es für alle überraschend zu eine heftigen Detonation kommt, bei der sie als einzige überleben. Es gelingt ihnen im zertrümmerten U-Bahn-Wagen über Funk Kontakt aufzunehmen und Hilfe anzufordern, als plötzlich das Licht ausgeht.

„Aber raus bist du noch lange nicht“ ist eine dunkle Geschichte, die sich aus einer Katastrophensituation zu einem Psycho-Thriller entwickelt. Die fünf unterschiedlichen Charaktere schenken sich in ihren Auseinandersetzungen und Diskussion nicht, wobei das Bild für die Leserinnen und Leser durch die Rückblicke auf die einzelnen Figuren immer schärfere Konturen erhält. Am Ende der Geschichte beginnt die reale Ebene zu verschwimmen und in eine übersinnliche Dimension überzugehen.

Ein überaus spannend zu lesender Thriller, dessen Figurenkonstellation und dunkle Handlung die Leserinnen und Leser von der ersten Seite weg in ihren Bann ziehen.

Harald Rosenløw Eeg, Aber raus bist du noch lange nicht. Thriller, übers. v. Christel Hildebrandt [Orig. Titel: Gyldig fravoer], ab 14 Jahren
Hildesheim: Gerstenberg Verlag 2014, 272 Seiten, 15,40 €, ISBN 978-3-8369-5720-5

 

Weiterführende Links:
Gerstenberg Verlag: Harald Rosenløw Eeg, Aber raus bist du noch lange nicht
Wikipedia: Harald Rosenløw Eeg

 

Andreas Markt-Huter, 22-04-2016

Bibliographie

AutorIn

Harald Rosenløw Eeg

Buchtitel

Aber raus bist du noch lange nicht

Originaltitel

Gyldig fravoer

Erscheinungsort

Hildesheim

Erscheinungsjahr

2014

Verlag

Gerstenberg Verlag

Übersetzung

Christel Hildebrandt

Seitenzahl

272

Preis in EUR

15,40

ISBN

978-3-8369-5720-5

Lesealter

Altersangabe Verlag

14

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Harald Rosenløw Eeg lebt mit seiner Familie in Oslo und schreibt neben Jugendbüchern auch Drehbücher und macht Musik. Er zählt zu den bedeutendsten Jugendbuchautoren Norwegens und hat inzwischen mehr als zehn Bücher veröffentlicht, die in viele Sprachen übersetzt wurden und bedeutende Auszeichnungen erhielten.