Manfred Mixner, Geschichten von Anderen

Geschichten von AnderenWenn man lange genug magisch auf eine Gegend schaut, entsteht dabei die Literatur wie von selbst. Der schwedische Wald hat, wie übrigens auch der Innsbrucker Mitterweg, die Kraft, täglich neue Geschichten wachsen zu lassen.

Der Grazer Literaturverwalter und Schriftsteller Manfred Mixner sitzt schon seit Jahren im schwedischen Wald und blättert in alten Aufzeichnungen, sortiert die Geschichten neu und holt Höhepunkte der Literaturvermittlung als Rundfunkmacher und Literaturhausbetreiber aus den Mappen.

Immer und immer erzähle ich! (10)

Im Vorwort zu den „Geschichten von Anderen“ berichtet er von seiner Enttäuschung, dass die Märchen der Kindheit zwar Erzähler aber keine Schöpfer gehabt haben. Erst als er im Gymnasium auf den Dichterlehrer Alfred Kolleritsch gestoßen ist, hat er kapiert, dass man sich die Dichter selbst zu Freunden machen kann, nicht bloß deren Bücher.

Gut dreißig Literaturbegegnungen hat er zusammengestellt und nach Vornamen geordnet, was das Persönliche dieser Erinnerung hervorstreichen soll. Den Anfang macht Alfred Kolleritsch mit seiner „grünen Seite“. Diese Nacherzählung ist so leserfreundlich, dass jeder, der diesen Roman aus dem Jahr 1974 einmal gelesen hat, sofort ein Déjà-vu hat. Nach so langer Zeit kann man übrigens einen Roman gar nicht mehr falsch lesen, weil die Erinnerung immer alles richtigmacht.

Barbara Frischmuth ist mit ihrem Roman „Das Verschwinden des Schattens in der Sonne“ (1973) die zweite Eintritts-Stele der Leseerinnerung. Dieser Roman aus der Osttürkei hat in den letzten vierzig Jahren mehrfach seine politische Stabilität erweisen können und ist immer noch geradlinig wie Licht und Schatten.

Zwei Tiroler kommen in der Sammlung eher als anmoderierte Substanzen vor, denn als unvergessliche Literatur. Bettina Galvagni hat bei einer Lesung in Berlin gerade den Erfolg „Melancholia“ hinter sich und gilt als Wunderkind, das man zwar als Person feiern kann, von deren Literatur aber nicht viel Bemerkenswertes übrigbleibt. Ähnliches gilt für Egon A. Prantl, der um 1989 gerade am Höhepunkt seines dynamischen Lebenslaufs ist und als Vielschreiber mit exzessiver Lebensführung von Lesung zu Lesung weitergereicht wird. Heute ist er als Kistenschreiber im Brenner-Archiv abgelegt und wohl auch erledigt.

Den geheimnisvollsten Lyriker der Steiermark, wenn nicht gar Österreichs, stellt der Autor mit Joachim G. Hammer vor.

Die Aggression ist zärtlich und die Trauer schelmisch, man muss eine Lesart finden für diese Gedichte, die zwischen dem Entsetzen und der Gleichgültigkeit liegen. (152)

In der Würdigung dieser Lesefreundschaften liegt das zeitlos Entrückte des Manfred Mixner. Man sitzt auf seiner Veranda und schaut in den schwedischen Wald, während die Bücher auftreten und den ganzen hellen Sommer hindurch reden, denn im schwedischen Wald ist es immer warm, hell und zauberhaft schön.

Manfred Mixner, Geschichten von Anderen. Feuilletons über Autoren, u.a. über Wolfgang Bauer, Gerald Bisinger, Milo Dor, Helmut Eisendle, Bettina Galvagni, Reinhard Peter Gruber, Joachim Gunter Hammer, Peter Handke, Wolfgang Hermann, Bernhard Hüttenegger, Alfred Kolleritsch, Jürg Laederach, Hermann Lenz, Franz Nabl, Egon A. Prantl, Gerhard Rühm.
Graz: Edition Keiper 2016, 260 Seiten, 19,90 €, ISBN 978-3-903144-01-9

 

Weiterführende Links:
Edition Keiper: Manfred Mixner, Geschichten von Anderen
Wikipedia: Manfred Mixner

 

Helmuth Schönauer, 13-02-2018

Bibliographie

AutorIn

Manfred Mixner

Buchtitel

Geschichten von Anderen. Feuilletons über Autoren

Erscheinungsort

Graz

Erscheinungsjahr

2016

Verlag

Edition Keiper

Seitenzahl

260

Preis in EUR

19,90

ISBN

978-3-903144-01-9

Kurzbiographie AutorIn

Manfred Mixner, geb. 1947 in Graz, lebt in Südschweden.