Buch-CoverBestseller aus vergangenen Zeiten vermitteln bei der aktuellen Lektüre dieses spannende Knacksen, wenn die Patina durch heftigen Lichteinfall aus der Gegenwart aufspringt. Heinrich Kliers Bestseller aus dem Jahre 1964 liest sich nach vierzig Jahren wie eine Gebrauchsanweisung zur Eroberung der Alpen.

In der Hülle dieser Eroberungsgeschichte stecken kaum getarnt ein Gebirgs-, Abenteurer- Indio-, Liebes- und Schürfroman. So gut wie alles, was die damalige Fiktionslehre herzugeben vermochte, ist in diesem „Silber für die braune Göttin“ eingeschmolzen.

Buch-CoverEin Gedichtband wie geschaffen für das Internet. Da wechselt das lyrische Ich wie ein Surfer in den Wellen des Internets von einem Thema und von einem Ort zum nächsten, um schließlich ganz unverhofft mit neuer Maske wieder zurück zu kehren. Da heißt es anschnallen und festhalten.

Allen LeserInnen die es genau wissen wollen erhalten in einem Notglossar eine ultimative Verständnishilfe für die wichtigsten lyrischen Begriffe: ?Afterschock, das Nachbeben das naturgemäß mehr Entsetzen auslöst als das Erstbeben, zwar ist der Innovationswert geringer, dafür aber der Schock umso größer.? oder ?Lyrisches Ich: Entsteht bei der germanistischen Spaltung eines Schizoids, flüchtet oft in ein Gedicht und benimmt sich darin unberechenbar.?

Buch-Cover„Kurze Schnitte“ sind eher eine Erzählmethode als ein Buchtitel, man denkt sofort an Robert Altmanns „short cuts“, welche in der Filmkultur für Aufsehen sorgen, oder aber an die letzten Erzählungen Raymond Carvers, die 2002 auf deutsch ebenfalls mit dem Titel „Kurze Schnitte“ erschienen sind.

C. H. Huber hat in ihren 29 Anschnitten durchaus die ursprüngliche Bedeutung von „sort cut“ im Auge, nämlich ein Ziel ohne Umwege stracks zu erreichen. So mündet ein unauffälliger Liebesschub, der als zärtliche Hand im Schneckentempo auf die Protagonistin zu kriecht, mit einem lustpragmatischen Sturz auf die Couch.

pokos_skitourenbuch.jpgDramatisch schön ist aber auch das Vokabular, das Tourengehern zur Verfügung steht, wenn auf einen gelungenen Aufstieg ein geglückter Abschwung erfolgt ist.

In diesem Skitouren Handbuch geht es auch um das Ansinnen, mit der passenden Sprache jene gigantischen Selbstabenteur in den Mundgriff zu kriegen, mit der man am Montag von der Tour des Wochenendes erzählt und schon wieder die nächste plant.

Buch-CoverKalendergeschichten sind verlässlich, weil sie in prägnanter Form wieder kommen wie die Jahreszeiten, und sie sind aufregend wie die Monate, in denen sie geschehen.

Otto Licha hat quer über das ganze Jahr Geschichten ausfindig gemacht, in welchen sogenannte Zuagroaste einen Durchbruch oder Niederschlag in der neuen Umgebung erleben.

streng_wilde.jpgSchön eingefärbt in den Saisonfarben ist in Tirol tatsächlich ständig etwas los. Dabei gehen fast alle Bräuche auf das Treiben der Kirche im Jahreskreis zurück, die gottlosen heidnischen Sachen sind von der Kirche bravourös ausgerottet worden, und den Rest hat der Josephinismus besorgt.

Dennoch sind urigste Inszenierungen übrig geblieben und werden teils zur höheren Ehre Gottes, teils für den Tourismus und manchmal auch aus purer Gaudi aufgeführt. Blochziehen, Scheibenschlagen, Grasausläuten, Aperschnalzen, Landesprozession und Almabtrieb - die Bräuche sind immer gleich organisiert. Zu einem fixen Datum dürfen manche etwas vorführen, andere müssen zuschauen.

schaber_im_stein.jpgZu Beginn steht so etwas wie die Schöpfungsgeschichte der Alpen, sie sind tatsächlich steinalt und Zeit spielt bei ihnen keine Rolle. "Dein Jahrhundert ist meine Sekunde" (11) heißt es ehrfurchtsvoll bei Cees Nooteboom, der vor einer Felswand in die Knie geht.

Gletscher und Erdpyramiden haben gemeinsam, dass sie zwar wie ewig ausschauen, in Wirklichkeit aber höchst fragile und komplexe Gebilde sind. Für die Schicht von einem Zentimeter Eis braucht es übrigens 80 cm Neuschnee.

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Wer glaubt in diesem Buch allgemein bekanntes Tiroler Brauchtum zu finden, hat Recht und täuscht sich trotzdem. Auch wenn die meisten die verschiedenen Feiertage und die damit verbundenen Bräuche kennen, tappen viele bei der Frage nach deren Herkunft und Bedeutung bereits im Dunkeln.

Die Leser treten gleich zu Beginn eine überaus spannende und aufregende Reise durch den Tiroler Raum und die Tiroler Jahreszeit an. Petra Streng und Gunter Bakay arbeiten sich bei ihrer Präsentation und Analyse des Tiroler Brauchtums mit Akribie durch den Jahreskalender und gleich zu Beginn, am Neujahrstag, erleben die Leser ihre erste Überraschung. Dass nämlich das neue Jahr am 1. Jänner beginnt, wird als verhältnismäßig junge Erscheinung entlarvt. Der ursprüngliche Jahresbeginn Ursprünglich war der Dreikönigstag am 6. Jänner.

Buch-CoverManifesto vigilancia kann man vielleicht als lyrisches Überwachungsprotokoll übersetzen. Wolfgang Brunners Gedichte sind nämlich vom Schriftbild her gesehen als Protokoll angefertigt, das ein rasch tippender Polizist nach einem Ereignis in Echtzeit zu bewältigen versucht. Die Szenerie ist oft recht unaufällig, aber eine Kleinigkeit ist dann unsachgemäß installiert und evoziert ein Gedicht.

Raucher stehen bei schrecklichen Minusgraden am Balkon und fühlen sich berauscht, aber sie überschätzen die Lage und kennen sich plötzlich nicht mehr aus. Eine Bar zum Liebhaben wird eingerichtet und schon zeiht sich eine Bratenspur aus Altöl bis hinauf zur Staumauer, dahinter hat sich das Brennnesselland versteckt.

heisl_wohin.jpgHeinz D. Heisls Eisenbahngeschichten handeln meist von einem Ich, das zwischen Zürich und Innsbruck unterwegs ist. Aber dem Erzähler gehen schon manchmal auch die Garnituren durch, die dann in ihren Sitzfahrplänen von weit entfernten Städten berichten und das Herz quer durch Europa flitzen lassen.

Auf den ersten Blick sind die Schaffner so genannte Zugbegleiter, aber wenn sie reden, outen sie sich als geheime Kafka-Experten oder als Philosophen grotesker Erscheinungen. Und auch der Erzähler neigt zum Obskuren und geht sich zwischendurch selber auf dem Leim.