jonathan aldred, der korrumpierte mensch„Im Laufe der vergangenen etwa 50 Jahre haben »neue« Ideen, wie wir uns verhalten sollten, unser Denken korrumpiert. Inzwischen sehen wir Schwarz als Weiß an, Schlechtes als Gutes: Es ist moralisch unmoralisch zu sein. Dieser Wandel hat enorme Auswirkungen, wurde jedoch durch viele kleine, kaum erkennbare Schritte erreicht.“ (S. 9)

Jonathan Aldred taucht tief in die Geschichte der Wirtschaftswissenschaften des 20. Jahrhunderts ein um aufzuzeigen, wie das wirtschaftliche Denken und die Idee von freien Märkten, die alle Bereiche unseres Lebens regulieren sollen, zunehmend unser ethisches Verhalten und unseren Alltag beeinflussen.

johannes fried_jesus oder paulus„Wie verlief der Weg von den uneinigen Anfängen zu den verpflichtenden Glaubensbotschaften der kanonischen Evangelien? Wie setzte sich die Erzählung von dem auferstandenen Gottessohn gegen das Wissen der Jünger in Jerusalem vom Überleben Jesu durch? Musste sie nicht die Glaubwürdigkeit der Auferstehungsrede gefährden? Bescherte die Kanonisierung keine Verluste? Eine sachliche Auseinandersetzung auf historischer Grundlage ist zur Klärung derartiger Fragen unerlässlich und dringend erforderlich.“ (S. 7 f)

Johannes Fried verfolgt die in seinem Buch „Kein Tod auf Golgatha“ vertretene provokante These weiter, die besagt, dass Jesus die Kreuzigung überlebt hat. Dabei geht er der Frage nach, wie sich die Auseinandersetzung zwischen den widersprüchlichen Botschaften von der Grabflucht einerseits und der verkündeten Auferstehung von den Toten andererseits in den Anfängen des Christentums verlaufen ist.

alfred paul schmidt, die logik der schattenDer Aphorismus ist ein Brühwürfel, der eine würzige Argumentationskette auslöst, wenn man ihn ins Gespräch wirft.

Alfred Paul Schmidt blickt auf ein reiches Schriftstellerisches Leben zurück, dabei kristallisieren oft ganze Bücher und Schriftsätze zu Aphorismen aus. Außerdem hat der Autor eine Zeitlang wöchentlich einen Aphorismus für eine Zeitung geschrieben. Das Brüh-Verfahren dafür ist originell, jeden Tag entsteht ein guter Spruch, und am Wochenende setzt der Redakteur einen davon in die Zeitung. So entstehen über-konzentrierte Textzeilen, die wahrlich aus dem Alltagsgeschehen ausbrechen und das Zeug für die Zeitlosigkeit haben.

agnes heller, was ist komisch?„Dieses Buch sollte als Versuch gelesen werden, über das Phänomen des Komischen im Allgemeinen philosophisch nachzudenken. Soviel ich weiß, ist dies der erste Versuch, dies zu tun. […] Mein Buch soll keine Zusammenfassung sein, sondern eine Ouvertüre. Es ist nicht provokant, auch wenn Form und Inhalt vielleicht stellenweise provokant wirken. Ich hoffe, es wird angefochten, zurückgewiesen oder lächerlich gemacht. Nur dann kann ich von einem Erfolg ausgehen.“ (S. 9)

Ágnes Heller stellt ihr Nachdenken über die Komödie in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen und bezieht sich dazu auf Romane, Komödien, Gemälde oder Filme, die sie selbst gelesen oder gesehen hat. Unabhängig von Sekundärliteratur versucht sie dazu ihr eigenes Verständnis der jeweiligen Kunstwerke darzulegen und „über komische Phänomene nachdenken und nicht bloß Informationen darüber sammeln“ (S. 9).

michael dyson u.a., political_correctness„Politische Korrektheit geht von der Prämisse aus, dass Ungleichheiten, die lange Zeit als natürlich gegolten hatten, so wie Geschlechter- oder Rasseungleichheiten, dem Auge des Betrachters deshalb weitgehend entzogen waren, weil diese Ungleichheiten der Weltsicht und den Interessen von Weißen, Christen und Männern dienten. Diese Ungleichheiten haben tiefe Wurzeln in die Sprache geschlagen …“ (S. 19)

Das Streitgespräch zum Thema „Political Correctness“ fand 2018 im Rahme der Munk-Debatten statt, die sich in Kanada zu einem wichtigen politischen Ereignis der öffentlichen Diskussion entwickelt haben. Dabei werden vor einem Live-Publikum Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer zur Debatte eingeladen, die auch in nationalen und internationalen Medien übertragen werden.

