Buch-CoverWenn man vor und nach der Lektüre nicht weiß, wie man den Roman lesen soll, dann ist er vor allem eines: aufregend gelungen.

Norbert Gstrein, der Meister des Verunsicherungstextes, lässt in seinem Roman Die ganze Wahrheit den Leser immer wieder ins Leere laufen. Denn auf den ersten Blick erzählt er eine verkorkste Liebes- und Ehegeschichte, deren Trivialität nur deshalb von Interesse ist, weil sie im Verleger-Milieu spielt.

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In romantisch aufgeladenen Geschichten nehmen die Helden mit sich oft eine brisante Wendung, indem sie sich schweren Herzens zu einer Entscheidung durchringen. Umgekehrt zeigt sich hingegen die Herzenslage des poetischen Ichs in den dreizehn Erzählungen von Barbara Aschenwald, die mit dem luftig-optimistischen Titel Leichten Herzens überschrieben sind.

Buch-CoverZum Frühstück werden Prinz Charles sieben unterschiedlich weich gekochte Eier serviert, aus denen der Prinz jenes für seine Tagesverfassung passendste auswählt und verzehrt. (69)

Allein diese Geschichte könnte Stoff für einen Bachmann-Preis-Roman sein, aber der Gastrosoph Kurt Bracharz verpackt seine Wahnsinnsgeschichten über Essen, Trinken und den ständigen Appetit in süffisante Lexikon-Einträge.

Buch-CoverWenn man eine kompakte Ästhetik des verlässlich Hässlichen sucht, muss man sich an Marek Miert halten. Dieser Hinterhof-Detektiv aus Harland, das eine edle Umschreibung von St. Pölten ist, verkörpert in Aussehen, Kleidung und Habitus so ziemlich alles, was als No-go gilt. An manchen Stellen geht es so dirty zu, dass es schon wieder schön ist.

Im neuen Fall sitzt Marek beim Zahnarzt und lässt sich das verfaulte Gebiss notdürftig sanieren. Die Sprechstundenhilfe pirscht sich nach der Behandlung an den Detektiv heran, weil ihr Lover schon seit ein paar Monaten verschwunden ist. Da sie kein Geld hat, obwohl sie neben dem Zahnarzt noch in einer Fischhandlung arbeitet, bietet sie die Begleichung des Honorars in Naturalien an. Aber Mark lehnt ab, das wäre so, als ob man auf eine sitzende Ente schießen würde.

Buch-CoverDie beiden Bibliothekarinnen der Stadtbücherei Imst, Silvia Flür-Vonstadl und Heidi Sturm-Norén, haben den Krimi nicht nur im passiven Wortschatz, sondern schreiben aktiv die absurdesten Mini-Krimis mit dem Schauplatz Tirol.

Abwechselnd lösen die Autorinnen sechzehn Fälle, indem sie dem Leser die Lösungskompetenz übertragen. Denn wie man in einer Krimi-Rezension nie das Ende verraten darf, darf auch in einer guten Krimierzählung nur das Kopfschütteln und ein ungeklärter Lesegeist übrigbleiben.

Buch-CoverÜblicherweise gilt die Faustregel: Die Welt ist alles, was sich in einem Buch darstellen lässt. Turi Werkner hingegen entwickelt eine Welt, die in keine Bücher passt, und dennoch mit Büchern realisiert wird.

Wie bei einem sorgfältigen Bibliothekar wird die Anti-Welt in Formate und Leseweisen eingeteilt. Den wuchtigsten Teil bilden dabei die Hauptbücher, daneben gibt es aber auch Notizbücher und Tagebücher, die in ihrer individuellen Funktionsauslegung durch den Künstler unbarmherzig an das Ende ihres Gattungsbegriffes getrieben werden.

Buch-CoverVielleicht ist alles nur eine gigantische Täuschung, die Literatur, die Religion, die Träume, die Realität.

Hans Augustin führt seinen Roman immer wieder an große Täuschungen heran, wobei Vortäuschungen und Enttäuschungen nur kleine Abwechslungen in jenem großen Programm sind, das da heißt: In der Fiktion ist alles möglich, aber vielleicht steht alles auf wackeligen Beinen.

Buch-CoverGuten Sex hat man dann, wenn man gut davon spricht, auch wenn man keinen hat. Noch immer ist nämlich nicht geklärt, ob man zuerst über den Sex gut sprechen muss, um einen zu haben, oder zuerst einen haben muss, um gut darüber zu reden.

Diesen tagesfüllenden Fragen geht Barbara Balldini in ihrem Sexführer nach, den sie keusch "intimen Schriftverkehr" nennt.

Buch-CoverEin Mythos dient meist dazu, etwas Tabuisiertes darzustellen und durch seine pure Benützung Identität zu schaffen. So hat also jedes Land, das etwas auf sich hält, einen spezifischen Mythos, damit die Gegend und deren Bewohner als einmalig erkannt werden können.

Selbstverständlich hat auch Tirol einen Mythos, manche sprechen sogar von einem Mega-Mythos, weil alles um Andreas Hofer herum so gewaltig und großartig ist.

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Kunst besteht manchmal darin, mit frei gewählten Spielregeln einen chaotisch aufgebauten Alltag mit Eleganz in die Schranken zu weisen.

Thomas Schafferer versucht, dem unbarmherzigen Abfluss von kleinsten Alltagspartikeln mit einem Alltagebuch in Form eines Gedicht-Bild-Bandes zu begegnen. Dabei wird die Darstellungsmethode genauestens aufgezeichnet.