Frida Nilsson, Ich, Dante und die Millionen

Buch-Cover

Es werden 10 Millionen aus einer Bank gestohlen. Dort arbeitet Helge. Er wird zum Bankdirektor befördert und beinahe gleichzeitig verdächtigt, Geld aus der eigenen Bank gestohlen zu haben.

Helge weiß nur noch einen Ausweg und flüchtet. Schließlich landet er auf einer Müllhalde. Zu allem Unglück wurde auch noch sein Deluxe-Direktorenkoffer gestohlen. Auf der Müllkippe trifft er auf eine eigensinnige, schäbig aussehende Ratte mit einer weißen, verfleckten Zipfelmütze. Die Ratte Dante war sehr streitsüchtig. Trotzdem sollte sie Helges bester Freund werden. Bis es so weit ist, erleben die beiden jedoch noch viele, spannende und lustige Abenteuer...

Dante ist eine Ratte eine ganz besonders große, unsympathische Ratte mit haarlosem, vernarbtem Gesicht, schlaffem Bauch, schlangenartigem Schwanz, ungleich langen, zerknickten Schnurrhaaren, drei letzten vergammelten Zähnen und widerlichem Mundgeruch. Dante wohnt auf einer Müllkippe. Dort sammelt er Müll - Gegenstände, die andere weggeworfen haben, die er selbst aber noch brauchen könnte: einen verbogenen Suppenlöffel, eine leere Limonadenflasche oder eine alte Schuhsohle.


Mit solch schmutzigem Müll hat Helge normalerweise nichts zu tun - auch nicht mit unappetitlichen Ratten wie Dante. Helge ist gerade zum Bankdirektor befördert worden und riesig stolz auf seinen neuen Luxus-Lederkoffer mit Griff aus Ebenholz und echt goldenem Zahlenschloss - so einen, wie ihn alle Bankdirektoren haben. Dann gerät Helge in Verdacht, zehn Millionen Kronen aus dem Banksafe geklaut zu haben. Auch wenn er unschuldig ist - er kann den Verdacht nicht entkräften. Und so springt er aus Angst vor der Polizei unbemerkt aus dem Fenster, landet in einer Mülltonne und mit dem Müll auf der Müllkippe - auf Dantes Müllkippe eben.
 

Eigentlich ein geniales Versteck, wenn dort nicht alles so eklig wäre. Trotzdem: Helge muss erstmal bleiben, schließlich wird er von der Polizei gesucht. Und auf der Müllkippe vermutet ihn niemand. Ratte Dante nimmt ihn gnädig in seiner Hütte auf. Aber: Was Dante toll findet, findet Helge eklig. Schon das Essen, das Dante auftischt, kann doch nur Abfall sein? Das Fleisch ist bestimmt vergammelt, der Käse hat doch pelzig-grüne Ränder? Hat Dante denn gar keine Angst, davon krank zu werden?

Ganz oft muss Helge erkennen, dass er im Unrecht ist und viel zu viele Vorurteile hat. Und dass er von dieser räudigen, im Müll lebenden Ratte mit ihrem großen Herz und scharfem Verstand viel lernen kann. Wie der wahre Bankräuber gefunden wird und wie aus Ratte Dante und Bankdirektor Helge zum Schluss doch beste Freunde werden, davon erzählt dieser Krimi. Und die Geschichte hält jede Menge Überraschungen parat: Müllmonster, Kautabakwette, Müllschuhe, einen verkleideten Polizeihund ... Und: Ob Dante am Ende wohl wirklich seine ersehnten Goldzähnchen bekommt? Man wünscht sie ihm, denn so eklig die Ratte auch sein mag - sie wird einem im Verlauf der Geschichte irgendwie immer sympathischer.

Frieda Nielson schreibt sehr lustig und in einer jugendlichen Sprache. Faszinierend ist ihre Beschreibung der schmuddeligen, streitsüchtigen Ratte. Man kann sie sich richtig vorstellen in ihren schmutzigen Kleidern, mit ihrem Stummelzähnchen und ihrem kahlen, langen Rattenschwanz.

Frieda Nielson wählt die Worte so behutsam und doch ehrlich, dass man die kleine Ratte trotz alledem gern haben muss. Besonders beeindruckend ist die Geradlinigkeit und Entschlossenheit, die dieses Tier an den Tag legt. Sie hat ihre Prinzipien und Meinungen und lässt sich nicht davon nicht abbringen.

Die Kapitel sind in einer für Kinder angenehmen Länge geschrieben, sodass sie nach einem Kapitel immer wieder gut eine Lesepause einlegen können. Das Buch ist sehr warmherzig geschrieben und ist sowohl für Erstleser als auch für die ersten Lesejahre geignet. Besonderen Spaß macht den jungen LeserInnen sicherlich, wie doof Helge und dennoch witzig Helge von Frieda Nielson dargestellt wird.

Frieda Nielson entwirft Figuren mit vielen Facetten und doch wirken sie sehr lebensecht. Alltagsgeschehnisse werden zu spannenden Abenteuern und die Seiten bieten ein lockeres leichtes Lesevergnügen. Trotzdem bietet die Erzählung Freiräume für tiefere, ergreifende Gefühle für die Entstehung von Freundschaft und was wirklich wichtig ist.

Das Cover ist schlicht gehalten und dennoch spricht einen das in Schattengestalt mystisch wirkende Rattentier in der Bildmitte in einer Weise an, dass man doch das Geheimnis hinter diesem Wesen lüften möchte.

Durch einfache geradlinige Karikaturen lässt Ulf K. liebenswerten Wesen lebendig werden. Ulf K. ist freiberuflicher Comiczeichner und Illustrator für Presse und Werbung. In letzter Zeit widmete er sich besonders der Kinderliteratur. Er bezeichnet seinen Stil zwischen klassisch und modern. 2004 wurde er als bester deutschsprachiger Comiczeichner mit dem Max-und-Moritz-Preis ausgezeichnet.

Frida Nilsson, Ich, Dante und die Millionen. Übers. v. Friederike Buchinger, ill. v. K. Ulf, ab 10 Jahren
Hildesheim: Gerstenberg-Verlag 2009, 144 Seiten,  12,90 EUR, ISBN 978-3-8369-5268-2

 

Weiterführende Links:
Gerstenberg Verlag: Frida Nilsson, Ich, Dante und die Millionen

 

Claudia Mauracher, 27-12-2009

Bibliographie

AutorIn

Frida Nilsson

Buchtitel

Ich, Dante und die Millionen

Originaltitel

Jag, Dante och miljonerna

Erscheinungsort

Hildesheim

Erscheinungsjahr

2009

Verlag

Gerstenberg-Verlag

Illustration

Ulf K.

Übersetzung

Friederike Buchinger

Seitenzahl

144

Preis in EUR

12,90

ISBN

978-3-8369-5268-2

Lesealter

Altersangabe Verlag

10

Kurzbiographie AutorIn

Frida Nilsson, geb. 1979, schreibt seit 2004 äußerst erfolgreich für Kinder und ist 2006 für den Augustpreis nominiert worden. In Schweden wird sie von der Presse gerne mit Roald Dahl verglichen, der einer ihrer Lieblingsautoren ist.<br /> Ulf K., geb. 1969., lebt mit seiner Familie in Düsseldorf. Er zeichnet Comics, illustriert Kinderbücher und ist für Zeitschriften und Werbung tätig.