christoph türcke_lehrerdämmerung.jpg„Gelernt wird heute eigenständig, beweglich, kreativ, weder Lehrern zuliebe noch nach Schablonen oder im Gleichschritt. So etwa klingt das Lied der «neuen Lernkultur». Ein vielstimmig gemischter Chor von Bildungsexperten singt es seit einigen Jahren mit wachsender Lautstärke.“ (S. 7)

Christoph Türcke setzt sich kritisch mit der gegenwärtigen Lernkultur an Schulen auseinander, in denen Lehrer zunehmend als Lernbegleiter verstanden werden und Lerninhalte an Kompetenzen und den neuesten Erkenntnissen der Hirnforschung und Entwicklungspsychologie ausgerichtet werden. Dabei geht die ursprüngliche Aufgabe von Lehrerinnen und Lehrern verloren: „Kindern Sachverhalte so zu vertiefen, dass sie ihnen zu eigen, vertraut, lieb und wert werden.“ (S. 18)

üer molander, condorcets irrtum„Die Hypothese von Condorcet, dem dieses Buch gewidmet ist, war, dass die Ideale der Aufklärung sich mehr oder minder automatisch verwirklichen würden, wenn die Bevölkerung erst einmal das Joch des Ancien Régime abgeschüttelt hätte. Zweihundert Jahre später müssen wir feststellen, dass diese Hypthoese allzu optimistisch war.“ (S. 9)

In der Auseinandersetzung mit dem französischen Philosophen der Aufklärung und Mitglied der Nationalversammlung während der französischen Revolution kritisiert Molander den zunehmenden demokratischen Verfall, durch die immer enger werdende Verflechtung zwischen Staat und wirtschaftlichen Interessen in der Gegenwart.

john barton, die geschichte bibel„In diesem Buch erzähle ich die Geschichte der Bibel von ihren ersten Anfängen in Volkssagen und Mythen bis zu ihrer Rezeption und Auslegung heute. Ich beschreibe die Entstehung, Weitergabe und Verbreitung der Bibel und zeige, wie sie in der Antike bis zur Gegenwart gelesen und genutzt wurde und wird, sowohl in ihren Ursprungssprachen wie auch in Übersetzungen.“ (S. 15)

Beginnend mit der Umwelt der ältesten Teile des Alten Testaments im 9. und 8. Jahrhundert wird erzählt, wie die Hebräische Bibel nach und nach die uns bekannte Form angenommen hat. Mit dem aufkommenden Christentum erfährt das Alte Testament einen neuen Blickwinkel der Betrachtung, nämlich als Vorspiel für das Neue Testament, das nach an den Glaubensinhalten des Christentums interpretiert wird. Die Sichtweisen auf das Alte und Neue Testament werden von Juden und Christen im Laufe der Geschichte immer wieder den sich ändernden Ideen und Vorstellungen angepasst.

elisabeth lexer, maiandachtMaiandacht ist ein religiöses Zeremoniell, das in der öffentlichen Lesart gerade noch als Volksbrauch oder Meditationsübung durchgeht, in entlegenen Landesteilen aber vollends ins Archaisch-Mythische hineingreift. So ist der echte Maiandachtskult für den Tourismus noch immer tabu, wer ihn erkunden will, muss entweder Betroffener oder Forensiker sein.

Elisabeth Lexer und Robert Boulanger haben die Form des Kriminalromans gewählt, weil man sich dadurch landläufig etwas vorstellen kann und weil erzähltechnisch gesehen so die diversen Geheimnisse geknackt werden können, indem einfach ein Chefinspektor über die Sache drüberscannt. In der Tiefenstruktur ist der Roman durchaus ein Stück Ethnographie, Psychologie und Dialektologie. In einem Glossar werden nämliche die einzelnen Fügungen nicht nur in eine Allgemeinsprache transferiert, ihre Auswahl und ihr semantisches Selbstbewusstsein deuten darauf hin, dass diese Begriffe auch den Sinn des Lebens in einem gewissen Landstrich ausmachen. Diese regionale Feldforschung ist gewissermaßen die Antwort auf die Globalisierung, der Kosmos ist nämlich ein Wallfahrtsort mit aufgesetztem Wellnessbereich.

hanspeter demetz, südtirolerisch gsaggIn einem Innsbrucker Taxi-Führer steht unter der Fügung „Südtiroler“, dass es sich dabei um jemanden handelt, der kein Trinkgeld gibt. Aus Gründen der Gerechtigkeit ist es also gut zu wissen, wie diese Knauser ticken und was sie so über sich und die Welt aus dem Mund herauslassen. Eine gute Quelle für diese Hardcore-Sprache ist der ultimative Sprachführer.

Hanspeter Demetz stellt für sein „Südtirolerisch gsagg“ ein paar brachiale Spielregeln auf. Das Südtirolerische ist nicht zu verwechseln mit Dialekten, wie sie oft punktgenau in diversen Talschaften gesprochen werden, und wodurch man oft jemanden in einem Dorf verorten kann, ohne dass er den Ausweis gezeigt hätte.