Harald Hofer, Die Tränen Gottes

Buch-Cover

In der Literatur wird üblicherweise das höchst Wahrscheinliche durch diverse Formen der Erzähltechnik fiktional wahrscheinlich gemacht, bei der Fiktion handelt es sich um eine heftige Form der Realität.

Im Fantasy-Roman wird die Logik gezielt verlassen und dafür etwas Transzendentes, Mythisches oder einfach Skurril-Unerklärliches gesetzt. Den Umgang mit Fantasy muss man wahrscheinlich durch Übung lernen, wenn man nämlich mit dem normalen literarischen Verständnis in die Fantasy einsteigt, kracht es ordentlich im Gebälk des Verständnisses.

Harald Hofer hat eine Serie über die Tränen Gottes gestartet, deren erster Teil den Erdwandlern gewidmet ist.

Nach einem Attentat auf eine U-Bahn-Station ist nichts mehr so, wie es früher war. Zwar nimmt der Sonderermittler Eric allerhand Spuren auf, aber die Recherchen verlaufen wie in einer anderen Welt. Plötzlich tauchen Videos auf, auf denen seltsame Gestalten zu sehen sind, manche Personen haben Löcher statt Augen, andere wieder Flecken statt der Gesichter.

Der Zweck des Attentates sowie die Urheber bleiben im Dunkeln, dafür verändern sich in der Umgebung des Sonderermittlers alle Personen. Der Sohn hat plötzlich Visionen, der Arbeitskollege mutiert zu einem Überirdischen und immer wieder treten schwarz gekleidete Friedhofstypen aus dem Nichts und legen eine mysteriöse Spur.

Manche bringen sich um, als sie gerade etwas ausspucken wollen, andere geben sich als Delegierte des Vatikans oder archäologische Traumgräber aus.

Es gibt keinen einheitlichen Namen für uns, jede Zivilisation nennt uns anders. Ich habe dir vom Gleichgewicht des Glaubens erzählt. Wir können in eure Seelen sehen. (177)

Irgendwie geht es um Weltverschwörung, um eine Religion ohne Inhalt, um die außerirdische Substanz zwischen Gut und Böse. Zwar wechseln die Personen oft die Farbe und offensichtlich auch ihre Identität, aber letztlich sind sie metaphysisch zusammengeleimte Versatzstücke aus einer paranormalen Erscheinung.

Der Ermittler Eric macht allerhand Erkenntnisschübe durch, ehe er sich als Erdenwandler fühlt, der irgendwie die Tränen Gottes durchs Universum trägt.

Im Sinne eines Fantasy-Puzzles ist der Roman offensichtlich handwerklich einwandfrei erzählt, der Wechsel zwischen überirdisch und irdisch funktioniert auf jeder Seite. Da es letztlich nur um den Gebrauch möglichst mehrdeutiger Wörter geht, wimmelt es von Religion, Gut und Böse, was immer das auch heißen mag.

Wer als Leser nicht Fantasy-tauglich ist, kann sich immer noch mit einer handfesten Eselsbrücke helfen. Vielleicht ist das Böse der Kapitalismus, du gibst jemandem die Hand und er hat keine Augen, du fühlst dich schlecht, weil du kein Geld hast, du kannst dir den Anschlag des Kapitals auf deine Seele nicht erklären. - Vielleicht erklärt dieser Roman das Unerklärliche.

Harald Hofer, Die Tränen Gottes - Die Erdwandler. Roman.
Bremervörde: Tordenfjord 2010. 273 Seiten. EUR 14,80. ISBN 978-3-939948-31-5.

 

Helmuth Schönauer, 25-01-2011

Bibliographie

AutorIn

Harald Hofer

Buchtitel

Die Tränen Gottes

Erscheinungsort

Bremervörde

Erscheinungsjahr

2010

Verlag

Tordenfjord

Seitenzahl

273

Preis in EUR

14,80

ISBN

978-3-939948-31-5

Kurzbiographie AutorIn

Harald Hofer, geb. 1962 in Kufstein, lebt in Innsbruck.