Goodman, Alison: Eona - Drachentochter

Buch-Cover

Drachen lenken seit Urzeiten die Geschicke der Menschheit und nur ganz wenige Menschen können Kontakt zu ihnen aufnehmen. Wird Eona, das behinderte Mädchen, auserwählt? Kann sie ihr Geheimnis verbergen und die Macht der Drachen zum Nutzen der Menschen einsetzen? Ist sie stark genug für diese Prüfung?

Eonas Geschichte beginnt damit, dass sie von großen Sorgen geplagt wird, da sie befürchtet, in Kürze zu versagen. Sie steht nämlich - mit einer Schar weiterer Anwärter - kurz vor einer entscheidenden Prüfung: Eona bereitet sich für die Aufnahme als Lehrling des Drachenauges vor.

Was es mit den Drachenaugen auf sich hat, wird gleich zu Beginn des Buches erklärt und wird hier in aller Kürze wiedergegeben. Zwölf Drachen bestimmen des Schicksal der Menschen, die an sie glauben, sie verfügen über gewaltige, magische Kräfte, mit denen unter anderem Umweltkatastrophen wie der Monsun, der die Ernte gefährdet, verhindert werden können.

Die Verbindung zu den Menschen erfolgt über zwölf so genannte Drachenaugen, wobei es sich um Auserwählte handelt, die für diese Verbindung aber einen Teil ihrer Lebensenergie an die Drachen abgeben müssen. Jedes Drachenauge verfügt über einen Lehrling, der vom jeweiligen Drachen des Jahres erkoren wird und nach Ablauf von 12 Jahren in die höhere Position nachrückt. In diesem Jahr ist es an der Reihe des Rattendrachen, sich einen neuen Verbündeten zu suchen.

Eona muss nun, so wie alle anderen Anwärter auf dieses hohe und durchaus lukrative Amt, eine Reihe von Schwertübungen vorführen können, welche Teil der offiziellen Erwählungszeremonie sind. Doch Eona ist mehrfach gehandikapt und ihre Chancen sind äußerst gering. Auf Grund eines Unfalles ist ihre Hüfte gebrochen, sie hinkt und ist ständig von starken Schmerzen geplagt, was natürlich beim harten Training besonders unvorteilhaft ist.

Viel später entdeckt Eona, dass ihr zwischenzeitlich verstorbener Meister diesen "Unfall" angeordnet hat, um sie in den Status einer Unberührbaren zu überführen und sie so vor zu großer Nähe mit anderen Menschen zu "schützen". In der Gesellschaft, in der Eona erwachsen wird, sind Behinderte ein Omen des Bösen. Ständig begegnet sie schiefen Blicken und bemerkt, dass die Menschen Zeichen zur Abwehr des Übels machen.

Ihr größter Makel ist jedoch ihr Geschlecht. Schon früh hat ihr Meister, der sie als Unfreie im Kindesalter aufgenommen und ausgebildet hat, sie gelehrt, als Junge zu leben. Eona nennt sich daher Eon und versucht vor aller Welt die Zeichen der aufkeimenden Pubertät zu verstecken. Lange übt sie, wie ein Mann zu gehen, zu sprechen, zu handeln, denn für Frauen ist in der Welt der Drachenmagie kein Platz, da ihnen die Männergesellschaft keine Charakterstärke zuerkennt, die für den Dialog mit den mächtigen Drachen nötig ist.

Eona hat also nicht nur ein großes Geheimnis zu wahren - bei der Entdeckung ihres wahren Geschlechtes wäre ihr die Todesstrafe gewiss - sie kämpft auch gegen Missgunst und Abscheu an allen Fronten.

Am Tag der Zeremonie geschieht aber das Unglaubliche: Während ihr Kamerad Dillon vom Rattendrachen erwählt wird, nimmt sie Verbindung zum mächtigsten und lange verschwunden geglaubten Drachen der Spiegel auf. So wird ihr Leben vollständig auf den Kopf gestellt. Früher hat sie im Haus ihres Meisters ihr Dasein gefristet, nun wird aus dem vermeintlichen Eon ein Lord, der seine Gemächer im Palast des Kaisers einnehmen kann.

