Susan Beth Pfeffer, Die Welt, wie wir sie kannten

Buch-Cover

Wie würde unser Leben ohne die zivilisatorischen und technischen Errungenschaften wie Strom, Telefon, Fernsehen, Auto oder die Lebensmittel aus dem Supermarkt aussehen.

Die amerikanische Schriftstellerin Susan Beth Pfeffer hat in ihrem Die Welt wie wir sie kannten das Horrorszenario einer aus den Fugen geratenen Welt auf eine derart konsequente Art und Weise durchgespielt, dass der Leser immer wieder versucht ist aus dem Fenster zu blicken und sich zu vergewissern, dass die Welt wie wir sie kennen noch existiert.

Anhand der Tagebuchaufzeichnungen der sechzehnjährigen Schülerin Miranda Evans aus Pennsylvania, die sich über einen Zeitraum von knapp elf Monaten erstrecken, erleben wir hautnah mit, wie sich aufgrund einer Naturkatastrophe die Welt über Nacht verändert.

Ausgangspunkt ist ein großer Meteor der auf dem Mond einschlägt und ihn aus seiner ursprünglichen Bahn wirft. Die größere Nähe des Mondes führt in Folge zur Überschwemmung ganzer Küstenstriche und Inseln in allen Regionen der Welt, aber auch zu Vulkanausbrüchen und Erdbeben.

Dabei beginnt alles scheinbar so harmlos. In der Schule ist der bevorstehende Meteoreinschlag auf dem Mond das Hauptthema, das in allen Unterrichtsfächer behandelt wird und zum Zeitpunkt des Einschlags versammeln sich die Schaulustigen auf den Straßen, um dem Spektakel live bei zu wohnen.

Ich glaube, erst in dem Moment wurde allen klar, dass es unser Mond war und dass jeder Angriff gegen ihn auch gegen uns gerichtet war. Ich weiß noch, dass die meisten Leute auf unserer Straße wieder anfingen zu jubeln, aber dann brach der Jubel plötzlich ab und ein paar Häuser weiter fing eine Frau an zu schreien ... (30)

Die in Tagebuchform geschilderten Katastrophen spielen sich konsequenterweise nun vor allem im überschaubaren engeren Umfeld der Familie und der näheren Umgebung ab, was auch damit zusammenhängt, dass nur mehr sehr marginal Nachrichten über Flutwellen, Erdbeben und Vulkanausbrüche aus dem Fernsehen oder über das Telefon bezogen werden können.

Alles beginnt knapp zu werden. Bald gibt es nur mehr für unregelmäßige und für kurze Zeit Strom, Benzin wird knapp und die Menschen beginnen die Supermärkte der Umgebung leer zu kaufen. Als langsam allen klar wird, dass es sich bei den Katastrophen nicht um vorübergehende Erscheinungen handelt, wächst die Angst vor dem Winter. Wie das Leben nach der Katastrophe weitergeht, bleibt schließlich offen.

20. März / Mein Geburtstag. / Ich bin siebzehn und ich bin am Leben und wir haben zu essen. (409)

Susan Beth Pfeffer entwickelt ein unglaublich realistisches Szenario, das den Leserinnen und Lesern unmittelbar unter die Haut geht. Dabei verzichtet sie auf die detaillierte Beschreibung schrecklicher Horrorszenarien, ohne die Beispielsweise eine Hollywood-Verfilmung zu diesem Thema undenkbar wäre. Vielmehr konzentriert sie sich auf die zwischenmenschlichen Details und versucht herauszuarbeiten, was sich im Verhalten der Menschen ändert und was gleich bleibt, was sich als wirklich wichtig im Leben heraus stellt und was nicht.

Pfeffer gelingt es ihre Charaktere überaus lebensnahe darzustellen. Wir erleben die Spannungen innerhalb Mirandas Familie, aber auch ihren festen Zusammenhalt, der durch die Krise noch verstärkt wird, sowie die erste große Liebe Mirandas. Pfeffer beschreibt aber auch, wie unterschiedlich Menschen auf eine Katastrophe reagieren können, was besonders anhand von Mirandas tief religiöser Freundin Megan gezeigt wird, die das Ganze als Zeichen Gottes deutet und immer mehr auf ihr Essen zu verzichten beginnt.

Susan B. Pfeffers fiktiver Roman über eine Naturkatastrophe ist eine überaus lesenswerte Auseinandersetzung mit der menschlichen Gesellschaft und dem Verhalten von Menschen in Krisensituationen. Mit viel Einfühlungsvermögen, Präzision und Hintergrundwissen beschrieben, erleben wir eine Katastrophe hautnah mit, die wir nie selbst erleben mögen. Ein Buch das zu lesen sich lohnt.

Susan Beth Pfeffer, Die Welt, wie wir sie kannten. Übers. Annette von der Weppen, ab 14 Jahren
Hamburg: Carlsen-Verlag 2010, 410 Seiten, 18,40 EUR, ISBN 978-3-551-58218-8

 

Weiterführende Links:
Carlsen-Verlag: Susan Beth Pfeffer, Die Welt, wie wir sie kannten

 

Andreas Markt-Huter, 09-04-2010

Bibliographie

AutorIn

Susan Beth Pfeffer

Buchtitel

Die Welt, wie wir sie kannten

Originaltitel

Life as we knew it

Erscheinungsort

Hamburg

Erscheinungsjahr

2010

Verlag

Carlsen-Verlag

Übersetzung

Annette von der Weppen

Seitenzahl

410

Preis in EUR

18,40

ISBN

978-3-551-58218-8

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Susan Beth Pfeffer wollte schon in der ersten Klasse Schriftstellerin werden und ist sehr glücklich, dass es geklappt hat. Sie liebt Eislaufen, Kino und ungesundes Essen. Sie lebt mit ihren beiden Katzen Emily und Alexander in Middletown, New York.