Marianne Musgrove, Als Opa alles auf den Kopf stellte

Die Geschwister Elizabeth und Thalia Mackenzie haben ihre Eltern bei einem Bootsunfall verloren. Seitdem leben die beiden bei ihrem Großvater, den sie liebevoll "Pirat" nennen. Als ihr Großvater eines Tages unerwartet von der Leiter fällt, bemerken die beiden Mädchen, dass er sich verändert hat.

Vor allem die Erklärung seines Leitersturzes erscheint alles andere als vernünftig. Er habe die Batterie im Rauchmelder wechseln wollen, erzählt er den beiden Mädchen, obwohl er doch selbst den Rauchmelder an das Stromnetz angeschlossen hatte.

Elizabeth muss Thalia versprechen niemandem von der eigenartigen Veränderung ihres Großvaters zu erzählen, auch nicht ihrer schwangeren Halbschwester Lydia. Sie befürchten, dass ihr Großvater ins Altersheim kommt und sie selbst in einem Kinderheim untergebracht werden müssen.

Während Tahlia sich mitten in der Pubertät befindet und nur ihre Tanzvorstellung im Kopf hat, an der sie unbedingt teilnehmen will, fühlt sich Elizabeth, die Ich-Erzählerin, mit Spitznamen auch Kenzie genannt, von der Betreuung ihres Großvaters zunehmend überfordert. Er wird immer vergesslicher, verlegt das Bügeleisen im Kühlschrank und die Bohrmaschine in der Speisekammer und verwechselt sie immer häufiger mit ihrer Mutter Meredith. Vor allem aber unternimmt er immer häufiger Fluchtversuche, die Elizabeth immer mehr in Panik versetzen.

"Opa", sagte ich und berührte seinen Arm. Er schüttelte mich ab. "Ich will nicht in die Schule", jammerte er. "Ihr könnt mich nicht zwingen." "Was?" "Miss Steele hasst mich." "Was redest du denn da? Wer ist Miss Stelle?" Opa starrte mich an "Meine Lehrerin natürlich." Ich starrte erschrocken zurück. Was war denn los mit ihm? Plötzlich ging mir auf, dass er sicher schlafwandelte. (37)

Es wird zunehmend schwieriger die immer offensichtlicher werdende Demenz ihres Großvaters vor den Nachbarn und der Außenwelt zu verbergen, zudem geht ihnen das Geld für das Alltagsleben aus. Als Kenzie nach einem Einkauf im Supermarkt nach Hause kommt, findet sie ihren Großvater nicht mehr schlafend in seinem Zimmer vor.

Marianne Musgrove schildert realistisch und mit viel Einfühlungsvermögen den Versuch zweier Mädchen, die zunehmende Demenz ihres Großvaters zunächst zu übersehen und später zu verbergen. Neben dem schwierigen Umgang mit der Erkrankung des Großvaters gibt es auch zahlreiche Spannungen zwischen den Geschwistern untereinander.

Trotz der ernsten Themen, die im Roman behandelt werden, wie Tod der Eltern, Alterskrankheit, Selbstfindung, Angst vor dem Alleinsein und erste Liebe erzählt Musgrove die Geschichte alles andere als tragisch oder deprimierend. Mit feinem Humor schafft sie ein überaus lesenswertes, unterhaltsames und empfehlenswertes Stück Literatur, das von der ersten bis zur letzten Seite fesselt.

Marianne Musgrove, Als Opa alles auf den Kopf stellte. Übers. Gabriele Haefs, Ill. Martina Badstuber, ab 9 Jahren
Landsberg: Verlag Beltz & Gelberg 2010, 144 Seiten, 10,30 EUR, ISBN 978-3-407-79971-5
 

Weiterführende Links:
Homepage: Marianne Musgrove
Verlag Beltz & Gelberg: Marianne Musgrove, Als Opa alles auf den Kopf stellte

Andreas Markt-Huter, 26-05-2010