Die nächsten Schwierigkeiten lassen aber nicht lange auf sich warten. Lord Ido, ein mächtiges und brutales Drachenauge, strebt die absolute Macht an, will alle Drachenaugen töten und den Kaiser stürzen. Eona, die Verbindung zum mächtigsten aller Drachen hat, ist somit seine größte Widersacherin. Sie ist jedoch nicht völlig allein, zu ihren treuen Verbündeten zählen ihr Meister, der Thronfolger, eine Hofdame und deren Diener - bis auf den Prinzen allesamt Figuren, die eher am Rande der Gesellschaft leben.

Eona schafft es jedoch nicht, mit ihrem Drachen in Kontakt zu treten. Daher versucht sie, mit Hilfe von Drogen ihre weibliche Energie zu unterdrücken, da sie glaubt, so eher an ihren Drachen heranzukommen. Nach langen Irrwegen tritt jedoch das Überraschende zutage: Ihr Drache weiblich und durch die Unterdrückung Eonas weiblicher Energie hat sie sich unwissentlich immer noch weiter von ihm entfernt. Eine Schlüsselszene des Buches ist Eonas Preisgabe ihrer wahren Identität, da nur so ein glückliches Ende möglich ist. In spannend geschriebenen Kampfszenen ist die Heldin schließlich in der Lage, mit Hilfe ihrer Getreuen schließlich alles zum Guten zu wenden.

Dieses Buch ist in früheren Zeiten angesiedelt und die Kultur der chinesischen sehr ähnlich, beides wird jedoch nie konkretisiert. Die Autorin meldet sich sogar am Ende des Buches zu Wort, um die Fiktionalität der Geschichte zu unterstreichen, wobei China und Japan namentlich genannt und ausgeschlossen werden.

Die Geschichte wird aus der Sicht einer weiblichen Heldin erzählt und die Weiblichkeit an sich ist ein zentrales Thema des Buches. Von der Unterdrückung und Abwertung des Femininen führt der Handlungsbogen schließlich zum vollständigen Frausein als Schlüssel zur Macht.
Eona ist eine Heldin, die große Enttäuschungen und Qualen auf sich nimmt, jedoch nicht wie eine übersteigerte Superheldin, sondern eher wie ein reales Mädchen, das die Zähne zusammenbeißt und oft auch Opfer der äußeren Zwänge ist.

Die Sprache des Buches ist gekennzeichnet von großer Bildhaftigkeit und detaillierten, ausladenden Beschreibungen. Viel Raum wird auch der Beschreibung von Metaphysischem gegeben, was dem einen oder anderen Leser anfangs eher befremdlich erscheinen könnte.
Fantasybücher mit mehr als 500 Seiten Umfang sind sicher nicht jedermanns Sache und sprechen wohl eher eine spezielle jugendliche Leserschaft an. Ich denke, dass vor allem Mädchen mit dem Hang zu "dicken Wälzern" und fantasievollem Lesestoff ihre Freude daran haben werden. Wer in seinem Bücherregal jedoch die "Fantasy"-Sparte aufstocken möchte, kann getrost zu diesem Buch greifen, da es meiner Meinung nach die Ansprüche der Zielgruppe mehr als erfüllt.

Alison Goodman, Eona - Drachentochter. Übers. Andreas Heckmann, ab 12 Jahren
München: cbj-Verlag 2010, 512 Seiten, 19,50 EUR, ISBN: 978-3-570-13565-5
 

Weiterführende Links:
cbj-Verlag: Alison Goodman, Eona - Drachentochter
Wikipedia: Alison Goodman (engl.)

 

Andrea Zeindl, 24-03-2010

Bibliographie

AutorIn

Goodman

Buchtitel

Alison: Eona - Drachentochter

Originaltitel

EONA - The Last Dragoneye

Erscheinungsort

München

Erscheinungsjahr

2010

Verlag

cbj-Verlag

Übersetzung

Andreas Heckmann

Seitenzahl

512

Preis in EUR

19,50

ISBN

978-3-570-13565-5

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Goodman wurde 1966 geboren, lebt in Melbourne und unterrichtet kreatives Schreiben. Bei dem prämierten Werk Eona - Drachentochter handelt es sich um den ersten Teil ihrer All-Age-Fantasy.