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Er heißt Brahms und sie heißt Koller, zusammen ergeben sie Brahmskoller, eine Geschichte in ein Wort verschweißt.

Markus Köhle erzählt in den vollen Bässen einer herkömmlichen Erzählhaltung und gleichzeitig in den Übertönen des Experiments. In der Praxis schaut das dann so aus, dass sich in der Grundgeschichte das Abenteuerliche, Gewöhnliche und überirdisch Triviale abspielt, und immer wieder fallen diese Textvorhänge ein und verschleiern das bisher Erzählte durch ein grell-geiles Muster einer Fundamentalimprovisation.

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Krimis sollte man am Abend lesen, Lyrik am Morgen. Eine kleine Restwahrheit ist dran an dieser Leseempfehlung, schließlich gibt es für manche Tage nichts Aufbauenderes, als am Morgen ein paar Gedichte zu lesen.

Lisa Mayer hat in ihrem jüngsten Gedichtband sogar ein lyrisches Morgenentree geschaffen, worin helle, ermunternde Texte den Leser zu Optimismus einladen. Die Sonne beugt sich quasi vom Balkon ihres eigenen Firmamentes, bürstet das erste Licht des Tages, das Ich betritt den Tag durch eine Apfeltür, jemand pflückt gut gesonnen einen Fächer aus Vogelstimmen und die Welt liegt da in stiller Umarmung.

Buch-CoverDie Litaraturgeschichte ist ja in der Hauptsache auch eine besondere Form der Literatur, die eine Hälfte wird als historisch relevant eingestuft und zu einem Kanon ausgebaut, die andere Hälfte gilt als unwahrscheinlich und wird aus der offiziösen Geschichtsschreibung herausgefiltert.

Wesentliche Bausteine dieser Literaturgeschichten sind Biographien von Autoren, die mehr oder weniger skurrile Lebensläufe beisteuern, dabei reicht die Schicksalspalette vom Geniekult über das soziale Außenseitertum bis hin zum standardisierten Krankheitsbild. Das Schlimmste, was ein Autor machen kann, ist ein unauffälliges Leben zu führen, denn dann fällt er mit Garantie aus der Geschichtsschreibung.

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Ah, das tut gut, satt und fett und voller Stoff liegt der „Alpenreader“ in der Hand, es geht um nichts Geringeres als Kultur und Lebenslust, welche seit Jahrhunderten durchs Gebirge ziehen.

Im Wintersemester 2002/03 hat die Geisteswissenschaftliche Fakultät an der Innsbrucker Uni ihr sensibler Inneres nach außen gestülpt und in einer Ringvorlesung die wichtigsten Ergebnisse jahrelanger Forschung vorgestellt.

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Pure Lyrik ist rar, offensichtlich vertraut kein Herausgeber der bloßen Lyrik, weshalb ein echter Lyrikband in unseren Breitengraden fast immer mit Vorwörtern anfängt.

Marie Luise Habicher muss gleich in zwei Vorwörter beißen, ehe sie loslegen kann. Einmal erklärt Gerald Kurdoglu Nitsche, dass Vielsprachigkeit eine tolle Sache ist, und wenn es doch einsprachig zugeht, dann sollte es wenigstens vom Rand stammen:

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Wenn einer der innigsten zeitgenössischen Lyriker plötzlich im Titel zweimal die heilige Prosa anruft, ist selbstverständlich Poesie angesagt, zumal die von den Anrufungen eingekreiste Proserpina in fernen Lesebüchern als die Göttin der Fruchtbarkeit und der Unterwelt gilt.

Oswald Eggers Prosa-Poesie besteht beinahe durchgehend aus zwei Textbändern, die als zwei Kosmosse durch den Band gerollt sind. Generell haben diese beiden Welten genauso viel mit einander zu tun, wie in der Mythologie rund um den Achill das Ich mit dem Alles.

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Literatur ist an manchen Tagen nichts anderes als Stoff, den es als Schnäppchen aus den Regalen auszulösen gilt.

Einmal ehrlich, wann kriegt man schon drei frische Romane in eine einzige Hand? Und noch dazu Romane, die abgeschlossen sind?

Buch-CoverDie kürzesten Wörter lösen oft die größten Geschichten aus. In diesem kleinen "LOS? ist alles drin: Schicksal, Befehl, Abzählreim, Tombola oder schlicht - was ist los?

Klaus Merz hat die Erzählung dann noch kürzer und straffer gehalten, als es dieses kleine Wort ohnehin suggeriert. Im klassischen Duktus einer Grenzgeschichte bricht Mister Thaler zu einer Bergtour auf, stürzt ab und ist sein Leben los. Von hinten her, als Thaler schon verschollen und gestorben ist, rollt sich sein Leben in flockig leichten aber spitzkantigen Sätzen auf.

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Ein guter Krimi erzählt immer beides, die Aufregung, die den Alltag unterbricht, und den Alltag, der geradezu um eine Aufregung bettelt.

In Lina Hofstädters Kriminalroman gibt es vordergründig nur paradiesische Zeiten, der erste Abschnitt spielt in den Weihnachtsferien, der zweite in den Semesterferien. Und auch sonst liest sich der erste Teil wie ein Zitat aus spannenden Jugendbüchern nach dem Konzept Fünf Freunde und die Dorfidylle.

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Eine berüchtigte Prüfungsfrage in biologischen Muskelszenarien lautet: Längs-oder quergestreift?

Wollte man dieses Unterscheidungsmerkmal für die Lyrik anwenden, so handelt es sich bei Annemarie Regensburgers Wellenspiel eindeutig um längsgestreifte Gedichte.