Annegert Fuchshuber, Lotte ist lieb

Buch-Cover

"Hohl ist der Boden unter den Tyrannen; die Tage ihrer Herrschaft sind gezählt, und bald ist ihre Spur nicht mehr zu finden", heißt es in Friedrich Schillers Wilhelm Tell aus dem Jahr 1804.

Unterdrückung findet aber nicht nur in der großen Welt der Politik statt, sondern auch ganz im Kleinen und bei den ganz Kleinen. Angebert Fuchshuber hat sich dem Thema Unterdrückung der Schwachen durch die Starken angenommen und daraus ein liebevoll gestaltetes Bilderbuch gemacht.

Die kleine Lotte ist eine zierliche, liebe Haubenmeise, die eines Tages eine schön funkelnde Glasscherbe entdeckt. Voller Freude nimmt sie ihren Glasschatz mit, bis Hamfrie der Rabe des Weges kommt und ihr die Glasscherbe wegnimmt.

"Gib das her", sagte er. "Nein", sagte Lotte. "Es gehört mir. Ich habe es gefunden." "Du musst es mir aber geben", sagte Hamfrie, "und zwar sofort." "Muss ich nicht", sagte Lotte. "Musst du doch", sagte Hamfrie. "Ich bin dein großer Bruder und du musst tun, was ich sage."

Lotte ist traurig, weil Hamfrie immer so gemein zu ihr ist, sie fürchtet sich aber auch davor, von der alten Eule Olla ausgefragt zu werden. Obwohl sie Olla eigentlich gerne mag, traut sie sich nichts von Hamfries Gemeinheiten zu erzählen, denn: "Wenn sie ihn verpetzt, kann sie was erleben." Und so schluckt Lotte alle Bosheiten Hamfries hinunter, ohne jemandem davon zu erzählen.

Aber auch Hamfrie hat so seine Probleme. Er wird nämlich selbst von den anderen Vögeln gehackt. Der große Hugo hackt Winne, Winne hackt Otto, Otto hackt Paula, Paula hackt Karl und Karl hackt Hamfrie. Dieser lässt seinen Frust am Ende immer an Lotte aus, die niemanden mehr zum Hacken hat.

Eines Tages geht Hamfrie aber zu weit. Er nimmt Lotte ihre Haube, was für eine Haubenmeise so ziemlich das Schlimmste ist und auch vor Olla der Eule nicht mehr verborgen bleiben kann. Obwohl Lotte auch weiterhin nicht petzen will, hat Olla eine Idee:

"Petzen ist ja so was gemein! Würde ich nie machen. Aber mit einer Freundin kann man alles besprechen. Weil die nichts weitersagt. Mit einer Freundin kannst du jedes Geheimnis teilen. Und jeden Kummer. Dann tut"s gleich nicht mehr so weh."

Und nachdem Lotte und Olla Freundinnen geworden sind, beginnen sich die Dinge für Lotte auf wundersame Weise zum Guten zu wenden.

Annegert Fuchshuber erzählt eine wunderbare Geschichte über Angst und Unterdrückung, die Schwierigkeit sich helfen zu lassen, aber auch wie wichtig es ist, anderen seine Sorgen mitzuteilen und nicht so lange für sich zu behalten, bis sie immer übermächtiger werden. Fuchshuber gelingt es mit ganz einfachen Worten und schön gestalteten Illustrationen Kindern zu zeigen, dass es einerseits zwar Mut braucht sich helfen zu lassen, dass es andererseits aber sehr befreit. Ein wunderschönes und pädagogisch sehr wertvolles Bilderbuch, wie geschaffen zum gemeinsamen Lesen.

Annegert Fuchshuber, Lotte ist lieb ... aber Hamfri! Durchg. ill., ab 5 Jahren
Wien: Annette-Betz-Verlag 2011, 32 Seiten, 20,50 EUR, ISBN: 978-3-219-11497-3

 

Weiterführende Links:
Annette Betz-Verlag: Annegert Fuchshuber, Lotte ist lieb
Wikipedia: Annegert Fuchshuber

 

Andreas Markt-Huter, 20-10-2011

 

 

Bibliographie

AutorIn

Annegert Fuchshuber

Buchtitel

Lotte ist lieb ... aber Hamfri!

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2011

Verlag

Annette-Betz-Verlag

Illustration

Annegert Fuchshuber

Seitenzahl

32

Preis in EUR

20,50

ISBN

978-3-219-11497-3

Lesealter

Altersangabe Verlag

5

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Annegert Fuchshuber wurde 1940 in Magdeburg geboren. Ausbildung an der Werkkunstschule Augsburg, illustrierte 1968 ihr erstes Buch und erzählte und malte seither Geschichten für Kinder. Annegert Fuchshuber starb am 17. März 1998.