Wenn es Leute gibt, die bei der Schubertiade im Bregenzer Wald vor Hingabe zerschmelzen, wird es auch genügend Fans geben, die sich bei der Lektüre eines Wälder-Krimis vor Wonne quasi selbst auflösen.

Peter Natter, der wie alle Krimi-Schreiber die Produktion von Krimis freiwillig macht, schickt seinen skurrilen Bregenzer Inspektor Ibele zu einem Fall, der während der Schubertiade in Schwarzenberg loslegt, weshalb es auch gleich Ibeles schwärzester Fall wird.

„Österreich-Ungarn aber, eine – wie es so schön hieß – »stagnierende Großmacht«, sah ähnlich wie Großbritannien in der Aufrechterhaltung der geltenden europäischen Ordnung eine Chance. Das aber nicht aus innerster Überzeugung, sondern aufgrund einer evidenten Schwäche. Sie, und vor allem sie war der Grund dafür, dass Krieg zur Lösung der Probleme dann doch wenn schon nicht angestrebt, so nicht mehr regelrecht ausgeschlossen wurde.“ (14)

Manfried Rauchensteiners opulentes Werk über die Habsburgermonarchie im Ersten Weltkrieg umfasst alle Aspekte vom Vorabend des Krieges bis zum Zusammenbruch des Habsburgerreiches und dem Niedergang der Monarchie. Dabei werden die wesentlichen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Hintergründe genauso detailliert erläutert, wie die wichtigsten Protagonisten und Entscheidungsträger rund um die Zeit des Ersten Weltkrieges vorgestellt, aber auch der Kriegsverlauf und Kämpfe der österreichisch-ungarischen Armee auch für Laien verständlich und nachvollziehbar analysiert.

Empfindsame Seelen müssen geschützt in abgedunkelter Atmosphäre gehalten werden, nur im Schutz der eigenen Umhüllung können sie manche Tage überstehen.

Simon Konttas zeigt in seinen beiden Novellen das Phänomen fragiler Psychen einmal als dunkle Variante am Rand der Gewöhnlichkeit und einmal als überhitzte Lichtflamme bei einem Gartenfest.

„Wo bist du gewesen? Im Norden, sagte Väinämoinen, in Pohjolo, wo die Hexe Louhi herrscht. Aber wusstest du, dass sie eine wunderschöne Tochter hat, so reizend wie ihre Mutter hässlich ist? Das Mädchen soll denjenigen heiraten, der für Louhi das Sampo schmiedet.“ (46)

Tilman Spreckelsen begibt  sich auf die Spurensuche nach Elias Lönnrot, dem Verfasser des finnischen Nationalepos Kalevala und erzählt dabei, die Kalevala, eine Sage aus dem Norden nach. Dieses aus zahlreichen Überlieferungen der finnischen Mythologie zusammengestellte und 1835 veröffentlichte Epos, erzählt von den Abenteuern und Taten der großen finnischen Helden Väinämöinen, Lemminkäinen, Kullervo, Illmarinen und Marjatta.

Sensible Menschen verlassen sich nicht so sehr auf das Sichtbare und Ausgesprochene, sie knüpfen sich auch die Aura und das Unantastbare vor, wenn sie mit anderen in Kontakt treten. Das Leben ist schließlich an manchen Tagen nichts Gewisses sondern bloß eine Ahnung von allem, was uns umgibt.

Rudolf Habringer setzt in das Euregio-Geflecht Regensburg, Linz, Krumau ein verfilztes Figurenset hinein, das wie in guten russischen Romanen als „Anhang der Hauptpersonen“ ausgewiesen ist. Als Leser fallen einem sofort die drei Hauptberufe der Figuren auf: Germanist, Psychologin, Polizist. Und einige Ehefrauen haben einen ermordeten Mann als Partner, das ist eine neue Form der Patchwork-Beziehung.

Das Druckwesen hat zur Entwicklung der Gesellschaft mindestens so viel beigetragen wie die Adelsgeschlechter zusammen, daher gebührt es einer guten Druckerei, dass sie zwischendurch epochal dargestellt wird.

Unter dem Ausstellungs-Titel Druckfrisch werden im Innsbrucker Ferdinandeum die epochalen Leistungen des Druckhauses Wagner gezeigt, ein 375-Jubiläum ist durchaus nicht jeden Tag in der Provinz zu feiern.

Wenn ein Wort semantisch wild genug ist, kann es das gesamte Universum darstellen.

In Lucas Cejpeks Lexikon-Roman laufen alle Verhältnisse, Abläufe oder Beziehungen letztlich auf das eine Wort hinaus: Unterbrechung. In einem Vorsatz wird die Unterbrechung „programmatisch“ erklärt, damit ein Prozessor, der gerade was abarbeitet, etwas Neues machen kann, muss er unterbrochen werden. Der Befehl für eine Unterbrechung ist also die Voraussetzung für die Alternative.

Island gilt allenthalben als dermaßen einmalig, dass es davon nicht einmal ein Kitsch-Fassung gibt. Was immer man auch über Island sagt, es stimmt, denn es ist an manchen Tagen nicht von dieser Welt.

Susanne Schaber streift in ihrer Lesereise gleich einmal diesen Aggregatzustand zwischen Feuer und Eis, der die groteskesten Farbspiele auslost.

Wenn ein Thema ein Leben lang tierisch ernst behandelt wird wie der Kosmos Krankheit, löst schon die Aussicht, dass darüber Satiren und Grotesken verfasst werden, erwartungsvolles Gelächter aus.

Daniela Böhle und Paul Bokowski haben gut dreißig Satirikerinnen und Schreibhypochonder eingeladen, um dem Unwesen Arzt – Krankheit – Patient mit kurzen Erzählungen eine neue Sichtweise abzuluchsen.

Ein Schriftsteller hat seinen geheimen Auftrag vermutlich dann erreicht, wenn er in seinem Werk unverwechselbar erkennbar ist, was oft mit der Ausarbeitung einer eigenen Literaturgattung einhergeht.

Peter Paul Wiplinger hat als literarischer Solitär die Gattung „Positionen“ entwickelt, wie sich in der Retrospektive auf die Jahre 1960-2012 zeigt. In seinem selbst redigierten „Lebens-Reader“ besticht diese chronologisch aufgebaute Erzählgattung durch die diversen Stufen der Öffentlichkeit. Da kommt es zu beinahe intimen Äußerungen in Briefen, wo es um den Gemütszustand und die Zukunftsperspektive des selbst-gequälten Ichs geht, bis hin zu öffentlichen Aufrufen und Konzepten, als Festvortrag, Präambel-Entwurf oder Einwand formuliert.